Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
auseinander, reinige die Teile und setz ihn wieder zusammen - und kontrolliere die Schutzvorrichtung um die Flaschen; ich will nicht riskieren, daß noch mehr zu Bruch geht, wenn sie nicht standhalten.«
»Das werden sie schon. Ich halte die neuen Ventile für ziemlich stabil.«
»Wir werden sehen.«
»Das werden wir.« Bast entfernte sich mit einem Kopfnicken.
Riccetti gab Ahira ein Zeichen, und die beiden machten sich auf den Weg zu einer anderen Höhle. Hinter ihnen verklang der Lärm der Maschinen.
»Ich will hoffen, daß du gehörig beeindruckt bist?« Als Ahira nickte, sprach Riccetti weiter: »Vor ungefähr einem Jahr fragte Karl mich nach Plänen für einen Telegraphen, und dabei kam heraus, was du eben gesehen hast. Ich denke, wir können ihm einen günstigen Selbstbausatz anbieten, jetzt, da wir die neue Hämatitschicht entdeckt haben.«
Die Höhlen waren ein Gewirr von Bewegung, Geräuschen und Gerüchen.
Riccetti führte ihn um eine Linksbiegung und in den Wohnbereich der Anlage. An einem Posten vorbei traten sie in die Unterkunft des Ingenieurs. Das Zimmer hatte sich nicht sehr verändert, nur schlief Riccetti jetzt in einem richtigen Bett statt auf einer Pritsche.
In einer Ecke rasselte der Telegraph vor sich hin.
Riccetti schien ihm keine besondere Aufmerksamkeit zu schenken; vermutlich waren die übermittelten Nachrichten nicht besonders wichtig, dachte Ahira, doch er billigte diesen Dauerbetrieb. Zu wissen, daß die Anlage einwandfrei funktionierte, hatte etwas Beruhigendes.
Doch was hatte der junge Mechaniker noch gesagt ...
»Hydroxid?« fragte Ahira.
»Richtig - elementare Elektrolyse. Leite Gleichstrom durch einen Wasserbehälter, sammle die aufsteigenden Blasen in Gläsern und verdichte die Gase in einem Kompressor ...«
»Mit Elektromotor?«
»Nächstes Jahr; zur Zeit wird er noch im wahrsten Sinne des Wortes mit Pferdestärken betrieben. Jedenfalls, wir stecken die Gläser in Kupferflaschen und erhalten Flaschengas.«
»Das hätte ich mir denken können.«
»Hä?«
»Wenn man Gas in eine Flasche füllt, ist es Flaschengas.«
»Ungemein vielseitig verwendbar«, erklärte Riccetti. »Schon mit Hydrogen allein erzielt man beim Schweißen eine sehr heiße Flamme.«
»Ich weiß; praktisch.« Ahira nickte.
»Warte bis nächstes Jahr - wenn wir das Problem mit den Ventilen gelöst haben. Dann haben wir vielleicht sogar elektrisches Licht - besonders Aeia schwärmt davon, wie sie den Farmern Abendunterricht erteilen kann, sobald wir über eine ordentliche Beleuchtung verfügen.«
Aeia ... Ahira lächelte.
Als er sie zum erstenmal sah, war Aeia ein schwer mißhandeltes kleines Mädchen, das Karl, Walter und Chak aus den Fängen eines Sklavenhändlers gerettet hatten; sie wirkte dürr, ungelenk und schlicht.
Als er sie das letztemal sah, war sie bezaubernd, eben im Begriff, zu voller weiblicher Schönheit zu erblühen. Er war bereit, jede Summe zu wetten, daß sie sich inzwischen zu einer Augenweide entwickelt hatte.
»Wie geht es ihr?«
»Gut, aber ... Ich glaube nicht, daß wir sie noch lange bei uns haben werden.« Riccetti schüttelte den Kopf. »Gar nicht mehr lange. Glaub bloß nicht, daß Bren Adahan nur hier ist, um Valeran bei der Beaufsichtigung von Jason zu helfen. Oder von mir zu lernen, trotz seines aufrichtigen Lächelns. Er ist hinter ihr her, und wie.«
»Du bist nicht einverstanden?«
»Nicht so ganz.« Riccetti schwieg einen Augenblick, bevor er weitersprach. »Ich mache mir Gedanken über die eigentlichen Motive. Meine eigenen eingeschlossen; sie ist eine ausgezeichnete Lehrerin.«
»Das ist schon des Nachdenkens wert.« Des Kaisers Tochter zu heiraten war kein übler politischer Schachzug für einen unterworfenen Baron aus Holtun. Natürlich bedeutete eine solche Heirat außerdem, daß Aeia Heim verlassen mußte, und vielleicht rührte Lous Mißtrauen daher, daß ihn der Gedanke nicht eben begeisterte.
Ahira nahm sich vor, mit ihr zu reden. »Und wie stehen die Dinge in politischer Hinsicht?«
»Keine Probleme.« Riccetti zuckte die Achseln. »Petros kümmert sich für mich um die lokalen Angelegenheiten - und was Khoral betrifft, so brauche ich nichts weiter tun, als die Wosslieferungen zurückzuhalten, sobald er anfängt zu nörgeln. Wirkliche Schwierigkeiten bereiten uns nur die Angehörigen der Stoßtrupps.«
Ahira holte tief Atem. »Schlimm?«
Riccetti wiegte den Kopf. »Das alte Lied vom guten Leben. So kräftig, wie wir der Gilde hierherum aufs
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