Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
vorausreiten, um die Sklavenhändler ausfindig zu machen. Und ich habe einen Kriegsrat einberufen. Petros, Bast, Daherrin, Daherrins Stellvertreter, du, ich, Slowotski. Hmmm ... Nehmen wir noch Valeran dazu, Bren, Jason, Aeia ...«
»Warum Jason? Und warum Aeia?«
»Sie trägt einen ebenso hellen Kopf auf den Schultern wie jeder andere, den ich kenne. Und er ist Karls Erbe; früher oder später wird er lernen müssen, sich in einer solchen Lage zu behaupten.«
»Dann ist es entschieden?«
Riccetti kaute auf der Unterlippe. »Bis jetzt ist nur entschieden, daß ein Kriegsrat abgehalten wird.« Er tippte wieder auf die Messingtaste. »Vorläufig.«
Walter Slowotski bewahrte während des größten Teils der Diskussion Stillschweigen. Alle redeten darüber, ob man sich zu Vergeltungsmaßnahmen entschließen sollte, und Walter hatte kein Interesse daran, eine längst beschlossene Sache wieder und wieder durchzukauen. Von Anfang an hatte kein Zweifel daran bestanden, daß Lou den Sklavenhändlern einen Kriegertrupp nachschicken würde, doch vorerst gab er jedem die Gelegenheit, sich die größte Aufregung von der Seele zu reden, während die Packtiere beladen wurden.
Slowotski konnte ihm seine Bewunderung nicht versagen. Riccetti hatte dazugelernt. Was er jetzt praktizierte, war ein Trick, den er wahrscheinlich Karl abgeschaut hatte, und Karl hatte ihn seinerzeit von Walter gelernt.
Der Gegenschlag war notwendig, sowohl in politischer wie auch in finanzieller Hinsicht. Zum einen war den hiesigen Streiftrupps lange keine einträgliche Beute mehr beschert worden - Daherrins Trupp hatte seit über einem Jahr keine Sklavenkarawane mehr zu Gesicht bekommen, und viele seiner Männer und Zwerge hatten sich auf Bergbau und Landwirtschaft verlegt, um die leeren Taschen zu füllen. Der Gedanke an eine nette Sklavenkarawane, die den Schatz eines Elfenbarons mit sich führte, stellte für sie eine unwiderstehliche Verlockung dar.
Es wäre natürlich recht angenehm gewesen, hätte ihnen Ellegon als Luftaufklärer zur Verfügung gestanden, doch der Drache wurde erst in einigen Tagen zurückerwartet, frühestens.
Sogar das stimmte sehr schön mit Karls Doktrin überein, nach der er grundsätzlich vor Ellegons Ankunft zu Streifzügen aufbrach - Ellegons Auftauchen als eine Art 7. Kavallerie der Lüfte hatte mehr Leben gerettet, als Walter zu zählen vermochte.
Trotzdem, ein gewisses Maß an Erkundung war unverzichtbar. Walter hatte so eine Ahnung, wer zu einem solchen Gang aufbrechen würde, sobald die Sklavenhändler einmal entdeckt waren. Es machte ihm nichts aus, wie es Paderewski nichts ausgemacht haben würde, auf dem Klavier ein paar Arpeggios zu spielen.
Ihn störte etwas ganz anderes ...
»Lou - gibt es einen Hinweis darauf, daß es sich bei diesem Überfall um ein Ablenkungsmanöver gehandelt hat, eine List? Versucht die Gilde vielleicht, die Heimwehr auf eine falsche Fährte zu locken?«
»Theoretisch ist so gut wie alles möglich.« Riccetti überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Aber es sieht nicht danach aus.«
Daherrin meldete sich zu Wort: »Und wenn schon. Wir haben diese Kanonen, die für Karl gegossen wurden; es sind ungefähr siebzehn ...«
»Sechzehn«, berichtigte einer der jüngeren Ingenieure. »Die neue ist heute morgen beim Probeschuß auseinandergeflogen.«
»Sechzehn brauchbare Kanonen«, griff Riccetti den Gedankengang auf, während Daherrin die Berichtigung mit einem Lächeln und Kopfnicken zur Kenntnis nahm, »die wir auf dem Hügelkamm in Stellung bringen können. Mit Kartätschen läßt sich auch eine ziemlich große Streitmacht in Schach halten. Uns ist nichts davon zu Ohren gekommen, daß eine Armee im Anmarsch wäre. Ich glaube nicht an eine Falle.«
»Also gut, anscheinend handelt es sich nicht um einen Versuch, die Verteidigung von Heim zu schwächen, um es dann angreifen zu können.« Walter hob die Augenbrauen. »Ist es möglich, daß sie einen Streiftrupp hinter sich herlocken wollen? In der Hoffnung, daß wir blind in eine Falle laufen?«
Daherrin sah ihn an, ein gnadenloses Lächeln auf dem Gesicht. »Du denkst immer um tausend Ecken herum, Walter Slowotski. Und wenn es so wäre? Wenn sie uns einen Hinterhalt legen, stürzen wir uns auf sie, töten sie, befreien die Sklaven und nehmen das Gold.«
»Es gefällt mir immer noch nicht.« Walter hegte auch keine Vorliebe für das unbeholfene Englisch, das der Zwerg sprach, aber das ließ er unerwähnt. Eine
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