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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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abwickelten, ließ vermuten, daß die Gilde sich in Sachen Militärwesen weitergebildet hatte und daß die Unsitte, sich kopflos in einen Hinterhalt scheuchen zu lassen, inzwischen ausgemerzt worden war. Schade eigentlich; Daherrin zählte sich zu Karls eifrigen Schülern und würde sich nur schwer zu einer neuen Taktik überreden lassen.
    Zum Glück gab es nicht nur schlechte Nachrichten.
    Zu den wichtigsten Punkten zählte, daß keine Gewehre zu sehen waren und keine Spur von dem Pulver der Sklavenhändler. Als zweiter Pluspunkt kam hinzu, daß sie sich zwar überreich mit Armbrüsten und Hornbogen eingedeckt hatten, doch Langbogenschützen vermochte Walter keine zu entdecken. Das war gut. Für die Form des Nahkampfs, die nicht eben Fuß an Fuß ausgetragen wurde, war der Langbogen die gefährlichste hier vorkommende Schußwaffe - in den Händen von jemandem, der damit umzugehen verstand, und dazu gehörte schon einiges.
    Hmmm ... Daß die Anzahl der Feinde geringer war, als Khorals Boten gemeldet hatten, überraschte Walter nicht im mindesten. Berichte von Schlachten wurden mit jedem Erzählen farbenfroher, und die Überfälle auf die Städte in Therranj hatten inzwischen einige Ausschmückungen erfahren.
    Gegen einen zweifach überlegenen Feind zu kämpfen, war noch gar nichts; als Walter zuletzt der Geschichte gelauscht hatte, wie der legendäre Karl Cullinane,Ohlmin und seine Sklavenjäger tötete, verfügte Ohlmin über eine Schar von tausend Kriegern, und Karl hatte sie allesamt mit dem Schwert des Arta Myrdhyn niedergemetzelt.
    Walter Slowotski verschluckte ein Kichern.
    Er war dabei gewesen, und es hatte sich ganz anders zugetragen, ganz anders. Zu guter Letzt hatten sie es mit exakt sechs Sklavenjägern zu tun, von denen Walter vier mit der Armbrust ausschaltete, während Karl sie mit einer - zugegeben sehr hübschen - Zurschaustellung seiner Fechtkünste ablenkte. Und natürlich hatte Karl in jener Nacht ein ganz gewöhnliches Schwert getragen, nicht die magische Klinge, von der sie erst viel später erfuhren.
    Ohlmin endete auch nicht durch den berühmten einzigen Hieb, der ihn in zwei Hälften spaltete; tatsächlich war er ein besserer Fechter als Karl, und obwohl es Karl gewesen war, der den Bastard erledigte, tat er es mit einem halben Dutzend plumper Holzfällerschläge, während Ohlmin sich über dem Bolzen krümmte, den Walter ihm in den Leib geschossen hatte.
    ... ihm klugerweise in den Leib geschossen hatte, berichtigte Walter seinen uncharakteristischen Abstecher in Bescheidenheit.
    Es war tatsächlich eine gute Idee gewesen. So gut Karl mit dem Schwert umzugehen verstand, Ohlmin war ihm überlegen und hätte den großen Mann in kleine Stücke zerhackt, wäre Slowotskis Armbrustbolzen ihm nicht dazwischengekommen .
    Und wenn ich so schlau bin, dachte er, warum habe ich Lou gegenüber die Möglichkeit verschwiegen - Teufel, die Wahrscheinlichkeit -, daß wir gar nicht so viele Leute brauchten, wie er abzustellen bereit war?
    Die Frage ließ sich ohne weiteres beantworten: Während Lou darauf bestanden hätte, nicht mehr Leute als unbedingt nötig loszuschicken, ging Walter lieber auf Nummer Sicher, und er wollte Lou keinen Vorwand liefern, die Größe des Verfolgertrupps zu verringern. Hafenkapitäne liebten es, Schiffe in ihrem Hafen liegen zu sehen; Standortkommandanten fanden den Anblick leerer Exerzierplätze deprimierend.
    Dennoch, selbst bei einem Verhältnis von hundert Kriegern zu siebzig war ein Unternehmen wie das ihre weder ein Kinderspiel, noch garantierte die zahlenmäßige Überlegenheit einen - auf ihrer Seite - unblutigen Verlauf der Kampfhandlungen.
    Walters Karten befanden sich in den Satteltaschen seines Pferdes, und sein Pferd hatte er in einiger Entfernung zurückgelassen; er konnte sich an diesen Pfad nicht mehr genau erinnern, doch er wußte, daß er irgendwo in die Hauptstraße nach Wehnest mündete, und das konnte Schwierigkeiten bedeuten. Wenn die Verfolger aus Heim zu lange warteten, mußten sie auf dem freien Gelände um die Stadt zuschlagen. Viel günstiger war es, die Sklavenjäger in den Wäldern anzugreifen; ein Hinterhalt, ob kunstvoll ersonnen oder nach altbewährtem Schema, war jederzeit einem direkten Zusammenstoß auf einer Handelsstraße vorzuziehen.
    Der letzte Reiter trabte unter ihrem Versteck vorbei. Jason wartete, bis er verschwunden war, dann wandte er sich an Walter.
    »Onk...«
    Slowotski streckte blitzartig den Arm aus und legte ihm die Hand vor den

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