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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Platz genommen hatte. Terumel erwiderte den Blick gelassen, obwohl Karl absichtlich genau auf dem Punkt stehenblieb, wo er Terumels Vater getötet hatte.
    Karl wandte sich dem Tisch zu, an dem die Barone saßen, die aus Bieme mit einem Ratgeber oder Majordomus zur Seite, die aus Holtun mit dem jeweiligen Kommandanten der Besatzungstruppen. Allerdings gab es eine Ausnahme. Vilmar Baron Nerahan bildete den Gegenstand zahlreicher schweigender Vermutungen, denn er saß allein, der Platz zu seiner Rechten wirkte geradezu aufdringlich leer.
    Der holtische Baron mit der scharfgratigen Nase und dem struppigen Schnurrbart erinnerte Karl jedesmal aufs neue an ein Wiesel und gemahnte ihn daran, daß es nicht angezeigt war, einen Menschen nach seinem Äußeren zu beurteilen - obwohl der kleine Mann in einem Theaterstück die Idealbesetzung für die Rolle des geckenhaften Einfaltspinsels zu sein schien, war der Baron diszipliniert, kompromißlos gerecht, und es lag ihm mehr daran, daß seine Baronie soviel wie möglich von dem Staatenbund profitierte, als an dem Auswetzen alter Scharten.
    Ellegon hatte das Bewußtsein des kleinen Mannes mit besonderer Sorgfalt durchforscht und zeigte sich beeindruckt von seiner Intelligenz und Entschlossenheit.
    Karl juckte es nicht wenig, den Bastard zu erdrosseln für einige der Dinge, die er in den Holtun-Bieme-Kriegen angerichtet hatte ... aber das hätte gegen die von ihm selbst erlassene Amnestie verstoßen.
    Also schenkte er Nerahan ein wohlwollendes Lächeln.
    Gib mir nur einen Grund, Nerahan. Einen klitzekleinen Grund, und ich töte dich mit meinen eigenen Händen.
    Manchmal saß einem das Leben wahrhaftig quer im Hals. Nerahan benahm sich seit dem Ende des Krieges wie ein gottverdammter Pfadfinder und bot Karl nicht den geringsten Anlaß, gegen ihn vorzugehen. Es bestand auch keine Aussicht, daß sich daran etwas änderte: abgesehen davon, daß der Baron wußte, was ihm blühte, wenn er sich gegen Karl stellte, sagten ihm die Veränderungen zu. Er war ein brutaler Mann, aber anpassungsfähig.
    Hinter Nerahans Stuhl stand schweigend General Kevalun und sah mehr nach einem von Nerahans Gefolgsmännern aus, als nach dem Militärkommandeur dieser Baronie. Ein junger Gefolgsmann noch dazu - das kurzgeschnittene blonde Haar war mit den Jahren nicht schütter geworden, und in seinem Gesicht zeigte sich kaum ein Fältchen. Kevalun sah aus wie etwa fünfundzwanzig, zu jung um General zu sein, aber er war tatsächlich der Vater einer sechzehnjährigen Tochter.
    »Eröffnen möchte ich die Versammlung damit«, sagte Karl, nachdem er seinen Sitz am Kopf der Tafel eingenommen hatte, General Garavar links von sich, Thomen Furnael auf dem Ehrenplatz rechts, »daß ich offiziell verlautbare, was alle längst vermuten: Mit sofortiger Wirkung ist das Kriegsrecht in der Baronie Nerahan aufgehoben, der Militärgouverneur ebendort wird von seinem Posten abberufen und wieder auf seinen Posten in der Leibgarde versetzt.« Karl nickte Kevalun zu. »General, ich danke Euch für die Dienste, die Ihr Holtun-Bieme erwiesen habt. Ich bin mit Eurer Arbeit sehr zufrieden.«
    Zustimmendes Nicken von den übrigen Militärkommandeuren am Tisch und einigen der biemischen Barone, von. den Fürsten aus Holtun schien einzig Nerahan an den Worten des Kaisers Gefallen zu finden. »Wenn«, sagte er und hob einen Finger, um die Bedeutung des Wortes zu unterstreichen, »wenn der Kaiser je ... geneigt sein sollte, auf Eure Dienste zu verzichten, General, dann habe ich einen Posten für Euch.«
    Der vielen Zuschauer wegen nahm Kevalun die Worte auf, wie sie gemeint waren. »Vielen Dank, Baron.« Er verneigte sich vor Nerahan - zum allerersten Mal.
    Karl lächelte. »Ihr seid entlassen, Kevalun. Später könnt Ihr mit Garavar Eure neuen Aufgaben besprechen.« Er achtete darauf, nicht zum entgegengesetzten Ende des Tisches zu sehen, wo Baron und Baronin Keranahan neben dem Militärgouverneur ihres Landes saßen.
    Kevalun sollte in der Baronie Irulahan an die Stelle von General Caem'l treten, der seine Aufgabe einmal mit beinahe preußischer Strenge und dann wieder mit Marshallplan-Schwammigkeit erfüllte. Karl hatte keine Vorbehalte gegen die Hinrichtung von Leuten, die den Widerstand schürten, doch es war schlichtweg dumm, irgendwelche Verdächtigen aufzuknüpfen, die angeblich seine Steuereinnehmer ausgeraubt hatten, statt die Fürsten an den Galgen zu bringen, die sich an diesem Unwesen bereicherten. Adlige Hälse brachen mit

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