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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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wußte, daß er Pancho Villa jagte; Sharon war zu jedem Zeitpunkt über die Schlupfwinkel der PLO unterrichtet.
    Dagegen war Karl auf die Nachrichten von Danagar angewiesen, der sich noch nicht aus Nyphien zurückgemeldet hatte - was an sich schon zur Besorgnis Anlaß gab -, und daher wußte er immer noch nicht, wer für diesen Zwischenfall verantwortlich zeichnete, noch wo man nach ihm suchen mußte.
    Während es für einen den Maximen der Realpolitik verhafteten Baron vermutlich keinen großen Unterschied machte, mußte Karl sich schulterzuckend eingestehen, daß er noch der altmodischen Vorstellung huldigte, Strafmaßnahmen auf die tatsächlich Schuldigen zu beschränken. Es ließ sich nicht vermeiden, daß in einem Krieg Unschuldige den Tod fanden, doch sollte man sich wenigstens bemühen, den Schaden auf die Unschuldigen der gegnerischen Seite zu beschränken.
    Immerhin, staatspolitisch betrachtet, wenn die Nyphier ihrer Regierung erlaubten, Raubzüge nach Holtun-Bieme zu unternehmen, war es gerechtfertigt, sie insgesamt zur Verantwortung zu ziehen.
    Aber was, wenn Ahrmin dahintersteckte? Was, wenn die Gilde der Drahtzieher war, wie damals bei dem Holtun-Bieme-Krieg?
    Er brauchte Zeit. Ellegon konnte jeden Tag eintreffen, und vielleicht gelang es ja dem Drachen, etwas herauszufinden - nur, verlassen durfte man sich darauf nicht. Wenn Pugeer diesen Zwischenfall in die Wege geleitet hatte, war er bestimmt nicht so einfältig, seine Abgesandten darüber aufzuklären.
    Karl würde ein persönliches Zusammentreffen mit Pugeer vereinbaren müssen, und natürlich brauchte er Ellegon, um die Gedanken des Barons zu lesen.
    Und wenn Pugeer der Schuldige war?
    Er glaubte fast, die Stimme Walter Slowotskis zu hören: Wer mit dem Feuer spielt ...
    Wenn sich Pugeers Schuld herausstellte, war er ein toter Mann.
    Karl wandte sich an Thomen Furnael. »Du hast dich gar nicht geäußert, Thomen. Ich würde gerne deine Meinung hören.«
    »Das bezweifle ich. Sie paßt vielleicht nicht hierher.«
    Er weiß Bescheid!
    Karl bewahrte einen ernsten Gesichtsausdruck, als der Junge ihn mit kühlen Blicken musterte.
    »Ich halte diese ganze Diskussion für verfrüht«, fuhr Thomen fort. »Vermutungen sind nicht ausreichend, wenn die Möglichkeit besteht, sich zu vergewissern. Ich bin der Meinung, wir sollten auf Danagar warten.« Er schien im Begriff zu sein, noch mehr zu sagen, doch hielt er sich zurück. »Abwarten, bis wir genau Bescheid wissen.«
    »Zu meinem Standpunkt habt Ihr nichts zu sagen?« erkundigte sich Nerahan munter. »Ihr haltet ihn nicht für empfehlenswert?«
    »Wenn ... wenn wir zweifelsfrei herausgefunden haben, daß nicht die Nyphier die Schuldigen sind, dann können wir ihnen das mitteilen. Es wäre unmoralisch, jemanden für etwas zu bestrafen, das er nicht zu verantworten hat.« Er wandte sich wieder an Karl. »Ihr wolltet meine Meinung hören. Das ist sie.«
    Karl nickte. »Und es ist eine durchdachte Meinung. Tyrnael, Thomen, wir haben noch etwas zu besprechen. Ihr anderen seid entlassen.«
    Er fing Andys Blick auf. »Ihr alle.« Bei diesem Gespräch wollte er sie nicht dabeihaben.

Kapitel siebzehn
Cowboy
    Das Fehlen von Romantik in meinem Werk wird es, so befürchte ich, manchem Leser uninteressant erscheinen lassen.
    Thukydides
    »Drunten im Tal«, sang Jason Cullinane, während er auf Nachtwache seine Bahnen zog und den Blick über das Meer gehörnter Schädel wandern ließ.
    Ohne im Singen innezuhalten, nahm er sich zum wiederholten Mal vor, seinem Vater eine Frage zu stellen - falls es je soweit kam, daß er ihm wieder unter die Augen treten konnte.
    In der Zwischenzeit sang er weiter. Wenn er eine kurze Pause machte, um Atem zu schöpfen, konnte er in einigen hundert Metern Entfernung den schrägen Trauermarsch hören, mit dem Ceenan die dämlichen Rindviecher beglückte.
    »Drunten im Tal ...«, sang Jason. Er hatte eine lustige Singstimme, aber den Kühen war es egal.
    Ob es nun stimmte oder nicht, Falikos hing dem unter Viehzüchtern und -treibern weit verbreiteten Glauben an, daß der Gesang die Kühe davon abhielt, in eine Stampede auszubrechen. Während des Tages, wenn sich die Herde in Bewegung befand, war eine Stampede höchstens ärgerlich; das Vieh verstreute sich in alle Winde, doch in den meisten Fällen behielt es die grobe Marschrichtung bei.
    Bei Nacht konnte eine Stampede den Tod bedeuten. Ein plötzliches Geräusch reichte aus, um die leicht erregbaren, dummen Geschöpfe in alle

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