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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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sich ein.
    Tyrnael schaute von einem zum andern. »Also? Lassen wir die Dinge auf sich beruhen?«
    Thomen schüttelte den Kopf. »Nein. Wir forschen nach, wir senden Spione aus, wir bringen die Truppen in Stellung ...«
    »Könnte das nicht erst recht einen Krieg zwischen uns und Nyphien heraufbeschwören?« Tyrnael neigte den Kopf zur Seite. »Sollten wir nicht besser den ersten Schlag führen?«
    »Am besten führen wir überhaupt keinen Schlag, wenn die Nyphier nicht die Übeltäter sind.« Thomen Baron Furnael beugte sich vor. »Ihr werdet es abwarten müssen, genau wie wir. Seine Majestät wird Pugeers Botschafter kommen lassen und ihm unmißverständlich klarmachen, daß wir einen Vergeltungsschlag nur dann führen werden, wenn Nyphien die Bluttat begangen hat.«
    »Und wenn sie es waren?« wollte Tyrnael wissen, der nicht sehr begeistert wirkte.
    »Baron, als ich ein Junge war, während des Krieges, wollte mein Vater meine Mutter und mich in Sicherheit wissen und schickte uns fort. Wir fielen in die Hände von Sklavenjägern und wurden verkauft.«
    Einen Moment lang glaubte Karl, Thomens Vater dort stehen zu sehen, wie er sein Glas so fest umklammerte, daß die Knöchel weiß hervortraten. »Über diese Zeit werde ich mich nicht äußern, Baron«, meinte Thomen leise und mit gleichmäßigen Pausen zwischen den einzelnen Worten. »Es war nicht angenehm. Nicht für meine Mutter; auch nicht für mich.«
    Nachdem er Glas und Flasche auf den Boden gestellt hatte, zog Thomen Furnael den Dolch aus dem Gürtel und wog ihn in der Hand. »Ich schwöre, Baron, daß wir unser Möglichstes tun werden, die Bastarde zu finden, die Euren Leuten angetan haben, was auch mir angetan wurde, und wenn wir sie erwischen, sind sie des Todes.«
    Der junge Baron schob das Messer in den Gürtel zurück. »Und sollten wir Gefangene machen, werden Ihr und ich mit eigener Hand die Würgeschlingen knüpfen und zusehen, wie die Schufte in der Luft tanzen und um einen weiteren Atemzug betteln. Außer, Ihr wollt auch mit Hand anlegen, Euer Majestät.«
    Karl Cullinane lächelte. »Mit den Jahren, Thomen, wirst du merken, daß es nicht darauf ankommt, wer es tut.«
    Thomens Zorn auf ihn war keineswegs verraucht, doch der junge Baron ließ sich davon nicht beeinflussen. Karl mußte ihn bewundern; obwohl er Karl nicht verziehen hatte, daß und wie er ihm in den Weg getreten war, stand jetzt eine politische Entscheidung im Mittelpunkt, und Politik und Gefühle vertrugen sich nicht.
    Eigentlich hatte Thomen nur seinen gesunden Menschenverstand walten lassen: Der Kaiser wollte sich in Gefahr begeben - aber der Kaiser durfte sich nicht in Gefahr begeben. Er konnte es sich gleichfalls nicht erlauben, einen Baron mit eigenen Händen zu erwürgen, um ihn zum Schweigen zu bringen, so groß die Versuchung auch sein mochte.
    Deshalb: »Einverstanden, Thomen. Wir werden uns nach deinen Vorschlägen richten.« Karl trank sein Glas aus und schüttelte nach einem verlangenden Blick auf die Flasche bedauernd den Kopf. Es gab noch zuviel zu tun. »Zuerst müssen wir entscheiden, wie viele Truppen wir nach Tyrnael entsenden. Ich möchte Nerahan dabeihaben«, er betätigte zweimal den Klingelzug, »da er sich besser mit Kanonen auszukennen scheint als ihr übrigen.«
    »Kanonen?«
    Karl Cullinane setzte sich an seinen Schreibtisch, holte Papier aus der Lade und griff nach einer Karte der Grenzgebiete. »Kanonen.« Er breitete die Karte auf dem Boden aus und stellte einen Kasten mit Spielfiguren daneben. »Wenn wir uns auf einen Krieg mit den Nyphiern einlassen, dann werden wir sie in der Luft zerfetzen.« Die Tür öffnete sich. »Nartham. Gut - ich wünsche Garavar und Nerahan bei mir zu sehen. Sofort.«
    Karl Cullinane rieb sich die müden Augen und schaute von Nerahan zu Garavar und weiter zu Thomen und Tyrnael. »Hat noch jemand einen Vorschlag?«
    General Garavar, der am nördlichen Rand der Karte kniete, beugte sich nach vorn. »Ich kann mir keine einschneidenden Verbesserungen mehr vorstellen«, meinte er und tippte auf die Karte, »außer Ihr entschließt Euch, diese Batterie von hier nach hier zu verlegen.«
    »Gefällt mir nicht.« Tyrnael schüttelte den Kopf. »Nicht nah genug an der Grenze. Die Kanonen lassen sich nur schwer rangieren; ich möchte sie so dicht bei der Truppe haben wie nur möglich.«
    Das klang sinnvoll, sowohl für den Fall des Angriffs wie der Verteidigung.
    »Hmmm ...« Nerahan hob einen Finger an die Lippen und legte ihn dann auf

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