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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Wirkung sich zeigt.«
    Es schien nicht zu klappen. Ich hatte nicht genug in der Hand, um Erol Lyneian gegen Daeran auszuspielen. Alles, was ich tun konnte, war Zeit zu gewinnen. Doch wofür?
    Vielleicht konnte sich Tennetty von ihren Fesseln befreien.
    Sie verstand die Situation offensichtlich überhaupt nicht; sie lächelte. Verrücktes, idiotisches Weib. Hatte sie denn schon vergessen, wie sehr sie verletzt worden war? Begriff sie denn nicht, daß wir im Grunde alle schon tot waren und ich nichts anderes tat, als uns Zeit für ein Wunder zu verschaffen, das doch nicht eintreffen würde?
    Jason begann ebenfalls zu lächeln. Dieser Schwachkopf.
    Ich habe ja nichts dagegen, wenn sich jemand wie ein Held benimmt, aber das hier war einfach lächerlich.
    Ahira war tot, und wir alle waren so gut wie tot, doch dieser verfluchte Narr grinste nur vor sich hin ...
    In diesem Moment bemerkte ich grobe Finger, die sich in meinem Rücken an den Fesseln zu schaffen machten.
    Ich nehme an, daß Daeran irgend etwas an meinem Gesichtsausdruck auffiel. Er zog eine Augenbraue hoch und kam einen Schritt auf mich zu.
    Ich spie Blut auf das Deck. Blut eignet sich immer, um Aufsehen zu erregen.
    »Der Heiltrank«, sagte ich. »Ich sage kein Wort mehr, ehe nicht meine Freunde und ich welchen erhalten.«
    »Später, jetzt sprecht erst mal über die Details«, forderte Daeran.
    »Augenblicklich«, verlangte ich. »Oder ich beiße mir die Zunge ab, und Ihr werdet nie etwas über das Geheimnis der Herstellung erfahren.«
    Die geheime Herstellung war gar nicht so schwierig. Man zerreibt die Bestandteile getrennt voneinander, wirft sie in ein Faß, fügt entweder Wasser hinzu, noch besser wäre Urin, und am besten Wein. Dann muß man rühren, rühren und rühren, bis der Arm sich anfühlt, als würde er gleich abfallen. Dann noch ein bißchen rühren. Jetzt drückt man diese teigähnliche Masse durch ein Drahtgitter, um sie noch sorgfältiger zu vermischen. Das nennt man Körnung. Man muß es wirklich sehr sorgfältig trocknen - und dann ist es fertig. Es ist gefährlich, Leute. Probiert es nicht zu Hause aus. Schwierig herzustellen ist es aber nicht.
    »Ihr blufft schon wieder«, sagte Daeran.
    »Dann stellt mich auf die Probe«, pokerte ich weiter.
    Er seufzte nicht einmal. »Diesmal nicht. Diesmal lasse ich Euch gewinnen.« Er ging einen Schritt auf mich zu.
    Die Finger hinter mir verschwanden. Ahira, der sich irgendwie an der Schiffsseite festgehalten haben mußte, indem er wahrscheinlich auf dem Rand eines Bullauges oder etwas Ähnlichem gestanden hatte, duckte sich nach unten.
    »Nein, die zuerst.« Ich nickte zu den anderen hin. Sie hatten es nötiger als ich, besonders Tennetty und Jason, und außerdem wollte ich die Hände frei haben.
    Daeran hatte sich entschieden, sein Temperament zu zügeln. Er würde noch genug Gelegenheit haben, mich für meine Frechheiten zu bestrafen. Und nur weil er den anderen vom Heiltrank gab, schloß das nicht aus, daß er sie später nicht doch noch töten würde.
    »Also gut.« Er ging zu Tennetty und hielt ihr die Flasche mit dem Heiltrank an die Lippen.
    Die Hände in meinem Rücken waren wieder da und beendeten ihr Werk; dann drückten sie mir einen Messergriff in die Hand, aber das Messer wurde wieder zurückgezogen. Die groben Finger legten einen Lederriemen in meine Hände, schlossen meine Finger um den Riemen, gaben meiner Hand einen abschließenden, kurzen Klaps und verschwanden wieder.
    Danke dir, Ahira, verfluchten Dank.
    Er war es. Das war keine Frage. Ich kannte die Berührungen seiner Hände. Und einem geschenkten Gaul schaute ich nicht ins Maul, jedenfalls nicht dann, wenn er der einzige Weg in die Freiheit ist. Mein bester Freund war am Leben und konnte sich frei bewegen und ...
    Natürlich. Manchmal bin ich schwer von Begriff. Er wollte mich nicht auf den Arm nehmen, sondern mir die Auswahl unserer Waffen zeigen. Und er hatte mir zu verstehen gegeben, welche Waffe in dieser Situation für mich am besten geeignet wäre. Er vertraute darauf, daß ich seine Absichten verstehen würde.
    Wir hatten Lederriemen - diejenigen, die meine Handgelenke gefesselt hatten, kein Zweifel. Und wir hatten ein Messer.
    Gut, das war ein Anfang.
    Das Messer würde Tennetty bekommen. Ahira würde versuchen, an der Schiffswa nd außen herum einen Weg zu fin den, um nicht ins Blickfeld zu geraten. Nein, das würde er nicht. Wenn er wieder hinunterfallen sollte, wäre er nicht in der Lage, noch einmal aus dem Wasser

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