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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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herausquetschte.
    Aber Ahira war über Bord gefallen und lag zehn Meter tief unter Wasser.
    Tot.
    Ich sah nur eine Chance, wenn überhaupt. Die Kräfteverhältnisse an Bord waren in etwa ausgewogen, aber sie standen auf Messers Schneide. Mit den Verlusten, die wir seinen Leuten zugefügt hatten, waren Daeran und Erol Lyneian mit ungefähr gleichstarken Truppen auf dem Schiff. Daeran würde diese Pattsituation nicht dadurch gefährden, daß er Leute um Truppennachschub ausschickte - nur um Erol Lyneian mit der vollständigen Vernichtung zu drohen.
    Die beiden würden sich eher einigen, bevor sie das Geheimnis aus mir herausfolterten; sie würden ein entzückendes kleines Arrangement treffen, eine Art ›Mißtrauensantrag‹, mit dessen Hilfe sie auf der Anderen Seite landen würden.
    Ich mußte alles auf eine Karte setzen. Es war uns gelungen, das Geheimnis des Schwarzpulvers seit rund zwanzig Jahren zu hüten - in den Jahren, in denen die Zauberer von Pandathaway einen teuren Ersatzstoff erfanden, und in denen Riccetti die rauchlose Munition für Patronenwaffen wieder entdeckte, und was da noch so alles gewesen war.
    Nun aber hieß es: jetzt oder nie. Ich entschied mich für ›jetzt‹. »Salpeter - das sind Kristalle, die unter alten Misthaufen gefunden werden können.«
    »Nein«, rief Bast. »Verrat es ihm nicht. Im Namen des Ingenieurs, halt den Mund! Tu es nicht!«
    »Salpeter«, wiederholte ich. Ich war nicht mehr zu bremsen. »Von Salpeter fünf Teile, von Holzkohlenstaub - Weide eignet sich am besten - drei Teile und von Schwefel zwei.«
    »Das ist das Gegengift?«
    »Nein, nein, nein«, sagte ich. »Das ist Schießpulver. Schwarzpulver. Die Herstellung ist knifflig, aber das sind die Bestandteile: Salpeter, Holzkohle und Schwefel - fünf, drei und zwei.«
    Ein verirrtes Lächeln spielte um Erol Lyneians Lippen. »Ich glaube, daß Lord Daeran im Moment mehr an dem Gegengift interessiert ist. Du hast ja bis auf einen Tropfen alles verschüttet.«
    Ich versuchte ein Achselzucken und bereute diese Anstrengung sofort. »Es hat nie ein Gift gegeben«, sagte ich und stieß jedes Wort wie durch eine Wolke von Schmerz hervor. »Alles Bluff. Der Idiot hat es nur geglaubt.«
    Denk nach, verdammt noch mal, denk doch nach. Ich durchlebte gerade einen Wust von Empfindungen. Alles, was ich bislang getan hatte, hätte ich sonst auch getan: nämlich etwas Zeit herausschinden, damit Ahira uns aus diesem Schlamassel herausholen konnte; und Schwach stellen der Falle zu entdecken, in der wir uns befanden, damit er diese ausnutzte. Aber Ahira gab es nicht mehr.
    Er war tot.
    Ich mußte seine Arbeit übernehmen - oder sonst jemand.
    Nein, es gab noch eine Möglichkeit: Wir würden alle sterben.
    Daeran ging einen Schritt auf mich zu, doch Erol Lyneian hielt ihn mit einer Geste zurück. »Ihr lügt.«
    »Dann trink doch noch mehr aus dieser Flasche«, sagte ich und deutete mit dem Kinn in die entsprechende Richtung. Auch das tat schon weh. »Es ist nur Whisky. Genießt ihn. Ich werde auch davon trinken. Laßt ihn Euch schmecken. Mit den besten Empfehlungen vom Ingenieur.«
    Mit wütendem Blick fletschte Bast knurrend die Zähne. Wenn er sich hätte befreien können, wäre er auf mich losgegangen, nicht auf die Gegner. Das Geheimnis des Schießpulvers war der große Schatz des Ingenieurs, und den hatte ich gerade verraten.
    Nun ja, mein Leben und das meiner Freunde war eben mein großer Schatz, und ich hoffte, daß ich soeben für uns alle eine größere Überlebenschance erwirtschaftet hatte. Keiner von ihnen würde mir noch vertrauen. Erol Lyneian und seine Männer wußten jetzt einfach zuviel.
    Aber mit dem Problem müßte sich Erol Lyneian jetzt noch nicht befassen. Lord Daeran hatte drei kampfbereite Soldaten an Bord der Delenia, alle drei mit blankgezogenen Waffen. Erol Lyneian hatte nur seine fünf Besatzungsmitglieder auf Deck, die dem Anschein nach unbewaffnet waren. Erol Lyneian und seine Männer könnten den Kampf vielleicht gewinnen, allerdings würde es ein sehr langer Kampf werden. Er konnte nicht damit rechnen, alle Leute Daerans auszuschalten, bevor Verstärkung eintreffen würde.
    Daeran steckte mir den Hals der Whiskyflasche zwischen die Lippen.
    Ich nahm einen großen Schluck, bevor er sie wieder zur Seite nahm. Ein letzter Schluck für den Verdammten, obwohl es nicht so gemeint war.
    »Ihr seid ein bißchen zu eifrig«, sagte er. »Womöglich blufft Ihr bloß wieder. Wir werden abwarten, um zu sehen, welche

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