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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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bevor er mein Alter erreicht hat, gelernt haben müßte, daß der Wunsch, etwas ungeschehen zu machen, noch nie etwas an den Tatsachen geändert hat und daß es keine Rolle spielt, was man sich wünscht, erhofft oder braucht, sondern nur wichtig ist, was man tut.
    Reflexartig, närrisch, idiotisch und nutzlos streckte ich die Hand aus, aber es half nichts. Das Wasser befand sich acht bis zehn Fuß unterhalb der Reling, und Ahira war bereits nicht mehr zu sehen.
    Das war das letzte, was ich wahrnahm. Dann traf mich irgend etwas seitlich am rechten Ohr.

Kapitel neunzehn
In dem ein Freund einige abschließende Worte mit Lord Daeran redet
    Stolz, Eifersucht und Habgier - das sind die Funken, die das Feuer in den Herzen aller Menschen entfacht haben.
    - DANTE ALIGHIERI -
    Ich kann mich an zwei Dinge erinnern, die ich Zeit meines Lebens sagen wollte. Ein Freund von mir hat kürzlich eines von ihnen gestohlen.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Mein Karate-Lehrer, Herr Imaoka, gab mir die beste Kampflektion, die ich jemals erhielt.
    »Das Allerwichtigste im Karate ist: zu rennen«, sagte er, als wir alle uns widerwillig die Turnschuhe anzogen. »Das erste, was du in einem Kampf machst«, sagte er, »ist dich umzudrehen und wegzulaufen. Lauf mindestens einen Kilometer, besser zwei oder drei. Wenn er dich dann immer noch verfolgt, ist er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich außer Atem. Und wenn die Sache immer noch einen Kampf wert ist«, sagte er mit einem Lächeln, »dann drehst du dich um und schlägst ihn zusammen.«
    Daß Lord Daeran sich über mich beugte, war das nächste, das ich halbwegs mitbekam. Er sah nicht im geringsten erschöpft aus; sein Haar und sein Ziegenbart waren säuberlich gekämmt, und sein Gesicht strotzte nur so vor Gesundheit und Tatendrang.
    Es sah fast so aus, als wäre er mit unseren Heiltropfen in Berührung gekommen.
    Nein, danke, ich würde allemal einen Kater vorziehen. Unter meinem linken Schulterblatt spürte ich einen ständigen, stechenden Schmerz. Ich war mir sicher, daß ich dort eine Stichwunde hatte. Die gebrochenen Rippen schmerzten bei der allergeringsten Bewegung, und ich konnte nur noch ganz flach atmen.
    Nicht, daß ich mich großartig hätte bewegen können. Vor diesem Problem hatte Lord Daeran mich bewahrt, indem er mich mit den Händen auf dem Rücken an die Reling am Heck gefesselt hatte - zwischen Tennetty und Jason. Andy, Kenda und Bast lagen verschnürt auf dem glühendheißen Deck. Über jeden der drei, die auf der Seite lagen, beugte sich ein Soldat - und ich fragte mich, warum.
    Tennetty und Jason waren von Messerstichen übersät. Obwohl sie gar nicht einmal so viel Blut verloren hatten, waren sie nicht mehr kampffähig. Jason sah übel zugerichtet aus. Mit dem Fingern ihrer rechten Hand tastete Tennetty nach den Knoten ihrer Fesseln, während ihr linker Arm leblos herunterhing - das Schwert, das ihre Schulter getroffen hatte, mußte ein Nervenzentrum zerstört haben.
    Das sah gar nicht gut aus.
    Über dem Knebel blitzten Andys Augen wütend hervor - sogar das schwerverletzte rechte Auge, das beinahe zugeschwollen war.
    Ahira war tot.
    Unsere Ausrüstung lag überall auf dem Deck herum. Die Kleider waren willkürlich verstreut, die Waffen und das andere Zeug sorgfältig zur Prüfung für Daeron ausgelegt. Als er sich über unsere Ausrüstung beugte, fingerte er eine unbeschriftete Metallflasche heraus. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er daraus getrunken hätte - es war ein Mittel gegen das Wundreiten und bestand im Wesentlichen aus Holzalkohol.
    »Die wichtigsten Dinge zuerst, Walter Slowotski«, sagte Daeran. »Ich spreche vom Gegengift. Ich bin sicher, daß Ihr noch mehr davon habt.«
    Das war wohl richtig, doch das meiste davon befand sich in einer anderen Flasche außerhalb meiner Reichweite. Ich würde gerne mal einen Schluck davon nehmen, um mir den Staub aus der Kehle zu spülen.
    Ich antwortete nicht und achtete nur darauf, daß ich weder in die Richtung dieser Flasche von Ricettis Bestem nach in die andere Richtung schaute. Daeran wurde nicht wütend. Allerdings stieg er über die Ausrüstung zu mir herüber und schlug mir zweimal wohlkalkuliert ins Gesicht; einmal mit der Handfläche, das andere Mal mit dem Handrücken.
    Das war keine Folter, jedenfalls jetzt noch nicht. Damit wollte er mir nur zeigen, daß er es ernst meinte.
    Vor meinem inneren Auge konnte ich Ahira sehen, wie er den Bastard mit seinen breiten Händen packte und das Leben aus ihm

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