Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
Würgeschlingen hervor. Ich fintete mit der linken Hand und stülpte ihm mit der rechten die Garrotte geschickt über. Mit einem Ruck, der ihm den Kopf beinahe zur Hälfte abgeris sen hätte, zog ich sie fest.
Als er fortstolperte, färbte sich sein Gesicht bereits lila. Vergeblich zerrten seine Finger am Hals. Es hätte eines Bolzenschneiders bedurft, um ihn noch zu retten und ich war nicht bereit, in meinen Taschen danach zu graben.
Der Gegner war einfach in zu großer Überzahl. Selbst wenn Erol Lyneian und seine Seeleute sich nicht beteiligt hätten, wären es einfach zu viele für uns gewesen, um sie aus nächster Nähe fertig zu machen. Ich hätte den Plan besser durchdenken sollen. Ich hätte darauf bestehen müssen, daß Jason solange im Hintergrund und außer Reichweite blieb, bis der ganze Zinnober losging. Doch diese Dinge waren immer Karls Angelegenheit gewesen. Und Karl war tot.
Einem Soldaten gelang es, in Jasons Nähe zu kommen. Er schlug ihm den Revolver aus der Hand, sein Körper erbebte unter der Kugel, die ihm den Bauch aufriß und am Rücken wieder austrat. Doch bevor Jason seine Waffe erneut an sich nehmen konnte, waren zwei andere bereits über ihm.
Tennetty hatte gerade aus einem ihrer Steinschloßgewehre gefeuert, aber ich konnte nicht sehen, was sie traf, falls sie überhaupt etwas traf. Sie bewegte sich schneller, als ich es ihr jemals zugetraut hätte, und befand sich im Nu auf dem Rücken eines der Soldaten, die mit Jason kämpften. Ihr Bowiemesser zuckte hoch und stieß nieder, zuckte wieder hoch und stieß - nun rot getränkt - erneut wieder.
Es gelang Jason, sich zu befreien. Er versuchte zwei weitere schnelle Schüsse abzufeuern, doch sein Revolver war leer und gab nur noch ein Klicken von sich.
Der Revolver.
Er feuerte mit Patronen, die mit dem rauchlosen Pulver gefüllt waren, an dem Lou Riccetti und seine Spitzenkräfte jahrelang gearbeitet hatten, um es zur Perfektion zu bringen. Bis jetzt war der Revolver einer von nur zwei Exemplaren. Er war einer von nur zwei existierenden Repetierrevolvern, der fortschrittlichsten Waffe der Welt.
Jason war Karl Cullinanes Sohn, und Karl Cullinane hätte verdammt noch mal sein Bestes gegeben, um dafür zu sorgen, daß eine so fortschrittliche Waffe nicht in fremde Hände fiel. Jason Cullinane schleuderte den Revolver nach hinten über die rechte Schulter. Sie flog in hohem Bogen über die Reling. Ein unbezahlbares Stück blauen Stahls wirbelte durch die Luft.
Wenn ich mich recht erinnere, hörte ich Tennetty in diesem Moment schreien, weil ein Schwert sie durch die Schulter an den Mast nagelte. Das Messer glitt ihr aus dem unbrauchbar gewordenen Fingern. Im selben Augenblick brach Jason unter einer Flut von Körpern zusammen. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, sein Schwert blank zu ziehen ...
Irgend etwas traf mich von oben auf den Kopf und ließ die ganze Welt für einen Moment ins Schwanken geraten. Ich stolperte und versuchte, wieder zu mir zu kommen, während ich mein Messer aus dem Gürtel zog. Ich stieß es blindlings nach hinten und wurde mit einem Schrei belohnt.
»Walter, wir ...« Ich bekam nicht mehr zu hören, was Ahira zu sagen versuchte. Der größte der Soldaten schleudert das herunterhängende Tauwerk gegen ihn. Mit hilflos ausgebreiteten Armen fiel der Zwerg rückwärts durch das Loch in der Reling, gleich der Acht beim Billard, die ins Loch rollt, nachdem sie von einer anderen Kugel getroffen wurde.
Der einzige Unterschied bestand darin, daß sich hier an Stelle des Lochs tiefes Wasser befand.
Sehr tiefes Wasser.
»Nein.«
Nein, es könnte gerade noch einmal gut gehen. Ahira war widerstandsfähig. Wenn er auf das Schwimmdock prallte, würden seine starken und dicken Knochen ihn schützen. Aber er war mit viel Schwung getroffen worden und das in einem steilen Winkel, so daß er in einem hohen Bogen noch über ...
Noch immer höre ich seinen Schmerzensschrei - einen schrillen, heulenden Schrei. Und noch immer sehe ich ihn unkontrolliert rückwärts stürzen. Seine Finger griffen nach dem Schwimmdock und verfehlten es nur um wenige Zentimeter. Noch immer sehe ich die Fontäne, die er verursachte, und seine geweiteten Augen und die Panik, die auf seinem Gesicht geschrieben stand, als sich das Wasser über ihm schloß.
Zwerge können nicht auf dem Wasser treiben.
Zwerge können nicht schwimmen.
Zwerge sinken wie Steine auf den Grund.
»Nein«, entfuhr es mir. Ich Idiot.
Nun könnte man glauben, daß ein Mann,
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