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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Aershtyn.«
    Ich hätte sie am liebsten gefragt, warum sie sich so sicher war, wo die Wiese sich befand, aber ich tat es nicht. Überall war Magie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Walter Slowotski, das war sie nicht. Die Wiese war von kleinen Tannen umsäumt, die Sorte von Tannen, die nur hoch oben auf den Abhängen von Aershtyn wachsen.«
    »Was geht hier vor sich?« Man konnte sich darauf verlassen, daß Jason diese auf der Hand liegende Frage stellen würde.
    Vair zuckte wieder mit den Schultern. »Es kann eines von vielen Dingen sein. Es ist möglich, daß dies der erste Versuch seit langem ist. Ein Versuch, um zu erproben, ob die Kräfte der Magie und der Wille der Götter in der Lage sind, ein Gleichgewicht zwischen dem Feenreich von Faerie und allem zum Tode Geweihten zu halten.
    Oder ist es möglich, daß einer von ihnen ein Unreifer gewesen ist ... Hmm. Ich glaube, ich finde dafür keine Worte.« Er blickte mich an; dann sprach er mit tiefer Stimme einige Silben, worauf irgend etwas vorsichtig nach meinem Geist tastete. Erst jetzt bemerkte ich, daß er Englisch sprach und nicht Erendra. »Es ist möglich, daß ein noch Unreifer ein Verräter ist und magische Kreaturen erschafft, um sie in die festen Regionen hinauszuschicken wie ein Kind, das Seifenblasen in die Luft bläst.« Er lächelte traurig. »Es könnte auch sein, daß ich mich absichtlich habe täuschen lassen und daß dies nur ein weiterer Teil des Duells zwischen den Ewig-Verrückten ist.«
    Nareen lächelte. »Frag niemals einen Elfen nach Antworten; sie haben immer zu viele davon.«
    »Und was ist mit dir?«
    Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Ich will nicht vorgeben, eine Antwort zu kennen. O ja, jeder kann das auf der Hand Liegende sehen, nämlich daß Magie und der magische Fluß, der von Ehvenor ausgeht, wie geschmolzenes Glas aus der Öffnung eines Schmelztiegels fließt und sich in der Kälte der harten Realität verfestigt. Aber was ist der Grund dafür? - Doch ich will nicht über die Gründe sprechen. Warum solltest du sonst denken, daß ich Nareen der Geduldige bin.«
    Vair verschränkte die Arme vor der Brust; dann hob er eine Hand und griff sich ans Kinn. »Ich weiß es nicht. Es ist unbekannt, und vielleicht kann es niemals ergründet werden. Mit Sicherheit kenne ich keinen Weg, Wissen darüber zu erlangen - ohne nahe genug heranzukommen ... dazu müßte man in die Große Halle eindringen. Vielleicht gibt es eine undichte Stelle zwischen dem Feenreich und der Realität. Vielleicht spielen ein paar aus dem Guten Volk nur mit Ehvenor herum. Aber vielleicht ist es auch das Ende der Welt.«
    Die Priesterin legte ihre Hand auf Vairs Arm. »Das Unbekannte kann erforscht werden. Ein Leck kann vielleicht gestopft werden. Das Gute Volk kann möglicherweise überredet werden, mit seinem Spiel aufzuhören, falls es nur ein Spiel ist. Dem Unerkennbaren und dem Ende aller Dinge kann man mit Gelassenheit begegnen. Das Nicht-Wissen ist das Problem, genauso wie das Zuviel-Wissen.«
    Zuviel zu wissen kann ein Problem sein?
    Sie sah mich an. Na gut. Dein ganzer Sinn für Verhältnismäßigkeit kann zum Teufel gehen. Den einen habe ich schon vor Jahren, noch vor Professor Alpersons Kursus, ausgearbeitet. Ein zu großer Sinn für Verhältnismäßigkeit führt zu Unfähigkeit. Zum Beispiel die Antwort auf das Problem mit dem jungen und dem alten Mann, deren Füße in den Gleisen der Eisenbahn stecken und von denen du nur einen retten kannst: Es kommt nicht darauf an, daß du weißt oder glaubst zu wissen - Karl hatte recht. Die Antwort darauf lautet, daß man nicht zwei Leute sterben läßt, wenn man einen davon retten kann - selbst wenn das nur für einen Moment der Fall sein sollte - , weil man nicht willens ist, eine harte Entscheidung zu treffen.
    Andys linker Mundwinkel verzog sich zu einem skeptischen Halblächeln. »Wie stehen die Chancen, daß dies das Ende der Welt bedeutet?«
    Nareen machte ein finsteres Gesicht. »Es besteht keine Möglichkeit, daß es eintritt. Vair übertreibt. Die Geschehnisse in Ehvenor können wichtig sein, aber sie sind nicht von einer so schwerwiegenden Bedeutung. Das Gefühl trügt. Das Leben schwebt in der Balance, das Leben, ja, aber nicht die Realität der Realität, nicht die Existenz der Existenz.«
    Was für eine beschissene Erleichterung.
    Die Hand wählte ihre Worte auf priesterliche Weise mit großer Sorgfalt. »Es ist notwendig, daß jemand hinab ins Zentrum geht - zur Großen Halle, die ihr die

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