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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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hinuntergehen, oder?«
    Glückwunsch. Andy hatte einen n-dimensionalen Stadtplan im Kopf, von dem sie völlig ausgefüllt war. Deswegen konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern, daß uns anderen kaum klar war, was, zum Teufel, wir hier überhaupt taten.
    »Laß uns verdammt noch mal verschwinden«, drängte ich.
    »Nein, was du bis jetzt von Faerie kennengelernt hast, ist noch nicht alles. Jedenfalls nicht in den stabilen Bereichen. Nun ein Teil davon. Wir verschwinden, bevor er hier auftaucht.« Sie zog Jason am Arm mit sich und rannte auf die Straße zu.
    Was hatte das zu bedeuten? Er? Welcher Er? Ich sprintete hinter ihr her, wobei mir Ahira und Tennetty dicht auf den Fersen blieben. Da war etwas hinter uns, etwas Gewaltiges, aber ich blickte mich nicht um. Wir erreichten die Verbindung zwischen dem Karree und der Straße nur ein kleines Stück hinter Andy.
    »Boioardo?« fragte ich und reckte den Hals, sah aber nur Dunkelheit, als wir in der Nacht verschwanden und –
    - und etwa einen halben Meter entfernt von der Kante eines heißen, flachen Daches schlitternd zum Stehen kamen. Ich streckte den Arm aus und hielt Ahira dadurch davon ab, in Jason hineinzulaufen. Eine gleißende Mittagssonne brannte auf uns nieder, aber der blaue Himmel war überzogen von schwarzen Streifen, die sich von einem Horizont zum anderen wölbten.
    »Schnell, jetzt«, rief Andy, »dort drüben den Weg entlang!«
    Wir kletterten eine Leiter hinunter in eine Gasse und folgten Andy, die geradeaus weiterlief ...
    ...in einen kleinen Park hinein. Eine grüne, minzige Kühle umgab uns - im Gegensatz zu der Hitze des späten Nachmittags.
    Normalerweise hätte ich behauptet, die Bäume wären Eichen, nur daß ihre Rinde silbern überzogen war und die großen Blätter wie silberne Glöckchen leise klingelten, wenn sie sich im Wind bewegten.
    Tennettys Atem kam in keuchenden Stößen, und ich schätzte, ich hätte auch einen Augenblick zum Luftschnappen gebrauchen können.
    Ahira blickte sich um. »Können wir hier einen Moment bleiben?« fragte er durch das Klingeln der Blätter hindurch. »Oder müssen wir weiterlaufen?«
    »O ja«, erwiderte Andy. »Wir rasten hier für einen Augenblick. Ich habe unsere Spur genug verwischt, so daß wir es ruhig wagen können.«
    Ein Ast der uralten Eiche ragte so weit heraus, daß ein Wieder-zu-Atem-Kommender ihn gerade noch erreichen konnte. Ich griff danach. Die Ri nde fühlte sich in meiner Hand rauh an, und der silberne Belag war kühl.
    Jason langte hinauf und schnippte mit dem Fingernagel gegen ein Blatt. Es tönte wie eine Stimmgabel.
    Ahira hockte sich auf den Boden. »Also, nur für den Fall, daß wir es wissen müssen: welchen Weg nehmen wir als nächstes?«
    Andy schloß die Augen und dachte ungewöhnlich lange darüber nach, während sich ihre Lippen lautlos bewegten.
    Ich meine, ich habe die Zeit zwar nicht gemessen oder so, aber es verstrich mindestens eine Minute, bevor Tennetty etwas herüberbrachte, nur um Jasons leichte Berührung an ihrem Arm entgegen zukommen. Jason machte das mit den leichten Berührungen inzwischen sehr gut. Ich hätte Tennetty am liebsten weggeschubst. (Ich hätte es zwar nicht getan, man bedenke das, aber ich hätte es gewollt. Die Magie machte mich langsam nervös.)
    Endlich öffnete Andy die Augen. »Ihr könnt es von hier aus nicht sehen, aber ungefähr fünfzig Meter weiter die Straße hinunter sind ein paar Stufen, dort entlang, hinter der alten Eiche. Als nächstes werden wir zumindest den Weg all die Stufen hinunter schaffen - aber überspringt die oberste, sie führt von den Straßen weg.«
    Ich ließ den Ast los und saß einfach an den Baum gelehnt da und ließ mich abschlaffen - was mich keine große Mühe kostete.
    Die rauhe Borke unter meinem Umhang wirkte irgendwie beruhigend. Vielleicht gab mir ihre Festigkeit ein wenig Trost. Ich spielte mit den Fingern im hohen Gras. Jedenfalls war es hoch für einen Park, das heißt - ungefähr zehn Zentimeter lang, dicht und zart und grün wie ein Rasen.
    Tennetty tippte mit dem Finger gegen das Glasauge. »Was ist los?«
    Andrea öffnete den Mund, schloß ihn und öffnete ihn erneut. »Du hast nicht die Ausbildung, um das zu verstehen.«
    Diese Art von Erklärungen hat mir noch nie gefallen. Das Unangenehme an ihnen war, daß sie manchmal zutrafen. Versuche mal, jemanden das Prinzip von Heisenbergs Unschärferelation zu erklären, der nicht einmal weiß, daß das kleinste mögliche Teilchen einer Sache nicht ein

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