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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Deckung gibt. Das schränkt das Schußfeld von jedermann ein, der sich in den Häusern auf der einen oder anderen Straßenseite verborgen hält.
    Eine weitere Taktik wäre, daß man direkt in der Mitte der Straße geht. Der Hintergedanke dabei ist, daß man auf diese Weise Zeit zum Reagieren gewinnt, bevor irgend jemand oder irgend etwas einen erreichen kann.
    Diese Taktik gefällt mir nicht besonders gut, also wandte ich mich um und ging auf die Holzstege zu, die sich am Straßenrand entlangzogen.
    »Nein«, sagte Andrea nur. »Laß das. Du könntest verlorengehen. Das können wir uns nicht leisten.«
    »Verlorengehen? Hör mal - ich bin nicht so einer, der verlorengeht. Ich habe zwar keinen perfekten Orientierungssinn, aber niemand wird mich auf einer Hauptstraße verlieren, wenn er es nicht unbedingt darauf anlegt.«
    Genau, Walter. Wo ist also die Nebelbank, die eben vor deiner Nase war?
    Ich blieb dicht bei den anderen.
    Der Wandelweg schlänge lte sich über einen halben Kilo meter, bis er sich schließlich vor einem winzigen Park verzweigte, wobei die linke Biegung eine holprige Straße hinaufführte und die rechte noch tiefer in den Morast hinein.
    Ich beugte mich zu Ahira hinunter. »Wollen wir wetten, welchen Weg wir jetzt einschlagen?«
    »Dort entlang, nach rechts«, bestimmte Andy und stapfte hinunter, noch tiefer in den Schlamm, wobei sie beinahe bis zu den Waden einsank.
    »Es hat hier vor kurzer Zeit ziemlich stark geregnet«, meinte Ahira, und seine Augen huschten ständig hin und her.
    »Sag bloß, Sherlock.«
    Wir folgten Andy hinunter in den Schlamm, wobei unsere Stiefel jedesmal widerlich saugende Geräusche von sich gäben, wenn wir die Füße anhoben, um weiterzugehen -
    - hinauf auf den heißen, trockenen Schmutz einer Straße, in die Hitze einer drückenden Mittagssonne und auf einen bevölkerten Marktplatz, der von Flötenmusik erfüllt war.
    »Leute«, bemerkte Ahira. »Es ist gut, endlich wieder Leute zu sehen.«
    Das war der Augenblick, in dem ich erwartete, daß sie sich plötzlich alle von ihren Geschäften zu mir hinwenden würden, um dann ihre langen Reißzähne zu entblößen und sich auf mich zu stürzen. Manchmal bin ich ziemlich froh, daß eben nicht das geschieht, was ich erwarte.
    Hoch über uns kreisten und wirbelten ein Dutzend Holzflöten - tanzten durch die feuchte Luft. Sie bewegten sich genauso schnell, wie sie ihre Töne ausstießen. Ihr hell klingendes Pfeifen ließ sie aufsteigen und absinken, passend zu ihrer magischen Melodie. Es war keine besonders anspruchsvolle Musik. Sie spielten ein einfaches Thema im Achteltakt, das ohne Variationen wiederholt wurde.
    Wir mußten schnell beiseite treten, um zwei Pferden auszuweichen - riesigen Tieren, ungefähr von der Größe eines Sauriers, aber gesprenkelt und nicht einfarbig -, die einen schwer beladenen Wagen zogen.
    Wir drängten uns eng um Andrea, so ähnlich wie es eine Gruppe von Schulkindern mit ihrer Lehrerin tut. Dieser Vergleich war gar nicht so schlecht.
    Okay, okay. Ich bin zwar nicht der schnellste, aber irgendwann komme ich darauf: Ehvenor war nicht nur unbestimmt in dem, was es war, es war auch unbestimmt, wann es war. Normalerweise ist es ganz einfach, vom frühen Morgen bis zum Mittag zu gelangen, aber das ist eigentlich nicht möglich, ohne den Vormittag erlebt zu haben. Es sei denn, alles, einschließlich der Zeit, ist aus den Fugen geraten. Zum Teufel, es wäre möglich, daß wir aus dem Heute ins Gestern übergewechselt sind.
    Es war Markttag, und unter den schrillen Flötentönen herrschte lebhaftes Treiben.
    Drüben, neben einem großen Haufen Bastkörben, verhandelte ein rotbackiger Apfelverkäufer endlos mit einem grobknochigen Mann, der einen Reisemantel und einen verschlissenen Hut trug. Hinter ihnen stand eine dieser klobigen Bestien - ach, Mist, ich nenne sie Urks oder Orks, bis ihr einen besseren Namen für sie habt, vielen Dank -, die versuchte, mit plumpen Gesten dem Schlachter verständlich zu machen, daß er für die abgehangenen Hammelkeulen zuviel verlangte. Nun ja, ich hoffe, es war Hammel, es könnte aber genausogut Schaf gewesen sein.
    Nicht weit entfernt wartete die Kuppel der Faerie-Bot schaft, die nur durch zwei oder drei Querstraßen von uns getrennt war.
    »Hier entlang. Und gebt euch Mühe, nichts umzustoßen«, sagte Andy, die sich einen Weg durch die Menschenmasse bahnte, als ein schwer beladener Wagen vorüberrumpelte, der von zwei riesigen Pferden gezogen wurde. Das Schwierige

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