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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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bei einer Mensc henmenge ist, daß man seine Nah kampf reflexe unterdrücken muß. Ich mag es nicht, wenn sich Fremde an mir vorbeidrängeln; da wäre ich schon lieber selbst derjenige, der drängelt. Ich weiß, wie man mit einer Menschenmenge umgehen muß, denn zugegeben, ich bin ein rechter Taschendieb. Aber jetzt war nicht der richtige Augenblick, um festzustellen, ob ich in dieser Beziehung noch immer gut in Form war.
    Wir bahnten uns einen Weg die Straße hinunter, vorbei an den gefüllten Ständen, wo ein übergewichtiger Apfelverkäufer endlos mit einem großen Mann in Hut und Mantel debattierte, hinter ihnen ein Urks, der mit dem Schlachter herumstritt, und dahinter die Läden der Kerzenmacher, die ihr Handwerk ausübten und das Wachs zogen; vorbei an einer dicken alten Korbflechterin, die Weidenzweige durch den Boden eines Korbs zog, an dem sie gerade arbeitete.
    Irgend etwas daran störte mich, und ich tippte Ahira kurz auf die Schulter; dann ließ ich mich ans Ende unserer Gruppe zurückfallen, um mich umzusehen. Ja, ja, man sollte Ärger hinter sich zurücklassen, aber äffische Neugier ist durchaus ein Überlebensfaktor, solange man es nicht übertreibt.
    Sie taten immer noch das gleiche. Alle. Der Urks beklagte sich über den Fleischpreis, der große Käufer diskutierte immer noch mit dem kleinen Apfelhändler, und die Korbflechterin hatte immer noch nicht ...
    Ein schwer beladener Wagen rumpelte vorbei, der von zwei riesigen gescheckten Pferden gezogen »wurde, beide ungefähr von der Größe eines Sauriers.
    Und die Flöten kreisten und wirbelten immer noch über uns durch dasselbe Achteltaktthema.
    Ich drängelte mich nach vorn zu Andrea durch. »Andy ...«
    Sie hob beschwörend d en Zeigefinger und murmelte wie der einen Zauberspruch. »Wir müssen hier entlang.« Sie arbeitete sich mit den Ellbogen durch die Menge, zwischen zwei Ständen hindurch, hinaus in die Kühle des Tages und in die Dunkelheit der Nacht, fast in die Mitte des Karrees. Nun ja, wohl eher des Dreiecks - drei Straßen trafen hier zusammen. Die Häuserenden waren keilförmig, dreieckig, wie Stücke von einer Steintorte. Keine Fenster, keine Türen, nichts.
    In der Mitte des Karrees stand eine Statue auf einem Sockel, aber ich konnte nicht erkennen, was für eine Statue es war.
    Hast du jemals das Experiment gemacht, deinen blinden Fleck zu orten? Es ist ziemlich einfach. Du machst zwei Punkte auf ein Stück Papier, die ungefähr fünfzehn Zentimeter auseinanderliegen, und schließt ein Auge. Dann fixierst du einen der beiden Punkte, während du das Papier auf dein Gesicht zubewegst, wobei der andere Punkt nur am Rande deines Blickfelds sichtbar bleibt.
    Dabei wirst du mit Hilfe dieses Punktes irgendwann den blinden Fleck deines Auges feststellen können, den Ort, wo der Sehnerv eintritt. Der Punkt wird verschwinden, obwohl du genau weißt, daß er noch da ist. Und wenn du das Papier oder dein Auge ein klein wenig hin und her bewegst, wirst du ihn wieder sehen. Aber du darfst eines nicht tun: versuche nicht, ihn zu fixieren.
    Genauso verhielt es sich mit der Statue. Es war, als könnte ich sie nicht sehen.
    Wenn man die nächste Zubringerstraße geradeaus hinaufblickte, konnte man in der Nacht schräg darüber die flimmernde Kuppel der Faerie-Botschaft erkennen.
    Andy trieb uns zur Eile an. »Schnell, schnell«, sagte sie und schob uns eine der Seitenstraßen hinauf.
    Ahira hob die Hand. »Nein. Halt. Was tun wir ...«
    Andy schüttelte den Kopf, und ihre Augen weiteten sich. »Nein. Wir können jetzt nicht anhalten. Es bricht gleich alles zusammen.« Ihre Lippen bewegten sich, und man hörte sie leise flüstern.
    »Es geht nicht mehr einfach nur um die Stadt. Alles fällt auseinander.« Sie wies die Straße hinauf, die anscheinend zur Botschaft führte. »Die Hand-Klerikerin hatte recht: Sie verbindet sich mit dem Rest der Welt.« Andy zeigte zur Straße. »Geht diesen Weg hinunter, ehrlich, ich werde euch jetzt zur Vergessenen Straße bringen, aber die wird euch nicht am Doppelkreis ausspucken - haltet euch an der ersten Ecke nördlich, und sie wird euch hinunter zu den Hütten bringen. Die Straße nach Osten führt euch zu einem Ort hundert Meter unterhalb des Zirrischen Sees, gleich neben der Pandathaway-Küste. Wenn ihr die Straße nach Westen nehmt, werdet ihr in einem Baum außerhalb eines Dorfes auf Salket landen. Alles«, sie ließ den Zeigefinger kreisen, »alles ist miteinander verbunden. Aber ihr werdet doch nicht dort

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