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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Händen Kräfte, spülten seinen Verstand und jeden seiner Gedanken fort und steigerten sich zur blinden Wut eines Berserkers, die nur noch eines einzigen Funkens bedurfte, um in Flammen aufzugehen.
    Knochen brachen unter seinem Griff; die Hände entspannten sich, und Ahira fiel zu Boden, während sich blitzender Stahl in Fleisch bohrte ...
    ... schon wieder, dachte er.
    Er hatte schon seit einer Weile das Geräusch eines ins Fleisch hackenden Messers wahrgenommen. Während er versuchte, sich zu befreien, hatte Jason die ganze Zeit auf die Kreatur eingestochen.
    Ahira kam auf die Knie und nahm einen tiefen Atemzug übelriechender Luft. Ungeachtet des widerlichen Gestanks der Kreatur und des Geruchs seines eigenen Angstschweißes genoß er den Atemzug, mit dem er seine schmerzenden Lungen kühlte, als wäre es ein erfrischender Schluck gekühlten Weißweins. Kühle und Behaglichkeit durchfluteten seinen Körper, drängten seine Wut zurück und ließen sein Bewußtsein wieder klar werden.
    Er öffnete die Augen und sah, wie Jason erneut auf den Nacken der Kreatur einhieb, bis das Blut aus einem Dutzend Wunden über den Brustkorb hinunterrann.
    Das Ungeheuer taumelte zurück, dann wieder nach vorn und griff nach Jason, denn es war zu dumm zu erkennen, daß es bereits tot war. Ahira umfaßte von unten die Knie des Monsters, warf seine Schultern hart gegen die pelzbedeckten Knochen und Muskeln und brachte dadurch die Kreatur zu Fall. Mit den Händen ergriff er den Kopf; die Finger der rechten Hand verfingen sich in dem steifen, zotteligen Haar, während die Linke den massiven Schädelwulst über den Augen umschloß.
    Ahira drehte den Kopf in einer einzigen Bewegung, in die er all seine Kraft legte, und wurde mit einem schlichten, trockenen Knack belohnt.
    Mehr brauchte es nicht. Die Kreatur zuckte noch einmal und erschlaffte. Der tote Körper entleerte sich mit einer widerlichen Blähung. Ahira schaffte es gerade noch, sich nicht zu übergeben.
    Sie hielten sich beide die Hände vor den Mund, als Jason Ahira zum Fenster half.
    »Was läuft hier ab?« fragte Jason.
    »Ich weiß es nicht.«
    Die von draußen hereinströmende kalte Luft befreite seine Nase und seinen Verstand, aber sie enthielt keine Antworten.
    Andrea hatte sie verlassen, aber sie hatte dies in der Gewißheit getan, daß sie mit dieser Kreatur, Menschenfresser, Kobold oder was immer es auch war, fertigwerden konnten. Er lehnte sich weiter aus dem Fenster hinaus und atmete die süße, frische Luft ein.
    Unten auf dem Gehweg stand die Weiße Andrea gegenüber der Botschaft von Faeri. In der rechten Hand hielt sie das Auge hoch, in der linken ein geöffnetes, in Leder gebundenes Buch.
    Ahira lief zu ihr hinunter, aber entweder hörte sie ihn nicht, oder sie ignorierte ihn. Andrea betrat mit einem Schritt die enge Straße, doch in diesem Augenblick verfinsterte sich die Luft um sie herum und verfestigte sich zu drei dunklen Bändern, die um ihren Körper herum kreisten und sich langsam und unerbittlich zusammenzogen, sie auf die Knie zwangen und zurückzudrängen versuchten.
    Ihr Blick fiel auf das Buch in ihren Händen. Ihre Lippen bewegten sich.
    Ahiras Hände verkrampften sich auf dem Fensterbrett. Sein Mund war staubtrocken.
    Sicherlich war Andrea eine mächtige Zauberin, und als die Weiße Andrea hatte sie eine Menge Zeit gehabt, sich auf diese Auseinandersetzung vorzubereiten. Aber der Gebrauch von zuviel Macht konnte sie krank machen. Indem sie es mit Faerie aufnahm, mußte sie quasi in einer höheren Liga kämpfen. Und verdammt, sie wußte das. Sie hatte sich den Zauberspruch, den sie benutzte, nicht ins Gedächtnis eingeprägt. Statt dessen las sie ihn aus dem offenen Buch ab, weil sie ihrer Fähigkeit nicht traute, den Spruch in ihrem Geist zu tragen und dabei gesund zu bleiben.
    Sie hob den rechten Zeigefinger und berührte sanft den äußeren rechten Augenwinkel. Das Auge hielt sie mit den übrigen Fingern umschlossen. Eine einzelne Träne erschien und wuchs an, bis sie sich nicht länger halten konnte und über Andreas Wange lief. Die Träne fing an zu brennen, als sie sich von der Wange gelöst und auf die schwarzen Bänder fiel.
    Wo die flammende Träne aufkam, zerfloß das Band, löste sich auf, und nur ein ausgefranstes Loch blieb zurück.
    Andrea vergoß noch eine weitere feurige Träne, dann noch eine, bis sie einen richtigen kleinen Schauer brennender Tränen erzeugte. Die Bänder der Dunkelheit verschwanden, bis von Tränen oder Dunkelheit

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