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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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paar Tage oder Wochen oder vielleicht Monate - solange die Schuhe eben halten - , sondern solange, wie es heiße Sommertage nach Schulschluß und beschwingte Freudensprünge gibt, die man nur in einem Paar neuer Turnschuhe machen kann, und Zäune, Hinterhöfe und Hunde, die natürlich in Wirklichkeit nie so groß sind und nie so scharfe Zähne haben wie in der Erinnerung.
    Es war für immer ein Teil von mir.
    Hier war mein Bär. Hier gab es keine Alpträume, nicht solange mein Bär am Kopfende meines Bettes wartete und jederzeit bereit war, einen schlechten Traum mit seiner vertrauten Wärme zu vertreiben.
    Dies gehörte alles mir. Dies war mein Platz.
    In der nächsten Nische lag mein Taschenmesser. Ich glaube, es sah nicht nach viel aus. Es war kleiner als in meiner Erinnerung, aber die Griffschale hatte denselben Kratzer wie früher. Es war mein Messer.
    Es war mein Messer, das Big Mike mir vor so vielen Jahren gegeben hatte, und es war hier, lag in meiner Hand. Die in die Plastikauflage geschnittenen Riefen fühlten sich unter meinem Daumen vertraut an.
    Ja, gut, ich wußte, daß ich einen Kampfdolch an der Hüfte trug, und ich wußte, daß ich damit eine größere Reichweite hatte. Aber er bestand nur aus Metall, war einfach ein Werkzeug.
    Dies aber war mein Messer.
    Es hatte mir etwas bedeutet, und es lag hier, um mir zu helfen. Was hatte Ahira noch gesagt? Daß es nicht nur die Menschen sind, die in unserem Leben Bedeutung haben, und daß wir am besten sorgfältig mit dem umgehen, was wir herstellen und benutzen, weil wir den Dingen mit jeder Berührung etwas von uns geben.
    Ich weiß, daß ein nicht feststellbares Taschenmesser eine lächerliche Waffe in einem Kampf ist. Deshalb klappte ich die Ahle an der Rückseite heraus und hielt das Messer versteckt in der Hand, so daß nur der Metalldorn herausschaute. Ein Schlag damit, und die Ahle konnte kräftig und tief durchs Fleisch und in Boioardos Augen schneiden.
    Mein Messer.
    In Ordnung, jetzt konnten die Dämonen kommen.
    In weiter Entfernung röhrte etwas, ein vertrauter und dennoch fremdartiger Klang. Nicht wie das Brüllen eines Tieres, sondern eher wie das Dröhnen einer Maschine. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich zum letztenmal den Klang einer Maschine gehört hatte.
    Boioardo kam aus dem Nebel geritten, eine getreue Kopie meiner selbst. Sein Umhang schwang um seine Knöchel.
    »Nett von dir, daß du auf mich gewartet hast, Walter Slowotski«, sagte mein Gesicht mit meiner Stimme. »Du hast mir den Spaß verdorben, nun verderbe ich dir deinen.« Er lächelte. »Ich wußte immer schon, daß es hier enden würde, hier an diesem Ort.«
    Er schlug nach mir, aber ich blockte mit dem linken Arm ab; er war sofort betäubt und hing schlaff herunter. Aber mein rechter Arm funktionierte noch, und ich versetzte ihm einen kräftigen Schlag.
    »Zur Hölle mit dir!« rief ich.
    Sein Kopf schwang zur Seite, aber die schlanke Stahlahle schnitt seine Wange bis zum Knochen auf und ließ ihn taumeln.
    Er hatte aber noch nicht genug. Er konterte, und der Schlag holte mich von den Beinen. Ich prallte hart auf den Steinfliesen auf, und das Messer schlitterte klappernd in den Nebel davon. Ich versuchte hinterherzukriechen, aber er verstellte mir den Weg.
    »Du hast verloren«, stellte Boioardo fest.
    Das entfernte Röhren kam näher.
    Ich kannte diesen Klang, mein Gott, ich kannte diesen Klang. Acht Zylinder, die mehr Kraft erzeugten als dreihundert Pferde und Tonnen von Metall und Glas durch die Gegend jagten, schwarz und gelb lackiert wie eine Hummel.
    Ahira hatte recht. Es ist am besten für uns, wenn wir sorgfältig mit dem umgehen, was wir berühren, was wir machen, was wir benutzen, weil immer etwas von uns in allem und jedem verbleibt und weil wir darauf achtgeben müssen, was wir sind. Und hier an dem Ort, Wo-Nur-Das-Dir-Helfen-Kann-Das-Du-Einmal-Geliebt-hast, ist es besser, wenn du durch die Welt gezogen bist und vieles angefaßt hast, weil man niemals weiß, was man hier brauchen wird.
    Ich rang mir ein Lächeln ab. »Falsch, Boioardo, du hast verloren.«
    Der Regen aus Tränen löste die schwarzen Bänder auf, und Andrea machte einen weiteren Schritt über die Straße in Richtung des flackernden Außenpostens von Faerie.
    »Sie hat es geschafft!« seufzte Jason aufatmend.
    »Nein.« Ahira schüttelte den Kopf. »Sie ist noch nicht dort angekommen. Schau.«
    Das Flackern unter ihnen gewann an Substanz und verwandelte sich schimmernd in eine quer über

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