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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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einmal mit den Händen, und plötzlich waren all meine Schmerzen und Qualen verschwunden. Das geschah allerdings nicht mit der Behaglichkeit und Leichtigkeit, wie es bei Heiltränken immer der Fall ist. In einem Augenblick konnte ich vor Schmerzen kaum ein Wort hervorbringen, und im nächsten waren alle Qualen verschwunden.
    Selbst die Schürfwunde, die ich mir an der linken Hüfte zugezogen hatte, war verheilt und die Kleidung darüber wieder unversehrt.
    Bleib ruhig, Walter, ganz ruhig. »Einen Moment mal«, sagte ich. »Das ist zu leicht für dich. Mach es dir selbst etwas schwerer. Nimm nicht nur einfach meine Gestalt an. Verringere deine Kräfte und passe sie meinen an. Mach es zu einem fairen Wettkampf.« Sollte Boioardo eine Schwäche haben, dann war es seine Arroganz, doch wer konnte die schon nutzen. Er war unglaublich mächtig, unverwundbar und imstande, jede Gestalt anzunehmen, die er wünschte. Ich wäre jetzt lieber in Philadelphia gewesen.
    Er legte den Kopf auf die Seite. »Fair? Nein. Ich habe nicht vor zu verlieren. Gut, ein bißchen weniger unfair vielleicht. Das macht die Sache etwas sportlicher.« Er beäugte mich gründlich, schloß dann die Augen und konzentrierte sich. Für einen Moment schien seine Gestalt zu zerfließen, festigte sich dann aber, bis er wieder genauso aussah wie ich.
    Boioardo machte einen Schritt vorwärts. »Ich bin nur zweimal so stark und nur halb so schnell wie du.« Er blockte meinen Schlag ab und gab ihn mir zurück, wobei ich nur noch Sterne sah. »Das müßte reichen.«
    Wenn man etwas oft genug eingeübt hat, wird es zu einem Teil der Erinnerung deiner Muskeln. Vielleicht gehörte die Grundform von Block und Schlag dazu.
    Er setzte zu einem Hieb an, den ich jedoch abwehrte, wobei ich mich auf ihn zubewegte und mein Knie blitzschnell hochriß.
    Das einzige Problem für mich bestand darin, daß er bereits dabei gewesen war, es kräftig nach unten abzuwehren.
    Das einzige Problem für ihn bestand darin, daß ich mittlerweile eines der Wurfmesser in meine linke Deckungshand gebracht hatte und es ihm zwischen die Rippen stieß. Schmerzerfüllt taumelte er nach hinten. Ich hätte ihm gern den Rest gegeben, aber das hatte ich schon einmal durchgemacht, als er den Wolf spielte. Das Beste, was ich tun konnte - beziehungsweise das Beste, worauf ich hoffen konnte -, war, den Kampf zu einem Patt zu bringen, während die anderen inzwischen ihren Teil vollbrachten.
    Und am besten tat man das, indem man weglief.
    Ich rannte die Straße hinunter und in ...
    ... einen Wald voller riesiger Bäume, deren Blätterdach sich fünfzig Fuß über meinem Kopf wölbte. Meine Füße wirbelten beim Laufen die trockenen Blätter auf, die den Waldboden bedeckten, und das tiefe Unterholz schürfte mir Knöchel und Waden auf. In den Bäumen über mir schnarrten kleine grüne Eidechsen in einem leichten Wechselspiel zum Rhythmus meiner Schritte.
    Ich stolperte und schlug der Länge nach hin. Ich rollte mich auf die Füße und konnte gerade eben noch einer gefährlich hervorstehenden Wurzel eines riesigen Baumes ausweichen, der sich hinter mir befand.
    Boioardo warf seinen Umhang zur Seite, als er wieder vor mir stand.
    Der einzige Plan, der mir in diesem Moment einfiel, bestand darin, für einen Augenblick innezuhalten, nur für diesen Moment, um ein Messer in Anschlag zu bringen. Vielleicht würde dieses Messer etwas Lebenswichtiges in ihm treffen und ihm, bevor er sich wieder regenerieren konnte, den Tod bringen.
    »Das ist der Ort An-Dem-Man-Nur-Die-Wahrheit-Spricht«, sagte er. »Wir befinden uns an seiner Grenze. Sollen wir es hier zu Ende bringen?«
    »Nein, ich werde es so lange hinauszögern, wie ich nur kann«, sagte ich wahrheitsgemäß, während meine Finger heimlich nach einem Wurfmesser tasteten. »Und ich werde dich abstechen ...«
    Scheiße, Scheiße, Scheiße ...
    Ich sprang die Wurzel hinauf zum Stamm des Baumes und von dort auf die nächste Wurzel. Ein weiterer Sprung brachte mich auf einen Pfad hinter den Baum. Boioardos Schritte dröhnten hinter mir. Ich hetzte den Pfad bis zu einer Biegung entlang, wo er einen anderen kreuzte, und sprang durch ...
    Andrea wandte sich an Jason. »Schnell, gib mir dein Messer«, sagte sie. Jason bewegte sich nicht. Ahira stieß ihn hart zur Seite, zog schnell ein Messer aus seinem Gürtel und warf es mit einer fließenden Bewegung Andrea zu, den Griff voran. Sie hob das Messer und schleuderte es genau in dem Moment durch die offene Tür, als die

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