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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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keinen Ausweg.
    Vielleicht, aber nur vielleicht, wenn ich sie allein ließe, um allen Druck von ihr zu nehmen, und verhinderte, daß es zur allgemein bekannten Tatsache und öffentlichem Gerede wurde, konnte sie dazu kommen, ihr Problem selbst zu lösen.
    Nun, das war immerhin eine Chance, auf die man hoffen konnte.
    Man muß sich eben manchmal auch auf die kleinste Chance festlegen.
    Weit entfernt am blauen Himmel stoppte ein winziges Fleckchen seinen unsteten Flug, um sich dann in unsere Richtung in Bewegung zu setzen.
    Ellegon? dachte ich, um ihn mit meinen Gedanken zu rufen.
    Wenn er es war, war er zu weit entfernt. Karl und besonders Jason hatten immer eine ungewöhnlich enge Verbindung zu dem Drachen gehabt und konnten auch über weite Entfernungen mittels Gedankenbildern mit ihm sprechen, aber er und ich sind uns nie so nah gewesen. Wir hatten keine Chance gehabt, während Ellegon Jason schon vor dessen Geburt kannte.
    Wenn es nicht Ellegon war, dann bedeutete der größer werdende Fleck Ärger. Doch in meiner Weste gab es dieses Fläschchen mit konzentriertem Drachenbann. Ich nahm es heraus und öffnete den Verschluß.
    »Also gut allerseits, da kommt irgend jemand oder etwas auf uns zu«, sagte ich, während ich aufstand. »Klar zum Gefecht, Leute.«
    Kampf-oder-Flucht ist immer eine lustige Entscheidung, und wenn ich allein bin, neige ich dazu, die Füße in die Hand zu nehmen - denn der, der kämpft und sich davonmacht, lebt auch noch am nächsten Tag, um sich auch dann wieder aus dem Staub machen zu können, wie es so schön heißt. Aber ich hätte keine Chance, einem fliegenden Wesen zu entkommen, zumindest brauchte ich dafür eine ganze Menge mehr als ein bikinibreites Waldstück, um meine edelsten Teile darin zu verstecken.
    Ich tauchte drei Pfeile in den Drachenbaum und legte sie vorsichtig vor mich auf den Stein. Wenn nötig, konnte ich sie schnell verschießen, um dann noch schneller zu fliehen.
    Der Fleck wuchs.
    Die eben noch schlafenden Körper wirbelten plötzlich durcheinander - Ahira zwängte sich in seine Kleidung und Rüstung, Andrea griff nach einem Gewehr, und Tennetty, die den linken Arm in einer Schlinge trug, spannte eine Pistole, um sie dann vorne in den Gürtel zu stecken.
    Eine vertraute Stimme erklang in meinem Kopf. Walter, ich würde es als einen persönlichen Gefallen betrachten, wenn du netterweise darauf verzichten könntest, mich umzubringen.
    Bei dieser Entfernung konnte ich die vertraute Gestalt erkennen: groß, saurierartig, mit riesigen, ledernen Schwingen, die die Luft peitschten.
    Ich konnte beinahe das Entweichen der Luft hören, die mich vor Erleichterung aus allen Körperöffnungen verließ.
    »Auch ich freue mich, dich zu sehen, Ellegon«, murmelte ich, wohlwissend, daß ein Flüstern bei dieser Entfernung genauso wirkte wie ein Schrei.
    Es ist doch immer wieder eine Freude, nahe am Zentrum des bekannten Universums zu sein.
    Äh?
    Das Zentrum des Universums - jener Punkt genau hinter deiner Stirn. Oder eine Handbreit unter deiner Gürtelschnalle. Je nachdem, welcher Körperteil gerade ... tja ... für dich denkt.
    Warte erst mal, bis du die Pubertät erreicht hast.
    Noch ein paar oder zwei Jahrhunderte, und ich werde genau sein wie du. Sicher. Einmal alle Dutzend Jahre oder so. Falls ich überhaupt einen weiblichen Drachen finden kann.
    Ich verkniff mir einen Spruch von der Art: »Auch aus einem Küken wird einmal ein Hahn ...«
    Und aus einem Hahn ein Hähnchen.
    ...während ich meinen Bogen entspannte und ihn zur Seite legte. Unfälle können immer wieder vorkommen - ein kurzes Abflämmen im Lagerfeuer brannte den Drachenbann von den Pfeilspitzen, ohne daß ich dabei die Pfeile verlor. Denn gute Pfeile sind teuer.
    Ich schaute auf, der Himmel war klar.
    Wo bist du?
    Hinter dir, im letzten Anflug - die Passagiere mögen meine harte Landung nicht.
    Ich rieb mein Steißbein. Ich erinnere mich n och, Hühnerschiß.
    Ein dunkler Schatten zog vorüber; lederne Schwingen peitschten gegen den Wind, als Ellegon zur Landung ansetzte, und knallten so hart auf den Weg, daß ich in fünfzig Metern Entfernung spüren konnte, wie die Erde bebte.
    Ellegon: so viele Tonnen graugrüner Drachen, daß ich gar nicht erst versuchen würde, sie zu zählen. Groß wie ein Reisebus, der alles daransetzt, eine Boing 737 zu werden, mit einem langen Schwanz am einen und einem Alligatorkopf am anderen Ende, aus dem der allseits bekannte Dampf zwischen den dolchartigen Zähnen hervordrang.
    Der

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