Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
frische Bachforelle das Wasser im Munde zusammen, vor allem wenn die Forelle über einer offenen Feuerstelle geröstet, nur mit etwas Salz, Pfeffer, Öl und vielleicht ein paar Tropfen einer ausgedrückten kleinen, süßen netanalischen Zitrone abgeschmeckt war.
Direkt vor uns versperrte eine kleine Wachstation zu beiden Seiten der Straße den Eingang zur Stadt. Sie war von nahezu antiker Bauweise, nichtsdestotrotz recht frisch bemannt.
»Seltsam«, sagte Ahira. Er kam mit dem Pferd viel besser zurecht, als ich erwartet hatte, obwohl ich mir denken konnte, daß er dennoch sein eigenes Pony vorgezogen hätte. Doch ich hatte mit diesem Pony andere Pläne.
Ich nickte. Entlang des Zirrischen Sees hatten die Ortsansässigen vom Festland her nichts zu befürchten. Die größte Gefahr drohte ihnen vom See selbst. Die Einheimischen kamen gut miteinander aus und sparten sich in der Regel ihre Feindseligkeiten für bedrohliche Piraten oder Insel bewohner auf.
»Okay, hört mal her«, sagte Ahira. »Wir werden die Dinge jetzt ganz gemütlich angehen; ich sehe da überhaupt keine Probleme. Wir spazieren jetzt schön langsam zu dem Wachhäuschen. Walter, du zuerst.«
Deshalb verstanden wir uns so gut - Ahira weiß, wann er mich in Ruhe zu lassen hat und wann lieber nicht. Eigentlich war ich gerade dabei, eine neue Legende für uns auszuarbeiten. Ahira erinnerte mich jedoch daran, daß wir vor kurzem in Fenevar einige Reisende getroffen hatten und deshalb leicht als Leute, die etwas z u verbergen haben, entlarvt wer den könnten, wenn wir unsere Geschichte jetzt abänderten. Nicht daß uns dies notwendigerweise in entsetzliche Schwierigkeiten brächte; eine Menge Leute, die durch das Gebiet von Eren reisten, waren auch nicht immer das, was sie zu sein schienen. Und jeder, der einem Reisenden selbstverständlich alles glaubt, was der ihm erzählt, ist zumindest bei mehr als der Hälfte schon zu vertrauensselig gewesen.
Ich drehte mich im Sattel herum und musterte einen nach dem anderen. Die Gewehre waren mit den Bögen zu einem Bündel zusammengeschnürt und die Pistolen sicher verstaut. Andy trug ihr Zauberinnengewand, hatte aber, wie sie sich ausdrückte, ›ihre Flamme‹ zu der einer geringeren, unbedeutenden Hexe ›heruntergeschraubt‹, so daß sie nun weniger machtvoll als in Wirklichkeit schien. Hierbei mußte ich mich aber auf ihr Wort verlassen.
Sie sah einfach, verdammt noch mal, viel zu gut aus, und selbst das verhaltene kleine Lächeln in ihrem Gesicht reichte aus, um einen tiefen Eindruck zu hinterlassen.
Tennetty, die einen einfachen blauen Arbeitskittel über der glänzenden, ledernen Reithose trug, ging als ihre Zofe. Eine Zofe, mit einem riesigen Dolch bewehrt, war nicht gerade etwas besonders Auffälliges.
Auch eine drei Mann zählende Leibwache war für eine Zauberin nichts Ungewöhnliches, selbst wenn einer davon nur ein Zwerg war.
Wir würden wohl gerade noch so durchgehen, vermutete ich. Nur Jason nicht. Man konnte da so eine kleine Ausbuchtung unter seinem Rock erkennen. Das war eigentlich noch in Ordnung: Viele Leute trugen ein verstecktes Messer oder ihren Geldbeutel direkt am Körper. Hier aber lugte der Knauf seines Revolver hervor, und das war nun nicht mehr in Ordnung - während Sklavenhändlergewehre und Pistolen im Laufe der Zeit z unehmend zur Tagesordnung gehör ten, wollte ich uns lieber nicht in die Lage bringen, erklären zu müssen, was wir mit einem Erzeugnis zu tun gedächten, das so eindeutig aus Heim stammte.
»Könntest du deinen Rock etwas zuschnüren?« bat ich ihn. »Und wenn du das nächste Mal dein Schulterhalfter umschnallst, schieb es ein Stück herum, damit einem der Knauf nicht so ins Auge sticht, okay?« Falls alle Stricke rissen, würde sich niemand mehr über Jasons Revolver freuen als ich. Aber ich wäre wah rscheinlich etwas weniger glück lich, wenn er dazu den Anlaß gäbe, daß die Stricke reißen.
Bei einer gründlichen Durchsuchung würden wir wohl nicht durchkommen. So etwas gehörte jedoch nicht zu den üblichen Bräuchen, wenn man eine Stadt in Eren besuchte.
Zu guter Letzt ... »Andy?«
Einen kurzen Augenblick schloß sie die Augen. »Zwei örtliche Magier. Nicht gerade besonders große Leuchten, auch nicht gerade mächtig oder besonders erfahren. Es sei denn, sie machen momentan dasselbe wie ich - ihr Licht unter den Scheffel stellen. Sie lächelte. »Nur wesentlich besser.«
Wenn es nicht viel zu heiß gewesen wäre, hätten mir spätestens jetzt
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