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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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wesentlich weniger.
    Die Wachsoldaten wechselten einen vielsagenden Blick. Daraufhin umrundete einer unsere kleine Reisegesellschaft und unterzog besagten Huf des grauen Ponys für kurze Zeit einer sorgfältigen Prüfung. Dann nickte er.
    Die Tatsache, daß ich auf all dies vorbereitet war, hieß noch lange nicht, daß mir das ganze Theater auf irgendeine Weise gefiel. Allerdings lockerte sich die angespannte Atmosphäre etwas, als der Soldat den Huf des Tieres endlich losließ. Ich bin schließlich nicht von gestern - und so hatte ich schon tags zuvor die Hufeisen von den beiden Vorderhufen entfernt, um sicher zu gehen, daß die Unterseiten der Hufe gleichmäßig verschmutzt und die scharfen Ränder einigermaßen abgenutzt waren.
    »Ein Schmied also? Kein Hufschmied?«
    Ich breitete die Arme aus und winkte ab. »Das wäre allerdings noch besser.« Ich zuckte mit den Achseln ruhig, lässig, aber nicht zu lässig. Ein Leibwächter ohne Beziehung zu Mikyn wäre bei dieser Frage nicht beleidigt gewesen, hätte sie aber doch etwas seltsam gefunden. »Ich hätte nicht gedacht, daß eine kleine Stadt wie Brae groß genug ist, um einen Hufschmied ganztägig zu beschäftigen.«
    Diese Antwort reichte ihm, denn er nickte und sagte: »Deneral den Schmied findet Ihr auf der Trockenen Bachstraße«, und indem er wieder zu seiner Reiseleiterpersönlichkeit und -stimme zurückfand, fuhr er fort: »Am Fuße des Hügels. Man sagt, er kann auch recht anständig Pferde beschlagen. Also, noch einmal: Willkommen in Brae.«
    Wir ritten an den Lehmhütten der Kaufleute und ansässigen, der Stadt verpflichteten Händler vorbei in Richtung Stadtmitte.
    »Die Pfähle der Bestrafung?« fragte Jason.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Hier an der Küste ist das ganz alltäglich.«
    Es gibt da eine Variante der Anderen Seite, die man Kreuzigung nennt - dabei bindet man jemanden zur öffentlichen Zurschaustellung fest an einen Pfosten und verweigert ihm Wasser und Nahrung, so daß er schließlich an Durst und Erschöpfung zugrunde geht.
    Ich blickte finster vor mich hin. Vielleicht hatte ich noch nicht genug vom Tod und Leid der Menschen erfahren, aber ich konnte auf die Anordnung des hiesigen Lords gut verzichten, noch weitere Qualen mitansehen zu müssen.
    Vor uns verengte sich die Straße. Wir veränderten unsere zweireihige Reitformation und ritten nun einer nach dem anderen im Gänsemarsch. Ich hielt mich als Hauptleibwächter an der Spitze der Gruppe, während Ahira den Schluß bildete.
    Auf der anderen Seite des Marktplatzes waren sechs Pfähle errichtet; ein jeder hatte die Größe und Form einer Notrufsäule. Auf der Spitze eines jeden Pfahls war ein Käfig befestigt, der vage an eine riesige eiserne Zigarre erinnerte, kaum groß genug, um einem erwachsenen Menschen Platz zu bieten. Direkt daneben erhob sich ein mächtiger Belage rungsturm, gerade noch außer Reichweite des ersten Käfigs.
    In diesem sowie in drei weiteren Käfigen hockte jeweils eine leblose Gestalt, nur noch aus Haut und Knochen, in Lumpen gehüllt und am Gitter herabgesunken.
    Aus der Entfernung konnte ich nicht feststellen, ob einer der vier überhaupt noch am Leben war. Dann aber sah ich, wie sich ein Arm bewegte.
    Tennetty stieß auf. Eigentlich hatte ich gerade ihr einen stärkeren Magen als uns anderen zugetraut.
    Ahira zischte ihr zu, den Mund zu halten. Ich tat das gleiche. Allerdings machte ich mir große Sorgen um Tennettys Zustand. Denn bei diesem schaurigen Anblick war es eigentlich nur ganz natürlich und keiner besonderen Charakterschwäche zuzu - schreiben, wenn einem schlecht wurde.
    »Schön«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber ich kenne leider eine dieser Personen näher. Ich habe sie im Heim kennengelernt. Sie ist Ingenieurin und heißt Kenda. Und der arme Teufel im hinteren Käfig ist Bast.«
    Jesses. Ich kannte Bast, als er noch ein kleines, mageres Bürschchen gewesen war.
    Jasons Pferd tänzelte, als er es an meine Seite brachte. »Was sollen wir tun?«
    »Nur nichts übereilen«, raunte ich. »Ihr macht gar nichts, bis Ahira und ich sagen, was zu tun ist. Verstanden?«
    Mit bleichem Gesicht nickte er.

Kapitel vierzehn
In dem ich einen kleinen Spaziergang mache
    Es gibt für gewöhnlich null Wege, etwas richtig zu machen, aber einen Weg, alles zu vermasseln.
    - LOU RICCETTI -
    Lou drückt sich immer etwas kompliziert aus. Was er sagen will, ist folgendes: Wenn du etwas blindlings unternimmst, vermasselst du es mit Sicherheit. Er vergißt

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