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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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mich tief, wobei ich ihr eine kleine Holzdose und ein Stück Pergament hinhielt.
    Sie nahm keins von beiden an. »Was soll ich denn damit?«
    »Madame, ich bin einen Tag und eine Nacht geritten, um das hier aus Fenevar von Lord Ulven herzubringen.« Ich streckte die Hände aus. »Die Dose soll Lord Daeran persönlich präsentiert werden, und das Pergament muß von seinem Diener unterzeichnet werden, um zu bestätigen, daß ich das Präsent ordnungsgemäß ausgehändigt habe.« Ich wies auf das Pergament. »Gute Frau, ich bin sicher, daß Ihr es an seiner Stelle unterzeichnen könnt, wenn Ihr so ...«
    Sie musterte das zerbrochene Wachssiegel, das meine Finger, die ich unvorsichtigerweise gespreizt hielt, nicht vollständig verbargen. »Und was soll ich damit anfangen?«
    Ich lächelte unschuldig. »Womit?«
    »Mit diesem Siegel. Es scheint zerbrochen zu sein. Werde ich feststellen müssen, daß etwas von den Süßigkeiten fehlt?«
    »Aber ich bitte Euch, gute Frau - sehe ich denn so aus, als würde ich Lord Daerans Lieblings süßigkeiten stehlen?«
    Sie nickte. »Ja, so seht Ihr aus. Und ich, sehe ich so aus wie der Dummkopf, der etwas unterschreibt, von dem er weiß, daß es fehlt?« Sie scheuchte mich fort. »Hört, Lord Daeran ist normalerweise ein geduldiger Mensch. Aber schert Euch fort«, schimpfte sie und trieb mich zur Eingangstür. »Sucht Euch jemand anderen, der für Euch unterzeichnet. Unser Lord hat nur wenig Geduld.«
    »Oh, bitte. Bringt mich bitte nicht in solche Bedrängnis.«
    »Hinaus mit Euch.«
    Punkt eins des Plans fiel flach.
    Nun ging ich die Treppe für die Dienstboten hinauf; kalter Stein lag rauh unter meinen nackten Füßen. Nackte Füße gehen leiser als Schuhe.
    Der nächste Teil des Plans würde einfach werden. Wir wußten, wo das Zimmer des Lords lag. Das war nicht schwer zu erraten, weil es einen Balkon zum Repräsentieren gab.
    Die Sicherheitsvorkehrungen würden wahr scheinlich in Kürze verschärft werden, aber das dauerte bestimmt noch eine Weile. Nach Aussage der Techniker wollte der Lord nach Heim zurückkehren, was aber bestimmt zehn Tage in Anspruch nahm. Lord Daeran würde die Dinge beschleunigen wollen, aber aus Furcht, daß seine Truppen ihren Vorteil verlieren könnten, würde er sicher dafür sorgen, daß er sie nicht zu früh in volle Kriegsbereitschaft versetzte.
    Andererseits konnte er davon ausgehen, daß Lou Riccetti über angeheuerte Techniker so denken würde wie Lord Daeren von einem Untertan - als einem Arbeiter, den man beschäftigen kann, aber nicht jemanden, dessentwegen man einen Krieg führt.
    Was letzteres betraf, hatte er recht. Zu viel Land und zu viel Domänen und Ländereien lagen zwischen Heim und Brae, wegen derer sich Krieg führen ließ.
    Jedenfalls lagen Lord Daerans Gemächer im zweiten Stock, und vor seiner Tür würden keinerlei Wachen stehen, obwohl die Tür vermutlich verschlossen war, während er schlief.
    Gegenüber dem Eingang zum zweiten Stock hielt ich an, lauschte an dem Perlenvorhang, der vor der Türöffnung hing, horchte auch nach Geräuschen von Schuhen, die den Saal entlangtappten, eben auf alles.
    Nichts zu hören. Vorsichtig, langsam und sachte schob ich eine Perlenschnur beiseite. Es gab nicht den geringsten Grund dafür, daß eine Wache vor der Tür hätte stehen sollen, also würde da auch keine Wache stehen.
    Nun ja, ich brauchte nur die Wache vor der Tür zu beschwatzen.
    Ich ließ die Schnur vorsichtig zurückgleiten und stand lange in Gedanken versunken da. Das war zwar nicht günstig, aber diesmal ungefährlich.
    Das Naheliegendste war, die Pistole zu ziehen und auf die Wache zu zielen. Denn jeder weiß, daß du genau das tust, was von dir verlangt wird, wenn man eine Waffe auf dich richtet, nicht wahr?
    Nur - das eben stimmt nicht.
    Ein Fan von Greatful Dead gelangte einmal hinter die Bühne, indem er eine Pizza kaufte, an all den Wachposten entlangmarschierte und laut ausrief: »Pizza für Jerry Garcia! Pizza für Jerry Garcia!« Das funktionierte ganz gut, und, so wurde mir berichtet, die Band war sogar erfreut darüber und ließ ihn für den Rest der Show hinter der Bühne bleiben. Sogar die Pizza aßen sie.
    Andererseits versuchte irgendein Möchtegern-Türstürmer beim Präsidenten dasselbe mit Jerry Ford: »Pizza für Präsident Ford! Pizza für Präsident Ford!« Und er kam nicht einmal bis zum Secret Service. Schon an der ersten Polizeikontrolle wurde er festgenommen und verbrachte den Rest des Wochenendes im

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