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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Gefängnis. Das Labor checkte derweil die Pizza durch, damit man sicher sein konnte, daß die Pepperoni nicht explodierten oder etwas Ähnliches.
    All das weist darauf hin, daß Hartnäckigkeit für oder gegen dich arbeiten kann.
    Die Schachtel enthielt meine gesamte Verkleidung, denn ich hatte die Absicht, mich in Lord Daerans Zimmer umzuziehen, bevor ich ihn weckte. Ich konnte mir nämlich vorstellen, daß der einfache Baumwollumhang und die Beinkleider der unteren Klassen ihn nicht gerade einschüchtern würden.
    Ich zog mich schnell um.
    Die allerbesten Wachen sind die, die sich am engsten an Vorschriften halten. Wenn sie besondere Befehle haben, um eine Lage zu bewältigen, so folgen sie denen. Initiative zeigen sie überhaupt keine.
    Andererseits neigen Herrscher, besonders strenge Herrscher dazu, die Dinge auf zwei Wegen zu erreichen. Sie bestrafen jede Übertretung von Vorschriften, aber sie teilen auch Bestrafungen für die Übertretung ungeschriebener und unausge sprochener Regeln aus. Dabei spielt es keine Rolle, wie die offizielle Order lautet oder ob zwischen geschriebener und ungeschriebener Vorschrift möglicherweise ein Widerspruch besteht. In der Nähe eines schlafenden Lords ruhig zu bleiben, wäre solch ein ungeschriebenes, aber zwingendes Gesetz.
    Ich ging geradewegs durch den Perlenvorhang hindurch, wobei ich zur Wache hin eine Geste machte, die so gebieterisch wie möglich war.
    »Hast du keine Ohren, Mann?« fragte ich laut. »Hast du mich denn nicht rufen hören?« Ich schlug mit der Hand kräftig auf meinen Oberschenkel, als ich zu dem Mann hinüberging. »Sieh dir diesen Mist an«, sagte ich und wies in den Saal zurück. »Hast du jemals so etwas gesehen ...«
    Entweder stellten sie in Brae keine Männer als Wachen ein, die besonders helle waren, oder aber dieser war kein Frühaufsteher. Er konnte sich nicht entscheiden, was zu tun war, als ich ihm einen kräftigen Schlag mit der Hand gegen den Hals gab, diesen aber nicht umdrehte - was ich auch gut gekonnt hätte. Dann knallte ich die Schachtel gegen seinen Kiefer. Ein Schlag gegen das Kinn verpaßt dem Stammhirn einen hübschen Schock, bevor die Panik den Kreislauf zusammenbrechen läßt. Inzwischen war es zu spät. Seine Augen rollten nach oben; er knickte in den Knien ein und brach dann ganz zusammen.
    Ich konnte ihn nicht so richtig auffangen, bevor sein Kopf auf dem Boden aufschlug - autsch! - , aber ich zog ihn schnell durch die dunkle Türöffnung in Lord Daerans Zimmer hinein. Andere Leute kann ich ganz gut fesseln - der grundlegende Trick besteht darin, die Daumen fest zusammenzubinden.
    Das Zimmer war groß, licht und luftig, mit frischverputzten Wänden, deren Großflächigkeit hier und da durch etwas Farbe gebrochen wurde. Eine schwarzweiß gestreifte Nevelener Brücke bedeckte den Fußboden. Sie war ausgespro chen dick; ich versank bis zu den Knöcheln darin. Lord Daeran lag schnarchend auf dem breiten Bett. Allein. Sehr gut.
    Das große Fenster, das auf den Balkon hinausführte, war mit einem Balken gesichert. Ich hob den Balken vorsichtig an und legte ihn auf den Boden. Dann öffnete ich mit der einen Hand die Fenster, während ich mit der anderen meinen Dolch herauszog.
    Lord Daerans Bett war ein riesiger Vierpfoster mit Baldachin; seidene Bänder waren an jedem Pfosten befestigt. Hmmm ... sie waren offensichtlich für ihn, aber wie denn nur?
    Ich lächelte. Na, ich würde wohl nie damit zurechtkommen.
    Ich brauchte nur eine Minute, um mich zu fangen.
    Nun, kein Grund, Zeit zu verlieren. Ich drehte ihn herum, stopfte ihm einen bauschigen Zipfel der Decke in den Mund und setzte die Spitze des Dolchs unter seine Nase, woraufhin er sehr, sehr schnell wach wurde.
    »Ein lautes Wort, Lord Daeran«, flüsterte ich und zitterte sichtlich, »nur eine Silbe, nur ein lauter Ruf, und ich bespreche alles weitere mit Eurem Nachfolger.« Ich führte die Spitze des Messers von der Nase bis an seine Kehle, wobei ich eine hübsche Vibratostimme beibehielt - ich kann gut vibrieren. »Verstanden?«
    Meine Stimme kratzte etwas beim Sprechen, was ihn vermutlich mehr ängstigte als irgend etwas anderes. Ich hätte es auch nicht gerne, wenn mir ein nervöser Mann ein Messer an den Hals setzte.
    Unter anderen Umständen, nehme ich an, hätte Lord Daeran eine bessere Figur gemacht. Aber im Schlaf waren sein langer Ziegenbart und sein spärlicher Schnurrbart aus der Form geraten, und seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen.
    Er wollte nicht

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