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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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wirklich nicken - nicht wo das Messer nur darauf wartete, seine Nase abzuschneiden. Doch er schaffte es irgendwie, den Kopf ein paar Zentimeter hoch und runter zu bewegen.
    Ich zog ihm den Deckenzipfel aus dem Mund und ersetzte ihn durch den Hals einer metallenen Flasche. Mit dem Daumen hatte ich die Flasche schon geöffnet.
    »Nehmt einen Schluck«, sagte ich, indem ich die Flasche an seine Lippen und die Spitze des Messers an sein rechtes Auge hielt.
    Es war ein ziemlich widerwärtiges Zeug, aber er schüttete es hinunter.
    »Jetzt schluckt mal ordentlich«, befahl ich. Ganz offensichtlich hatte ich immer noch die Hosen voll.
    Mir entrang sich ein Seufzen, als ich mich vom Bett erhob. Ich stellte die Flasche auf den Tisch und nahm eine kleine Glasampulle aus meiner Tasche. Der Korken sprang mit einem lauten Plopp heraus.
    »Das war's.« Ich hob die Hand, als ich mich entspannt auf einem Stuhl niederließ - ein Mann, dessen Arbeit getan war. »Haltet eine Weile die Hände vom Mund weg, damit wir nicht zu befürchten brauchen, daß Ihr Euren Magen reinigt. Wenn Ihr statt dessen herausfinden wollt, wie sehr Euer Nachfolger Euch liebt, fangt nur an zu schreien. Ich werde dann das Gegengift auf dem Läufer verschütten oder die Ampulle gegen die Wand schmettern. Bis zum Einbruch der Nacht werdet Ihr dann eines besonders schrecklichen Todes gestorben sein.«
    Ich klopfte mit der Spitze meines Messers gegen das Glas, und er fuhr zusammen. Langsam wurde ihm schlecht.
    Ich lächelte. »Vorsicht. Laßt nichts aufs Bett kommen.« Ich wandte mein Gesicht nicht dezent zur Seite, als er sich auf den Fußboden übergab - ein Schwall grüner Widerwärtigkeit. »Szene eins. Selbst wenn Ihr jetzt an Heiltropfen gelangen könnt, wird Euch das überhaupt nichts nützen. Dies ist eine besondere Mixtur - die Matriarchin von der Heilenden Hand könnte Euch wahrscheinlich noch retten, oder vielleicht auch der Älteste der Spinnensekte, Tarantula, oder wie immer er heißen mag. Ich glaube allerdings nicht, daß jemand hier in der Umgebung das schaffen könnte.«
    Er wischte seinen Mund am Ärmel ab und zeigte mehr Gelassenheit, als ich in seiner Lage hätte aufbieten können. »Ich nehme an, Ihr habt noch ein anderes Angebot?« Er bemühte sich, seinen Bart und sein Haar etwas zu ordnen.
    »Ja«, sagte ich. »Ihr könnt meine Freunde aus ihren Käfigen hinunter zu den Langen Docks und uns alle von hier wegbringen. Ihr habt schlicht Eure Meinung geändert - die Gefangenen werden verbannt, statt langsam hingerichtet.«
    Im stillen hatte ich tobende Drohgebärden erwartet, aber er nickte nur. »Wer seid Ihr eigentlich?«
    Ich verbeugte mich. »Walter Slowotski , zu Euren Diensten.« Er riß die Augen weit auf, er hatte den Namen erkannt. »Oder wohl eher anders herum, was?«
    »Also gut«, sagte er. »Ich gebe Eure Freunde frei, und ... dann bekomme ich das Gegenmittel? Und auch genug, um dem Gift entgegenzuwirken?«
    »Sicher.« Ich nickte. »Davon braucht man nicht viel - ich habe hier mindestens dreimal so viel, wie man braucht. Um Euch zu heilen, meine ich. Ihr werdet trotzdem noch ab und zu Schmerzen haben. Wahrscheinlich werdet Ihr die Hälfte der nächsten zehn Tage auf einem Donnerbalken kauern - aber es wird nur Durchfall sein; wenigstens werdet Ihr nicht Eure Eingeweide herausdrücken.«
    Er blickte mich aus verkniffenen Augen an. »Ich weiß nicht, ob ich Euch trauen kann.«
    Ich hatte damit gerechnet, daß ich ihm diesen Bären aufbinden konnte.
    Und ich hatte enorm viel riskiert, als ich mich hier einschlich. Aber wofür eigentlich?
    Nur um ihn mit einer Mi schung von Wasser, Jod, Pfeffer öl, Brechwurz und etwas leicht ranziger Mayonnaise zu füttern, die wir beim gestrigen Frühstück stibitzt und in der Sonne stehen gelassen hatten?
    Natürlich nicht.
    Je größer der Bluff, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß er gelingt - und dieser war so groß, wie ich ihn eben in der kurzen Vorbereitungszeit hatte aushecken können.
    Hm ... wir konnten uns immer noch auf Plan B besinnen. Das einzige Problem war, daß ich mich auf diese Version hier verlassen hatte und gar kein Plan B existierte. Ich meine, ich hatte natürlich eine grobe Vorstellung, aber keine der Feinheiten, die immer den besten Teil darstellen. Das Ganze müßte mit einem Messer anfangen, das ich ihm in die Kehle stieß, um seine Schreie abzutöten. Von dem Punkt aus könnte ich den Plan dann weiterentwickeln. Das Fenster? Nichts für mich, aber ... ja, dem

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