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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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er ruhig. Dann hob er die Stimme: »Was ist los mit dir? Ich wollte doch nur, daß wir Freunde sind. Du doch auch?«
    »Du solltest dich mal fragen, woher ich dich kenne«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort. »Du erinnerst dich nicht an mich, aber wir sind uns schon einmal begegnet. Vor Jahren.«
    Er faßte sich an den Nacken, da wo sein schwarzer Bart anfing, der Kinn und Hals bis zur Brust hinunterwuchs. Vielleicht lag es an dem flackernden Lampenlicht, oder vielleicht sah ich sie auch tatsächlich, fast verborgen unter dem Bart: die weißen Narben, die von einem eisernen Kragen stammen könnten.
    Plumpe Finger tasteten dort, wo sein Kragen war. Gewesen war.
    »Stoß mich jetzt weg, Walter Slowotski «, flüsterte er. »Auch ein schneller Durchgang, wenn es dir gefällt.«
    »Ich mach so was mit Frauen, verdammt ... Hände weg von meiner Hose, oder ich zerreiß dich!« rief ich heftig und stieß ihn fort. »Ich schwör dir, ich reiß dir die Eier ab und stopf sie dir ins Maul.«
    »Komm, laß uns Freunde sein.« Und, wieder sotto voce: »Wir legen am Morgen ab. Ich bin kein tapferer Mann, sonst würde ich hierbleiben und dir und deinen Freunden helfen.« Er fuhr mir mit dem Handrücken über das Gesicht, fest genug, daß es weh tat, aber nicht mehr. »Das ist für deine Schüchternheit.« Dann sprach er wieder ganz ruhig: »Wenn du mit dem Schiff verschwinden willst, solltest du wissen, daß die beiden schnellsten Schiffe, die hier im Dock liegen, die Butter und die Delenia sind. Aber sei auf der Hut vor beiden Kapitänen. Sie machen hier 'ne Menge Geschäfte.« Er hob abwinkend die Hände. »Ich weiß, wann ein Nein ein Nein ist«, verabschiedete er sich und schwankte fort ins Dunkel. Mit einem beiläufigen Winken deutete er die Geste eines Lebewohls an. Schließlich wandte ich mich in die andere Richtung.
    Nicht mal seinen Namen hatte ich erfahren.

Kapitel sechzehn
In dem ein herzhaftes Frühstück gegessen wird
    Wenn man auf dünnem Eis Schlittschuh läuft, liegt die Sicherheit in der Geschwindigkeit.
    - RALPH WALDO EMERSON -
    Kühnheit ist eine Tugend,
die immer mit Vorsicht genutzt werden sollte.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Die anderen waren alle noch wach und warteten auf mich. Ahira zog mich so schnell zum Fenster herein, daß ich dachte, ich würde fliegen.
    »Wie ist es gelaufen?« fragte er. »Hast du herausgefunden, was wir brauchen?«
    »Vielleicht«, ich nickte. »Ich muß erst mal darüber nachdenken.«
    »Dann tu das«, erwiderte er mit einem entspannten Lächeln. Dieses Lächeln mochte ich. Schon lange hatte ich es nicht mehr gesehen, seit Bieme nicht mehr, glaube ich. »Du kriegst das alles wohl nicht mehr so richtig zusammen, was?«
    Ich hob die Schultern. »Ich glaube, ich hätte auf dich hören sollen.«
    »Manchmal sind die Dinge echt einfach«, erklärte ich den drei anderen, als wir uns am nächsten Morgen im Wohnzimmer um den Frühstückstisch herum versammelten. »Ich weiß jetzt einen einfachen Weg, wie wir sie herausholen können.«
    Unten im Stadtzentrum mußten unsere Freunde noch einen weiteren Tag darben und in der heißen Sonne braten. Tennetty war mit einem Auftrag unterwegs.
    Von draußen flutete das Sonnenlicht durch die im Winde wehenden Vorhänge auf den Vier-Personen-Eßtisch und die silbernen Tabletts. Diese waren beladen mit Speckscheiben, Hühnerpastete, kleinen Auflaufformen aus Keramik mit weichgekochten Eiern und anderen Leckerbissen. In Brae war das Früstück traditionell die wichtigste Mahlzeit des Tages, was mir nur recht war.
    Ahira kochte, den Kopf zur Seite gewandt. »Sicher.« Mit einer silbernen Zange schützte er sich vor der Hitze, als er den Deckel vom Kochtopf nahm und schnupperte. »Eine Art Fleischtopf, glaube ich.« Er klatschte sich etwas auf seinen Teller und tunkte es mit der Hälfte eines goldbraunen, faustgroßen Brötchens auf. »Hmmm ... nicht schlecht. Zicklein, würde ich sagen.«
    Ich griff nach einem Brötchen, das noch ofenwarm war, teilte es in zwei Hälften und stippte das eine Ende in einen Topf mit eingemachten Erdbeeren. Sie waren köstlich süß, vielleicht aber eine Idee zu erdig, denn die Kerne knirschten zwischen meinen Zähnen.
    Andrea nahm nichts von alledem. Sie und ihr Sohn aßen nur ihr eigenes Essen.
    Ahira biß in eine dicke Scheibe Speck und spülte es dann mit einem Schluck tiefroten Weins hinunter. »Also erzähl mir mal, wie dieser einfache Weg aussehen soll«, sagte er mit einem mißtrauischen Grinsen.
    »Du und Jason

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