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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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wegen Zeitreisen und dergleichen unternommen werden. Harvey, ich bin fast aus den Pantoffeln gekippt: Die Jungs sind schon viel weiter, als du dir vorstellen kannst. Es gibt zahlreiche Versuche, bei denen lebende Materie entmaterialisiert und die Molekularstruktur an einem anderen Ort und vor allem in einer anderen Zeit wieder zusammengesetzt wird. Bisher sind zwar nur Versuche mit Hunden gemacht worden, aber es klappt. Okay, es hat noch nie ein Hund überlebt, weil das Herz als autonomer Muskel nach der Entmaterialisierung keinen elektrischen Impuls mehr bekam, aber die Zeitsprünge an sich funktionierten.«
    »John, hör zu. Wir sind gute Freunde, aber lass mich bitte mit diesen abstrusen Ideen in Ruhe. Ich werde jetzt auflegen und mit meinen Kollegen sprechen. Ich danke dir für deine Mühe. Und sei mir nicht böse, aber ich glaube, ich bin zu alt für diesen Blödsinn. Das ist Teufelszeug, was da betrieben wird.«
     
    ***
     
    Die Stimmung in der NIC war mehr als seltsam, als Schneider auftauchte. Er hatte erwartet, auf dem Boden verteilte Sektkorken und jubelnde Gesellschafter anzutreffen, die einander begeistert zuprosteten. Das Gegenteil war der Fall. Als er die Tür öffnete, fiel sein Blick als Erstes auf die vier mal fünf Meter große digitale Bildschirmfläche, auf der ein erschreckendes Diagramm zu sehen war, das ein Junge in der zehnten Klasse mühelos hätte interpretieren können. Auf dem Diagramm war eine Linie zu sehen, die diagonal von oben links nach unten rechts verlief; nicht als Gerade, sondern eher in feinen, zackigen Schlangenlinien, es war nicht zu übersehen, dass sie steil nach unten führte und im scheinbaren Nichts am unteren Bildrand in der Versenkung verschwand. Darüber prangte ein kleiner, fast unbedeutend wirkender Schriftzug: »Comequad international«.
    Schneider suchte in der Menge der Leute, von denen niemand ein Sektglas in der Hand hielt oder ein strahlendes Lächeln im Gesicht trug, nach seinem alten Freund Gerd Blome. Die Umherstehenden machten Schneider sofort Platz, sie wichen ihm regelrecht aus. Nicht, weil er ihr Chef und Geldgeber war, sondern weil er sich auf sonderbare Weise und für alle sichtbar verändert hatte. Wie beim letzten Mal hatte er tiefe, blutunterlaufene Ränder unter den Augen, die Haare klebten auf dem Kopf und die Wangen schienen eingefallen zu sein. Man konnte deutlich sehen, dass Schneider in der letzten Zeit abgenommen hatte. Er fand Blome mit einem großen Glas Whiskey in der Hand, und es schien nicht das Erste an diesem Tag gewesen zu sein.
    »Was ist hier los, Gerd. Steh auf, Mann. Wie siehst du denn aus?«
    »Das musst du gerade sagen. Sieh dich mal an. Hast du Fieber oder so?«, lallte Blome Schneider an und rülpste seine hochprozentige Fahne hinaus. »Wir können hier alle die Sachen packen, du Genie. Während du in Wien auf Entdeckungsreise warst, ist hier alles den Bach runtergegangen. Gestern war wieder dieser Typ hier, Rennigan oder so.« Blome nahm einen großen Schluck Johnny Walker aus dem Glas.
     
    »Lennigan«, korrigierte ihn Schneider und riss die Augen auf. »Was wollte er um Himmels willen von uns?«
    Blome lachte laut auf. »Gar nichts wollte er von uns. Geben wollte er uns was. Hunderttausend für den ganzen Laden.« Blome schwankte auf seinem Stuhl und fuhr fahrig mit dem Arm in der Luft herum. »Einen Tag vorher, als du nach Wien geflogen bist, war er schon einmal da und hat uns exakt auf den Punkt die Börsenergebnisse des nächsten Tages verkündet. Möchte wissen, woher er die hatte.«
    Schneider wirbelte im Raum herum und schnauzte die anderen Mitarbeiter an. »Und was ist mit euch? Das sind doch nicht die einzigen Geschäfte, die ihr tätigt. Vergesst die bescheuerten Comequad-Papiere. Wir haben noch mindestens fünfzehn andere Pferdchen am Laufen.«
    Die blassen Gesichter der teilweise jungen Mitarbeiter wurden noch bleicher und ihnen stand Furcht im Gesicht. Sie wagten nicht, einen Ton herauszubringen, und schauten Hilfe suchend zu Blome hinüber. Der rappelte sich auf und versuchte sich aufrecht vor Schneider aufzubauen.»Es war wie verhext, Richard. Von einem Tag auf den anderen sind wir komplett pleite. Der Typ hat in allen Punkten recht behalten. Wie kann er das wissen? Verdammt!« Blome zog Schneider mit sich in eine ruhigere Ecke des Großraumbüros. »Hör mal Richard, ich bin zwar dein Freund, aber die Sache in Wien ist ja wohl gehörig schief gelaufen, oder nicht?« Schneider

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