Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
in ein paar Jahren etwas Revolutionäres entwickelt wird, von dem niemand heutzutage auch nur die leiseste Ahnung hat. Vielleicht eine Rakete, die so schnell fliegt, dass sie die Zeit besiegt?«
»Ich glaube, du hast zu viele Filme gesehen, Mosche.«
»Das kann schon sein, Harvey.« Mosche grinste schelmisch.
Harvey blätterte noch einmal in den Unterlagen und Auswertungen, die Professor Wagner mit den Proben zurückgeschickt hatte. Unvermittelt blickte er zu Mosche und Lea auf. »Was haltet ihr von einer kleinen Reise über den großen Teich?«, fragte er die beiden.
»Du meinst, wir sollten zusammen …? Wow. Also, ich für meinen Teil könnte das dem Institut schon verklickern, aber du, Mosche. Bei dir wird es schwierig, oder?«
»Überhaupt nicht. Wir haben Verwandte in New York, die wollte ich schon lange mal besuchen. Außerdem habe ich noch fast drei Wochen Urlaub bei Moriah gut.« Mosche wurde nachdenklich. »Die Frage ist nur, ob er mich gerade jetzt ziehen lässt.«
»Na, ja. Das kriegen wir schon hin. Lasst mich nur machen. Ich werde Moriah und der IAA erklären, dass ihr beide für meine Forschungen unentbehrlich seid.«
»Ein Baggerfahrer? Unentbehrlich?«
»Warum nicht? Es stecken stets mehrere Talente in einem Menschen. Außerdem bist du ein ehemaliger Geologie- und Archäologiestudent!«
»Und wer bezahlt das Ganze?«, fragte Mosche.
»Na, der Steuerzahler natürlich«, lachte der Professor. »Nein das war ein Scherz. Ich denke, das wird meine Uni übernehmen. Wir haben im letzten Jahr großzügige Forschungsgelder bewilligt bekommen, und das ist doch genau das, was wir tun wollen. Wir forschen, oder nicht?«
Mosche und Lea nickten begeistert.
Mosche musste einige Überredungskünste aufbringen, um seine Frau davon zu überzeugen, dass diese Reise für ihn wichtig sei. »Es ist die Chance meines Lebens, Schatz. Bitte lass mich mit Lea und dem Professor fliegen. Dieses Thema interessiert mich, seit ich denken kann, und ich muss nicht einen Schekel dafür bezahlen.«
»Wie lange wirst du wegbleiben?«, fragte sie.
»Eine Woche, höchstens zwei. Bitte, Schatz, sag Ja.«
Rachel löste sich aus der Umarmung und ging einige Schritte auf und ab. Sie überlegte fieberhaft, wie sie diese Woche organisieren, die Kinder versorgen und andere praktische Dinge gestalten konnte. Dabei war der eigentliche Grund ihrer Skepsis der, dass sie sich Sorgen um Mosche machte. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn liebevoll an. Zögernd nickte sie mit dem Kopf. »Es fällt mir schwer, dich ziehen zu lassen, doch ich sehe, wie viel es dir bedeutet. Na schön, geh. Der Professor ist ja dabei, und ich muss zugeben, die Geschichte mit dem unbekannten Toten ist wirklich spannend. Ich wünsche euch, dass ihr der Sache auf die Spur kommt.«
»Danke Schatz. Ich liebe dich. Und wenn du mal eine Woche Urlaub auf einer Schönheitsfarm brauchst, pass ich auf die Kinder auf.«
Rachel gab ihm einen Klaps auf den Oberarm. »Als wenn ich das nötig hätte«, scherzte sie. Sie wurde bedrückt. »Wann geht euer Flug?«
»Voraussichtlich morgen Mittag. Wir werden circa zehn Stunden unterwegs sein. Sobald ich da bin, rufe ich dich an.«
Sie blickte zu Boden und verbarg die Tränen. »Komm, ich helfe dir packen.«
»Warte, ich benachrichtige erst Lea und den Professor, dass ich mitkommen kann.«
Wehmütig suchte Rachel Kleider für Mosche raus. Seit ihrer Hochzeit war das Paar nie länger als zwei Tage getrennt gewesen, und Amerika lag nicht gerade nebenan. Mosche richtete alle Gedanken und Gefühle auf die ihm bevorstehende Reise. Er würde sich mit namhaften Wissenschaftlern über Quantenphysik und Einsteins Relativitätstheorie unterhalten und sich in seinen Kindheitsträumen über Zeitreisen verlieren können.
Smith hatte derweil alles telefonisch geregelt. Er hatte sich mit Wagner in Verbindung gesetzt und sich mit ihm in Chicago verabredet, wo sich eine der modernsten Forschungsstationen der Welt befand. Dort wurde nicht nur intensiv in der Astrophysik geforscht – einige Arbeitsgruppen arbeiteten auch an Antriebsaggregaten für die Raumfahrt und an den Möglichkeiten von Zeitreisen.
Der Flieger startete planmäßig und Rachel stand mit den beiden Kindern in der Abflughalle. Sie sahen dem Flugzeug nach, bis es am Horizont verschwunden war, und Rachel war klar, dass sie stündlich an ihn denken würde.
Lea, Mosche und der Professor saßen im Mittelgang nebeneinander. Smith hatte sich den Platz am Rand
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