Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
aufgestockt.«
»Verschlingt das Projekt denn soviel?«, fragte Mosche.
Wagner nickte. »Bisher hat er allein für die Apparaturen 15 Millionen Dollar ausgegeben. Hinzu kommt, dass er täglich für 10 000 Dollar Energie verbraucht.«
»Wow. Welche Maschine verschlingt denn soviel Strom?«, interessierte sich Mosche.
Wagner nickte grinsend. »Sie werden es gleich erleben. Kommen Sie. Ich bringe Sie zu ihm.«
Wagner führte das kleine Forscherteam zu einem Aufzug, steckte den Schlüssel, den Petrov ihm gegeben hatte, in ein Sicherheitsschloss und tippte einen Code in eine winzige Tastatur. Zur Überraschung der Neuankömmlinge ging es nicht nach oben, sondern abwärts. Sie wurden in die Tiefe katapultiert, dass alle schlucken mussten, um den Druck in den Ohren auszugleichen.
Smith atmete tief ein und sagte scherzhaft: »Ich dachte, ich hätte das Schlimmste hinter mir, als ich das Flugzeug verließ.«
»Es ist sofort vorbei, Harvey. Es sind mehr als sieben Stockwerke.«
»Es tut mir leid, mir wird schon schlecht, wenn ich auf eine Leiter steige.«
Der Fahrstuhl verlangsamte sich und drückte die Fahrgäste in die Knie. Die Tür öffnete sich mit einem Zischen. Wagner stand vorn am Ausgang und verließ den Aufzug ohne Verzögerung, während Smith, Lea und Mosche noch eine Weile wie angewachsen verharrten. Der Anblick war überwältigend. Sie hatten zwar damit gerechnet, einen Raum vorzufinden, den sie als ungewöhnlich bezeichnet hätten, doch was sie jetzt sahen, war gigantisch.
XX
Am nächsten Tag befanden sich Huber und Raphaela im Flugzeug nach Rom. »Dass sich der Vatikan in unsere Ermittlungen einschaltet, finde ich mehr als ungewöhnlich.« Huber sah Grassetti von der Seite an.
Sie nickte und schien über irgendetwas nachzudenken. »Die Lanze ist eben nicht irgendeine Lanze.« Der Hinweis für das Lösen der Sicherheitsgurte ertönte. »Warum haben Sie sich so gesträubt, nach Rom zu fliegen? Ist das nicht eine willkommene Abwechslung zu Ihrem Alltagstrott?«, fragte sie Huber.
Er nahm einen Schluck Mineralwasser, den die Stewardess zuvor gebracht hatte, und überlegte sich seine Worte gut. Warum soll ich es nicht erzählen , dachte er. »Mein Sohn muss immer dann, wenn mich mein Chef auf eine Dienstreise schickt, für ein paar Tage zu seiner Mutter. Er ist aber lieber bei mir, als bei seiner Mutter. Ich glaube, ich erlaube ihm mehr als sie. Außerdem hasst er den neuen Kerl meiner Ex-Frau.« Hubers Augen leuchteten, als er von seinem Sohn erzählte.
Raphaela sah Huber plötzlich mit anderen Augen. »Ach, Sie haben einen Sohn! Wie alt ist er?«
Huber kramte in der Innentasche seiner Jacke, zog seine Brieftasche hervor und holte ein Foto hervor. »Sieben geworden.« Er betrachtete es lange, bevor er es Raphaela hinüberreichte. Sie schaute ihn fragend an. Daraufhin sagte er: »Ich bin seit zwei Jahren geschieden. Meine Frau hat es mit mir nicht mehr ausgehalten.«
Raphaela gab ihm das Foto zurück, woraufhin er es in die Brieftasche zurücksteckte. Dann knöpfte er die ersten drei Knöpfe seines Oberhemdes auf, zog das T-Shirt zur Seite, entblößte einen Teil seiner rechten Schulter und drehte sie zu seiner Sitznachbarin um, dass sie die Narbe gut sehen konnte. »Ich habe ziemliches Glück gehabt. Knapp an der Lunge vorbei. Ein glatter Durchschuss, aber meiner Frau hat´s gereicht. Jeden Morgen zu befürchten, dass ich am Abend nicht nach Hause komme, das war zu viel für sie.«
»Warum haben Sie nicht den Job gewechselt, wenn Sie sich in der Mordkommission sowieso nicht wohlfühlen?«
Huber zuckte mit den Schultern. »Ich habe nichts anderes gelernt. Was soll ich machen?« Er nahm einen weiteren Schluck Wasser. »Ach, lassen wir das. Nutzen wir lieber die Zeit. Wir haben noch über eine Stunde. Mir sind einige Dinge noch immer nicht ganz klar. Wie kann jemand derart in eine Reliquie vernarrt sein, dass er bereit ist, dafür zu töten, während er den Kunstschatz daneben, der von unermesslichem Wert ist, unbeachtet liegen lässt?«
Grassetti wusste, dass Huber das juwelenbesetzte Kreuz meinte, das neben der Lanze ausgestellt war. Seine Betonung des Wortes »Reliquie« ließ erahnen, wie wenig Wertschätzung er religiösen Gegenständen zollte. Die junge Frau musste nicht lange überlegen, was sie antworten sollte. Die Lanze war ihr Thema.»Das hängt mit der Geschichte der Heiligen Lanze zusammen und dem Wert, den man ihr über die Jahrhunderte beigemessen hat. Sie ist mehr als nur eine
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