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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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bilden, der ihnen aus der deutschen Geschichte bekannt vorkommt.«
    »Sie meinen, ein Anagramm?«, warf Raphaela ein. Gambrioni nickte.
    Eine Zeit lang wollten alle Worte, die sie fanden, keinen Sinn ergeben, bis Raphaela bei einem Wort beinahe aufschrie. »‚T H U L E‹. Die Thule-Gesellschaft.« Sie schaute den Kardinal neugierig an und wartete gespannt auf seine Reaktion.
    »Genau. »THE Lu« ist ein Anagramm von »THULE«.«
    »Was soll das Ganze? Die Thule-Gesellschaft ist meines Wissens doch längst vergessen«, erwiderte Huber und machte dabei eine Bewegung, als wische er etwas von dem Tisch, der vor ihm stand.
    »Es ist nicht ganz so einfach. Offiziell gibt es die Thule-Gesellschaft tatsächlich nicht mehr. Zumindest nicht in der Form, wie sie im Dritten Reich bestanden hat, aber sie operiert noch immer im Verborgenen. Es gibt leider unzählige Menschen, für die das Naziregime noch nicht beendet ist.«
    »Sie meinen, der Dieb und Mörder war ein Neonazi? Wir haben diese Möglichkeit auch schon in Betracht gezogen.«
    »Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe, Herr Huber. Meiner Meinung nach – aber ich bin kein Kriminologe, wurde der Diebstahl äußerst stümperhaft ausgeführt.« Gambrioni schüttelte das weiße Haupt. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Organisation von der Größe wie ›THE Lu‹ auf diese Weise vorgehen würde.«
    »Was bedeutet ›THE Lu‹. Ist das nur ein Anagramm oder haben die Buchstaben auch eine Bedeutung?«, fragte Raphaela.
    »Wir haben diese Loge schon seit vielen Jahren im Visier. Sie nennen sich Bruderschaft, Loge, Gesellschaft oder Orden. Sie sind von allem etwas, doch ihre Ziele sind ganz klar. Die Buchstaben T, H und E. bedeuten ›The Healing Element‹. ›Das heilende Element.‹ Gemeint ist etwas in der Art, wie die richtige Arznei, der richtige Wirkstoff oder Ähnliches.«
    »Was soll denn kuriert werden?«, fragte Raphaela und dachte an ihren Vater, den ehemaligen Arzt.
    »Die kranke Gesellschaft. In den Augen dieser Leute ist das Problem der Menschheit die Rassenvermischung, die Vermischung des Blutes, wie sie es nennen. Letztlich träumen sie von einer Wiederbelebung des Germanentums. Die Thule-Gesellschaft war auch aus einem Germanenorden hervorgegangen.«
    »Benannt nach einer antiken Insel im äußersten Norden«, fügte Huber nachdenklich hinzu.
    »Genau. Das Gretchen in Goethes Faust singt das Lied vom König von Thule. Erinnern Sie sich?« Huber verengte die Augen. Diese Art der Literatur war ihm nicht geläufig.
    »Für die Gesellschaft war diese Insel der Ursprungsort der arischen Rasse.« Nun legte Gambrioni endlich die Dokumente vor sich auf den Tisch, die er schon seit geraumer Zeit zwischen seinen Finger gehalten hatte. »Hier sehen Sie ein Wappen der Thule-Gesellschaft von 1919: ein Schwert vor dem Hintergrund des gebogenen Hakenkreuzes. Und hier ist das Wappen des Ordens ›THE Lu‹. Das Wappen hat sich gewandelt. Wenn Sie genau hinschauen … Was sehen Sie darauf?«
    Raphaela drehte das Blatt so zu sich hin, dass es direkt vor ihr lag. »Ein Speer vor dem Hintergrund eines Tieres. Hm, ich würde sagen, einer Ziege oder so etwas.«
    Gambrioni korrigierte sie. »Es ist die ›Heilige Lanze‹, und das Tier personifiziert das Böse, den Antichristen, Luzifer.«
    Huber sah Gambrioni direkt an und brachte ein gequältes Grinsen hervor. »Sie meinen, die Abkürzung ›Lu‹ steht für Luzifer? Ich bitte Sie! Finden Sie nicht, dass das ein wenig dick aufgetragen ist? Und zu offensichtlich, oder?«
    Gambrioni deutete ein Lächeln an und zuckte mit den Schultern. »Ich denke nicht. Gerade weil es so offensichtlich ist, glaubt niemand, dass Luzifer gemeint sein könnte. Sie zweifeln doch auch. Sehen Sie hier! ›Lu‹ ist so geschrieben wie eine Unterschrift, eine Art Signatur, wie sie ein Maler unter sein Bild setzt.«
    Huber kratzte sich am Kinn.
    »Mir ist nur noch nicht klar, worin die eigentliche Gefahr besteht«, fragte Raphaela und man sah ihr an, dass ihr diese Enthüllungen unheimlich waren. Gab es möglicherweise eine Verbindung ihres Onkels zu einer obskuren, diabolischen Geheimgesellschaft?
    »Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs warten die Mitglieder dieses ständig wachsenden Ordens auf ihre Chance, ihre Machtansprüche endlich durchzusetzen. Werfen Sie noch einmal einen Blick auf das Wappen. Beinahe prophetisch hat diese Bewegung schon so viele Jahre die Lanze als festen Bestandteil in ihr Wappen integriert, obwohl sie sie bis jetzt noch

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