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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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große Räume und nicht auf enge Fahrstühle bezog.
    Kaum hatte Schneider das Zimmer betreten und die Tür hinter sich ins Schloss fallen lassen, riss er den Brief auf. Er stammte vom Chef von Hartmut Schulz.
     
    Lieber Herr Schulz, es tut mir leid, aber ich musste kurzfristig umdisponieren. Dreyfuß ist krank geworden, und ich werde für ihn einspringen. Sonst hätten wir nach diesem grausamen Terroranschlag in Israel niemanden vor Ort. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Recherche. Lassen Sie nicht locker. Das ist der absolute Hammer mit diesem Petrov. Fühlen Sie ihm so richtig auf den Zahn. Alles Gute. Wir sehen uns in München.
     
    Herzlich
    F. Marxkors
    P.S. Wie war die Woche in Rom? Hoffe mehr darüber bei Ihrer Rückkehr zu hören.
     
    Da Marxkors kein Wort über das Meeting verloren hatte, beschloss Schneider, ihm fernzubleiben. Er musste darauf achten, nicht von einem Reporterkollegen angesprochen zu werden. Er nahm das Namensschild ab, um es sich für diesen Petrov aufheben, verließ er das Hotel und schlenderte durch die Straßen. Intuitiv suchte er den schmuddeligen Teil der Stadt – und fand ihn nach einer halben Stunde Fußmarsch.
    Die Mülltonnen in diesem Viertel quollen über vor Dreck, und streunende Katzen und Hunde suchten fauchend und jaulend darin nach Essbarem. Halbwüchsige Teenager verschiedener Nationen lungerten auf den Treppenstufen der Hauseingänge herum und machten ihn an. Sie riefen ihm nach, beschimpften ihn und hätten ihn angegriffen, wenn er nicht diese bösartige Ausstrahlung gehabt hätte. Als er sich sicher war, im Zentrum des Gettos angekommen zu sein, suchte er gezielter nach Geschäften, die möglicherweise illegale Waffen unter dem Ladentisch verkauften, Läden, in denen niemand nach Waffenscheinen fragte, weil hier fast jeder eine Waffe bei sich trug, um seine nackte Haut retten zu können.
    Ein vollbärtiger, tätowierter Mann in einem Secondhand-Laden schien Schneider der richtige Ansprechpartner zu sein. Der bullige Verkäufer trug eine schwarze Kappe aus Leder mit einem Emblem von Harley Davidson auf dem kahlrasierten Schädel. Vermutlich gehörte die Maschine vor der Tür auch ihm. Ohne ein Hallo oder Ähnliches marschierte Schneider in den Laden hinein. »Ich brauche eine Waffe. Klein und handlich.«
    Der Dicke zuckte mit den Schultern. »Ich verkaufe Fernseher und Radios, Mann.«
    Schneider verlieh seiner Stimme noch mehr Gewicht. »Verarsch mich nicht. Ich will eine Waffe.« Schneider zückte die pralle Brieftasche von Schulz und legte die gestohlenen zweihundert Dollar auf den Tisch.
    »Munition kostet extra.« Die Lederkappe mit dem Typ darin verschwand unter der Ladentheke und Schneider hörte es klimpern. Er legte eine weitere Hundert-Dollar-Note auf den Tresen. Mehr amerikanische Dollars hatte er nicht mehr. Der Verkäufer legte zwei Waffen und eine Schachtel Munition auf den Tisch. Schneider ließ das Magazin der Pistole mit erstaunlicher Fachkenntnis herausgleiten, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Binnen Sekunden schob er ein gefülltes Magazin hinein und entsicherte die Waffe.
    Der Verkäufer, dessen Bauch weit über die Gürtelschnalle herüberquoll, hoffte, aus Schneider noch einen weiteren Hunderter herauspressen zu können. »Zweihundert für die Wumme und zweihundert für die Munition.«
    Der Deutsche verstaute die Brieftasche von Schulz in seiner rechten Innentasche. »Ich habe kein Bargeld mehr, Dicker.« Dann richtete er die geladene Waffe auf den Kopf des Verkäufers und fixierte ihn mit eiskaltem Blick. Schneider stand bewegungslos da und grinste in sich hinein. Er genoss die neue Welt, die sich ihm da eröffnet hatte. »Klick«, sagte er laut, woraufhin der Harley-Fan heftig erschrak. Schneider steckte die Waffe in die Hose unter seiner Jacke, schnappte sich zwei der dreihundert Dollar, die noch auf dem Tresen lagen, und verließ lachend den Laden.
    Als Schneider im Hotel ankam, achtete er darauf, zügig in seinem Zimmer zu verschwinden. Er ließ sich vom Zimmer-Service Essen bringen, weil er auf keinen Fall riskieren wollte, auf das Meeting angesprochen zu werden. Nichts durfte die Mission am nächsten Tag gefährden. Die vielen glücklichen Umstände, die sie sich bisher ergeben hatten, ließen ihn keine Minute an der Richtigkeit seiner Handlungen zweifeln.
     
    Der Kellner, der das Essen brachte, verließ das Zimmer und betrat kopfschüttelnd den Fahrstuhl. Er murmelte etwas wie »Geizhals«, weil Schneider ihm

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