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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Francesco Montesi erwähnt. Ich kann es nicht genau wiedergeben, ich glaube, er hatte die Lanze vom Papst zur Aufbewahrung erhalten oder so ähnlich.«
    Gambrioni wandte sich blitzartig um. »Montesi, Montesi. Ich kann diesen Namen nicht mehr hören. Lassen Sie mich in Ruhe mit diesem Montesi. Der Mann ist ein Schwätzer, ein Lügner.«
    An dieser Stelle erwachte Hubers Neugier. »Was ist mit diesem Mann? Lebt er noch?«
    Gambrioni zuckte mit den Schultern. »Schon möglich, ist mittlerweile auch ein alter Mann. Es würde mich nicht wundern, wenn er verstorben ist. Und stören würde es mich auch nicht.«
    »Sie wünschen ihrem eigenen Ordensbruder den Tod?Halten Sie das für eine gute christliche Gesinnung?«, fragte Huber spöttisch.
    »Er ist schon lange kein Ordensbruder mehr. Die katholische Kirche hat ihn vor vielen Jahren exkommuniziert … Er verbreitet Lügen über den Heiligen Vater.«
    »Sie meinen, über Pius XII.?«, fragte Huber nach.
    »Ja sicher. Pius ist 1999 seliggesprochen worden. Sein Name ist von allen Makeln reingewaschen.«
    »In Österreich hören wir uns zuerst die Aussage eines Angeklagten an, bevor ein Urteil über ihn gesprochen wird. In dubio pro reo.«
    »Ja, ja. Im Zweifel für den Angeklagten. In diesem Fall besteht aber kein Zweifel. Montesi hat sich schuldig gemacht.«
    »Wo hält sich Montesi denn jetzt auf? Kann man ihn besuchen?«, fragte Raphaela.
    Der Kardinal bekam eine Gesichtsfarbe wie sein violettes Gewand. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen sage, wo Sie diesen Schwätzer finden.«
    Huber stand von seinem Platz auf. »Wissen Sie was, mein Lieber. Ihre Arroganz reicht mir allmählich. Es ist mir auch egal, wen oder was Sie hier im Vatikan darstellen und welche Position Sie innehaben. Was ich von Ihnen denke, das sage ich Ihnen besser nicht. Ich bin Polizist, und ich suche einen gefährlichen Doppelmörder. Ihnen scheint das ja alles völlig gleichgültig zu sein. Ihnen geht es nur um das Ansehen der katholischen Kirche und darum, dass wir für Sie die Lanze finden. Wissen Sie was? Ich könnte mir vorstellen, dass es stimmt, was die Geschichtsbücher erzählen. Das Motto der Kirche war: ›Schweigen um des lieben Friedens willen.‹ Und noch etwas: Wenn Sie mir jetzt nicht sofort sagen, wo ich Montesi finde, bekommt ihr Verein ein schreckliches Echo in der Presse, dafür sorge ich höchstpersönlich.«
    Raphaela hatte sich das Wortgefecht angehört, ohne einen Ton von sich zu geben. Auf der einen Seite fühlte sie mit dem Kardinal, doch nach all dem, was Huber vorgebracht und was sie im Geschichtsstudium gelernt hatte, bekam sie ernste Zweifel an der Redlichkeit Gambrionis.
     
    Der Pressesprecher gab seinen Widerstand unwillig auf. »Montesi lebt in der Toskana. Es gibt ein kleines Kloster in der Nähe von Buonconvento. Es heißt Monte Oliveto Maggiore. Ich weiß allerdings nicht, ob er noch dort wohnt. Fragen Sie nach ihm. Einer der Brüder wird Ihnen weiterhelfen.«
    »Vielen Dank, Kardinal«, sagte Raphaela, diesmal verzichtete sie auf den Handkuss.
    Der Kardinal begleitete die beiden zur Tür. »Sie werden verstehen, dass ich Ihnen unter diesen Umständen die zugesicherte Unterkunft in einem der Gästehäuser des Vatikans nicht gewähren kann. Sie sind in Anbetracht Ihrer offensichtlichen Feindseligkeit nicht länger als Freunde des Vatikans willkommen.«
    »Jetzt spielt er die beleidigte Leberwurst«, murmelte Huber, »das habe ich gerne.« Er wandte sich Raphaela zu und nahm einem Impuls folgend, ihre Hand. Er hätte gar nicht sagen können, warum. Um Solidarität mit ihr zu demonstrieren oder um den Kardinal zu brüskieren? Beides wäre ihm recht gewesen. »Komm wir gehen. Du hast doch gehört. Wir sind hier nicht länger erwünscht.«
    Alois und Raphaela ließen den in sich zusammengesunkenen Kardinal zurück und verließen den Vatikan. Eine Weile blieb Gambrioni an der Schwelle der Tür stehen und blickte ihnen, in Gedanken versunken, nach.
    Der Kommissar und seine Assistentin gingen zu dem großen Vorplatz des Petersdoms zurück und fühlten sich angesichts der Weite des Platzes und der Größe der Stadt verloren.
    »Was machen wir denn jetzt? Ich bin davon ausgegangen, dass wir hier im Vatikan übernachten können. Zu blöd. Jetzt müssen wir uns ein Hotelzimmer suchen. Es ist zu spät, um noch in die Toskana zu fahren.« Huber sah Raphaela fragend an. Sie meinte, einen Hauch von Hilflosigkeit in seinem Blick zu erkennen. Sie schaute auf ihre Uhr.

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