Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
einen nervösen Eindruck und fingerte fortwährend an einem Schild herum, das an seine linke Brusttasche geheftet war. Als die Drei an dem Fremden vorbeikamen, konnte Lea einen kurzen Blick auf das Schild werfen, dass ihn als Ha… Schulz auswies. »Ob das ein Mitarbeiter war?«, fragte sie die anderen.
»Das war garantiert einer von der Presse«, meinte Smith. »Ich kenne diese Typen. Vermutlich geht er im Kopf noch mal die Fragen durch, die er für sein Interview vorbereitet hatte.« Der Professor zuckte mit den Schultern und drückte auf die Fernbedienung ihres Wagens, dessen Türknöpfe gleich aufsprangen. Mosche setzte sich auf den Fahrersitz und startete. Langsam verließ er den Parkplatz und reihte sich in den überschaubaren Verkehr ein.
Nachdem sie sich einige Kilometer vom Institut entfernt hatten, ließ eine gewaltige Detonation sie aufschrecken. Mosche brachte verwundert den Wagen auf einem Seitenstreifen zum Stehen, alle drei stiegen aus und blickten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren und in der eine riesige Rauchsäule emporragte.
XXVI
Schneider war sich seiner Sache ganz sicher gewesen. Irgendwann gegen Morgen fiel er in einen unruhigen Schlaf, doch schon nach wenigen Stunden schreckte er mit einem Schlag wieder auf, weil sein Handy klingelte. Er hatte am Abend zuvor die Weckfunktion eingeschaltet, und nun schrillte es pünktlich um 7 Uhr. Träge schälte er sich aus dem Bett und nahm einige Aufputschtabletten mit einem Schluck Mineralwasser, das neben ihm auf einem kleinen Tisch gestanden hatte. Er wartete auf die Wirkung der Medizin, dann belebten vor allem die Gedanken an sein Vorhaben seine Sinne.
Er stellte sich unter die Dusche und freute sich, das teure Duschgel des Hotels verwenden zu können. Er rasierte sich gründlich, goss sich einen großen Schwall Rasierwasser in die Handfläche und verteilte ihn über die Wangen. Er genoss das herrliche Brennen des Alkohols auf der Haut, verließ pfeifend das Bad, packte ein frisches weißes Hemd aus der Tasche und zog seinen Anzug wieder an. Das schmutzige Hemd ließ er über dem Stuhl hängen. Trotz des unzureichenden Schlafes war er gut gelaunt. Er verließ sein Zimmer und ging, anstatt den Aufzug zu benutzen, die Treppen hinunter. Eilig durchquerte er die Hotelhalle. Am Vortag hatte er einen Mietwagenverleih gesehen und beschloss, diesmal kein Taxi zu nehmen. Er wäre im Fall einer möglichen Flucht damit deutlich schneller. Er zahlte mit der Kreditkarte. Es war ihm, als spiele es keine Rolle mehr, ob er Spuren hinterließ oder nicht. Seine Gedanken hatten sich zunehmend von der Realität entfernt. Sie drehten sich in immer enger werdenden Kreisen um die Lanze und um die Macht und die Unsterblichkeit, die sie ihm bringen würde.
Wenig später saß Richard im Wagen und hatte die Walther PPK auf dem Beifahrersitz abgelegt. Er sah auf die Uhr. Sein Timing war perfekt. Bei einem Bäcker hatte er sich noch zwei Croissant gekauft und sie hastig heruntergeschlungen. Dann nahm er den herausgetrennten Zeitungsartikel zur Hand, um nach der Anschrift zu suchen. Das Institut für Astrophysik befand sich abseits gelegenen, nördlich der Stadt. Da der Wagen mit einem Navigationssystem ausgestattet war, fand er den Weg zum Institut mühelos.
Nun stand er vor dem unscheinbaren Gebäude. Spöttische Zungen meinten ohnehin, die Anlage sei so hässlich wie die Physik unattraktiv. Sie alle ahnten nicht, dass geniale Wissenschaftler in diesen Mauern Geschichte schreiben konnten. Es war zehn Minuten vor elf, als Schneider auf dem Parkplatz des Instituts den großräumigen weißen Chevrolet mit der Lenkradschaltung parkte. Er nahm die Pistole zur Hand und überprüfte noch einmal das Magazin, obwohl er genau wusste, dass keine Kugel fehlte. Sicher war sicher, und es beruhigte ihn, dieses Ding dabei zu haben. Fünf Minuten vor elf verließ er den Wagen, knöpfte sich das blaue Sakko zu und heftete sich den Presseausweis von Hartmut Schulz an die Brusttasche. Dann marschierte er langsam auf das Gebäude zu. Dabei kam ihm eine kleine Gruppe von verschrobenen Wissenschaftlern entgegen. Er warf einen kurzen Blick auf die hübsche, dunkelhaarige Frau, die ihn ebenfalls ansah.
Guten Morgen. Ich bin Hartmut Schulz von der Münchner Allgemeinen. Wir hatten einen Termin . Drei Mal sagte er sich diese Worte vor, damit sie überzeugend und unverkrampft klangen. Er öffnete die Tür zur Vorhalle des Instituts – und sofort trocknete eine kühle Brise aus
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