Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
sechsstelligen Code und einem geeigneten Schlüssel. Dann fuhren sie abwärts. Schneider ließ Petrov nicht aus den Augen. So kurz vor dem Ziel durften ihm keine Fehler unterlaufen.
Sie verließen den Fahrstuhl, und Schneider eröffnete sich eine neue Welt. Hier lag seine Zukunft, das spürte er mit einer einzigartigen Gewissheit. Hier sollten die Weichen seines Lebens neu gestellt werden. Schnell erfassten einige Sicherheitsleute die Lage und eilten herbei, um Schneider zu überwältigen.
»Nicht schießen«, schrie Petrov. »Steckt die Waffen weg. Wenn sich hier ein Schuss löst, fliegt alles in die Luft.« Petrov wandte sich an Schneider. »Hören Sie zu, Schulz, oder wie immer Sie wirklich heißen. Ich weiß nicht, was Sie wollen, aber stecken Sie bitte die Waffe weg. Ein Funke genügt, und im Umkreis von einem Kilometer bleibt nichts als Asche übrig. Wir können über alles reden.«
Schneider hörte nicht auf ihn. Er stellte sich neben Petrov und rammte ihm die Mündung der Pistole in die Seite. Mit einem Seitenblick erfasste er die große Kuppel. »Ist das die Maschine, die Sie für Zeitreisen benutzen?«
Petrov nickte. Alle Mitarbeiter des Instituts standen bewegungslos an ihren Geräten. Ein falsches Wort und der Wahnsinnige konnte seine Fassung verlieren.
»Was wollen Sie denn eigentlich?«, fragte Petrov so entspannt wie möglich.
»Ich will in die Vergangenheit reisen. Ich dachte, das sei Ihnen allmählich klar geworden.«
»Warum, um alles in der Welt? Was ist dort so wichtig, dass Sie ihr Leben dafür riskieren?«
Schneider lachte kurz auf. »Ich brauche etwas aus der Vergangenheit für meine Zukunft.«
»Das wird nicht funktionieren, denke ich.«
»Wie meinen Sie das?«
»Jetzt stecken Sie doch erst mal das Ding weg. Sie machen mich nervös.«
Schneider reagierte wieder nicht auf Petrovs Aufforderung. »Von mir aus können Sie der erste Mensch sein, der im Nirwana landet, aber niemand soll sagen, ich hätte Sie nicht gewarnt. Sie haben mich gezwungen, Ihnen zu gehorchen. Das können hier alle bezeugen.«
»Nun quatschen Sie nicht soviel. Was muss ich tun? Machen Sie schon. Ich habe nicht ewig Zeit.«
Trotz der Waffe, die auf ihn gerichtet war, musste Petrov lachen.»Nicht ewig Zeit. Wenn Sie da einsteigen, werden Sie mehr Zeit haben, als alle Menschen zusammen jemals hatten. Wo soll es denn hingehen?«, fragte er spöttisch.
Schneider schob Petrov mit vorgehaltener Waffe zum Eingang der Kuppel. »Ich will nach Jerusalem in die Zeit Jesu – und zwar genau einen Tag vor seiner Kreuzigung.«
Petrov sah ihn an und war endgültig überzeugt, einen Irren vor sich zu haben. »Sie meinen das tatsächlich ernst, oder? Es wird trotzdem nicht funktionieren. Was weiß ich denn, wann Jesus genau gestorben ist.«
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen.« Ein junger Mann näherte sich mit erhobenen Armen. »Ich habe mich vor einigen Wochen intensiv damit beschäftigt, weil ich mir ausgemalt habe, wie es wohl sein würde, Jesus Christus bei der Bergpredigt zuzuhören oder ihn bei einem seiner Wunder zu beobachten.«
Der junge Mann, der sich Schneider als Wilford Klein vorstellte, ging zum Zentralrechner. »Darf ich?« Schneider nickte ihm zu und beobachtete ihn genau. Der Mann tippte unzählige Daten in den Computer ein. »
Petrov schüttelte den Kopf. »Alle Schaltjahre müssen mitgerechnet werden, die Rotation der Erde sowie die Umlaufbahnen der letzten zweitausend Jahre. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie trotz unserer Berechnungen dort ankommen, wo sie hinwollen, liegt bei eins zu einer Million. Mal davon abgesehen, dass wir wahrscheinlich gar nicht genug Energie für den Transfer haben.«
»Wie wird das Ganze funktionieren?«
»Nun stark laienhaft formuliert«, begann Petrov, »werden wir Sie in Ihre Moleküle zerlegen, durch eine Zeitschleife zu einem Wurmloch schicken, den entscheidenden kosmischen String erwischen und Sie in der Zielzeit an Ihrem Zielort wieder in Ihre einzelnen Bestandteile zusammensetzen. Falls genug Energie vorhanden wäre, könnte es sogar funktionieren, Sie am Stück abzuliefern.« Dann fügte er lächelnd hinzu: »Aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Wenn Sie Pech haben, kommen Sie als Zombie an oder stecken in einem Baum fest oder Ähnliches.« Petrov blickte in die glühenden Augen Schneiders. »Vielen unserer Versuchstiere ist es vermutlich so ergangen.«
Schneider dachte einen Herzschlag lang nach. Aber sein Plan stand fest. »Trotzdem. Ich denke, ich werde es
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