Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
der Deckenklimaanlage die Schweißperlen auf seiner Stirn. Er betätigte den Klingelknopf, woraufhin ihm ein Sicherheitsbeamter den Zugang zum Institut gewährte. Der Wachmann war mindestens zwei Köpfe größer als er und breit wie ein Footballspieler. Schneider war überzeugt, dass dieser Goliath ihn bei Bedarf mit einem einzigen kräftigen Atemzug wegpusten konnte.
»Guten Tag, mein Name ist Hartmut Schulz. Ich habe um elf einen Termin bei Professor Petrov.« Schneider hielt dem Riesen den Presseausweis unter die Nase.
»Haben Sie ihren Pass dabei? Nur zur Sicherheit.«
Damit hatte Schneider nicht gerechnet und griff in die linke Innentasche. Der Wachmann betrachtete das Foto im Ausweis auffällig lange. Nach einer Weile, die Schneider wie eine Ewigkeit vorkam, erhielt er den Pass zurück. »Ich werde dem Professor Bescheid sagen, dass Sie da sind. Warten Sie bitte einen Augenblick.«
Richard ging in der ungemütlichen Wartehalle auf und ab. Die billigen Plastiksessel sahen nicht sonderlich einladend aus und er war nervös. Endlich kam Petrov herbei geeilt und gab dem Reporter die Hand.
»Von welcher Zeitung sind Sie doch gleich?«
»Münchner Allgemeine.«
»Kenne ich nicht. Na egal. Was wollen Sie wissen? Ich habe leider nicht viel Zeit.«
»Gut dann komme ich gleich zur Sache.«
Petrov betrachtete den Mann mit dem Presseausweis einen Moment und schaute dann verwundert an ihm herab. »Haben Sie keinen Block und einen Stift dabei oder wenigstens ein Diktiergerät? Wie wollen Sie sich denn alles merken, was ich Ihnen erzähle?«
Schneiders Gesichtszüge verhärteten sich, daran hatte er nicht gedacht. Schließlich sagte er: »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Was ich wissen muss, werde ich schon behalten.«
»Na schön, kommen Sie mit. Ich zeige Ihnen die Versuchsanlage.« Petrov drückte den Knopf des Aufzugs und brachte Schneider, alias Schulz, in die erste Etage. Sie gingen in einen Raum, der extrem wissenschaftlich aussah. Verschiedene Apparaturen standen in Reih und Glied vor einer grünen Tafel, die mit verschiedenen Formeln vollgekritzelt war. Schneider sah sich in dem Raum um und kümmerte sich nicht um die Enttäuschung, die er beim Anblick der Attrappen empfand.
»Nehmen Sie doch Platz. Wir können uns hier am Tisch unterhalten.«
Schneider kam der Aufforderung nicht nach, während Petrov sich gesetzt hatte. Nun musste er zu Schneider aufblicken.
»Also gut«, begann Schneider. »Reden wir nicht lange herum. Können Sie einen Menschen in die Vergangenheit reisen lassen?«
Petrov griff sich ins Haar und zog das Gummiband straff. »Das kann ich nicht so einfach beantworten. Theoretisch ja, aber wir sind im Augenblick noch nicht so weit. Also: Wir hatten Erfolge mit Ratten und Mäusen und konnten sogar einen kleinen Beagle durch die Zeit transportieren. Doch einen Menschen?« Petrov legte die Fingerspitzen aneinander. »Der Energiebedarf ist unglaublich hoch und wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob das Experiment gelingen würde. Es stellt sich in dieser Phase wohl kaum jemand freiwillig zur Verfügung.« Petrov deutete ein Lachen an.
»Wie groß sind die Chancen, dass es gelingen könnte?«, fragte Schneider den Professor mit Nachdruck. Er trat einen Schritt auf Petrov zu, und der fühlte sich sichtlich unwohl in der Gegenwart dieses Mannes.
Petrov stand wieder auf, um Schneider auf gleicher Höhe in die Augen sehen zu können.«Hören Sie, was wollen Sie eigentlich? So ein Journalist wie Sie, ist mir noch nie begegnet. Wer sind Sie eigentlich?« Petrov schaute auf den Presseausweis. »Hartmut Schulz? Bisschen alt das Foto, was?«
»Na schön, wenn es nicht anders geht.« Schneider zog seine Waffe aus dem Hosenbund und richtete sie auf Petrov.
»Mist. Ich hab’s geahnt. Irgendetwas stimmte von Anfang an nicht mit Ihnen. Dieser schicke Anzug, kein Block, kein Aufnahmegerät. Was bin ich doch für ein Idiot.«
»Sie können sich später bemitleiden. Führen Sie mich in Ihre Versuchsstation. In die Richtige. Mit diesem Schrott werden Sie ja wohl kaum durch die Zeit reisen.«
Petrov sah den Wahnsinn im Blick seines Gegenübers und bekam Angst.
»Wo finden Ihre Experimente statt? Los, reden Sie schon oder die Zeit für Experimente ist für Sie ein für allemal vorbei!«
Petrov sah keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit zu sagen. »Unten«, erwiderte er gereizt.
Schneider schob Petrov mit der Waffe in den Fahrstuhl. Der Wissenschaftler autorisierte sich mit einem
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