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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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reichte Klein zögernd die Waffe. Dieser hatte nie zuvor in einem Leben eine Pistole in der Hand gehalten, und er legte die Waffe mit spitzen Fingern neben seine Tastatur.
    Schneider war schon auf dem Weg, stieg die fünf Stufen in die Kuppel hinein und stellte sich in die Mitte auf eine kleine Erhöhung. Petrov verschloss die Tür mittels eines externen Schließmechanismus und ging zu Wilford Klein. Eine Vielzahl von Schaltern wurde von verschiedenen Mitarbeitern umgelegt, während Klein auf der Tastatur herumwirbelte.
    Petrov wurde nun doch unruhig und rückte öfter als sonst seine Brille zurecht. Seit über zwanzig Jahren beschäftigten sie sich in diesem Institut mit dem Phänomen »Zeitreisen«, und nun spazierte so ein Verrückter in das Labor und wollte zu Jesus von Nazareth gebracht werden.
    Die Scheiben um die Kuppel herum fingen an, sich zu drehen, und die Kuppel begann, durch die hohe Energiedichte zu leuchten. Die mehrteilige Außenhülle drehte sich immer schneller, und die Lichter in der Halle begannen zu flackern. Ein Schwirren wie von einem gewaltigen Heuschreckenschwarm setzte ein, und nach einer Weile begann Schneiders Silhouette zu verschwimmen. Er wurde immer transparenter. Der Prozess der Entmaterialisierung hatte begonnen.
    Alle zweihundert Mitarbeiter hatten ihre Arbeit niedergelegt und standen mit offenen Mündern um die riesige Kuppel herum. Die Rotorscheiben der Kuppel erzeugten einen so gewaltigen Luftstrom, dass die auf den Tischen liegenden Papierblätter heruntergefegt wurden. Das Schwirren ging jetzt allmählich in ein schier unerträgliches Pfeifen und Heulen über. Von Richard Schneider war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu sehen, obwohl er noch da war – irgendwo in dieser faszinierenden Kuppel, irgendwo in der Zeit.
     
    Wilford Klein bediente weitere Schalter und schob die Waffe, die ihm im Weg lag, aufgeregt beiseite. In seiner Aufregung verlief der Stoß zu heftig. Entsetzt sah er der Pistole zu, die fast wie in Zeitlupe auf den Boden fiel. Dann löste sich der Schuss.
    Die Kugel bahnte sich ihren Weg quer durch die Halle und schlug krachend in den Hypergenerator ein. Es erschien dem Wissenschaftler, als verlangsamten die Rotorscheiben auch seine Zeit, ja, als könne er den Flug der Kugel beobachten und sehen, wie sie in das Kraftwerk eintrat und dort einen einzigartigen Funkenregen auslöste. Danach riss die Explosion alle Gedanken mit sich.
     
    Richard, der sich bereits im Hyperraum befand, bemerkte nur das Aufblitzen der Detonation. Die dabei freigesetzte Energie floss zischend durch die fünf Zentimeter dicken Kabel, unmittelbar in die Kuppel hinein und brachte sie zum Glühen – dann zerbarst auch die Anlage in Millionen von Teilchen. Wo sich Schneider in diesem Augenblick befand, war von keinem Computer der Welt mehr zu berechnen.
    Zunächst fand tatsächlich eine Explosion statt, daraus entwickelte sich aber zunehmend eine Implosion, weil sich das große Gebäude tief in die Erde bohrte und einen riesigen Krater hinterließ. Der Parkplatz mit allen Autos löste sich in der Glut der Hitze in seine Moleküle auf, und die Druckwelle ließ noch viele Hundert Meter entfernt alle Fensterscheiben zerspringen. Auf unabsehbare Zeit war die Erforschung von Zeitreisen zu einem Ende gekommen.
     
    ***
     
    Mosche, Lea und Smith hielten ihre Blicke auf die große Rauchsäule gerichtet, die sich mit den Wolken des Himmels vereinigte.
    »Das ist die Richtung, aus der wir gerade herkommen«, rief Mosche.
    Lea flüsterte beinahe, als sie sagte: »Glaubt ihr, dass das Institut in die Luft geflogen ist? Stellt euch vor, es wäre zehn Minuten vorher passiert?«
    »Lasst uns umkehren. Ich muss Gewissheit haben, ob Professor Petrov …« Smith sprach den Satz nicht zu Ende.
    Sie rasten zum Institut zurück, immer in Richtung der Rauchsäule. Kurz darauf bogen sie in die Straße ein, die zum entsprechenden Parkplatz führte. Doch weder diesen Parkplatz noch das Institut gab es noch.
    Fassungslos stiegen sie aus. Um den Krater herum hatten sich bereits viele Schaulustige versammelt. Mit lautem Sirenengeheul trafen immer neue Feuerwehrwagen am Unfallort ein, während am Himmel gleich mehrere Hubschrauber ihre Runden über dem ehemaligen Versuchsgelände drehten und ihre Bilder live an das Fernsehen schickten.
    Erschüttert standen Mosche, Lea und Smith am Rand des Kraters. Denn eines war sofort zu sehen: Niemand im Institut hatte diese Explosion überlebt, auch nicht der Mann, der sich als

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