Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
als sei er gerade eine Treppe hochgerannt. »Wir haben eine Weile gebraucht, um herauszufinden, was Schneider vorhat. Stellen Sie sich vor: Er hat per Kreditkarte einen Flug von Rom in die USA gebucht. Sie müssen so schnell wie möglich zum Flughafen.«
»Wir sind auf dem Weg dorthin, aber wir haben ein Ticket nach Wien.«
»Vergessen Sie das, und buchen Sie den nächsten Flug nach Chicago. Sie müssen versuchen, dem Kerl auf der Spur zu bleiben. Vielleicht sucht er drüben Kontakte, um die Lanze zu verscherbeln. Er scheint jedenfalls wieder seinen richtigen Namen zu benutzen. Den Leihwagen in Frankfurt hatte er sich ja unter dem Namen H. Himmler geliehen, aber der Flug und alles andere ist unter seinem richtigen Namen bezahlt worden. Ich denke, der hält sich für unschlagbar, der Typ. Also: Schnappen Sie ihn sich, Huber! Wir haben den italienischen Behörden das Foto von ihm zugestellt, aber die Mühlen malen dort etwas langsamer als bei uns. Wir wissen nicht genau, wann er fliegt, aber vielleicht erwischen Sie ihn ja noch am Flughafen.«
Huber schaute auf die Uhr. »Ausgeschlossen Chef. Wir stecken in einem Stau auf dem Weg nach Rom. Das schaffen wir nie. Benachrichtigen Sie doch die Flughafenpolizei, dass sie ihn verhaftet.«
»Ich versuche mein Bestes, aber es gibt Schwierigkeiten bei der Übermittlung der Daten. Unser Computernetzwerk ist ausgefallen.«
»Na gut, wir melden uns, sobald wir in Chicago sind.« Huber brach die Verbindung ab.
Nach einer Stunde standen Huber und Raphaela schon wieder in der Flughafenhalle und suchten nach dem nächsten Flug in die USA.
»Wohin möchten Sie denn?«, fragte die Dame am Schalter.
»Nach Chicago.« Huber zückte seine Polizeimarke. »Es ist wirklich wichtig. Wir ermitteln in einem Mordfall.« Die Dame hielt ihren Blick auf den Bildschirm gerichtet und sah dann auf ihre Uhr. »Moment mal. Ich sehe gerade …« Huber und Raphaela sahen sich an. »Wir haben einen Sonderflug gechartert, aber …« Sie sah auf ihre Uhr. »Die Maschine geht in zehn Minuten. Wenn Sie das schaffen …«
Huber reichte ihr die Kreditkarte, die sie, so schnell es ging, durchzog, bevor sie ihnen eilig die Tickets ausstellte. »Kommen Sie mit, ich nehme Sie mit über das Rollfeld.« Die Dame in dem Flughafendress griff zum Funkgerät und sprach hektisch auf jemanden ein. Huber und Raphaela folgten ihr und rannten mit ihren Taschen durch verschiedene Gänge. Die Angestellte öffnete eine Hintertür, durch die sie ins Freie gelangten.
»Jetzt laufen Sie bitte, so schnell sie können. Es ist die Maschine dort drüben, die Boeing 737. Der Pilot wartet auf sie, doch er muss in fünf Minuten starten, weil der Luftraum sonst zu eng wird. Laufen Sie!« befahl sie noch einmal. Huber winkte zum Dank, rannte, so schnell er konnte, und wunderte sich, wie gut Raphaela Schritt halten konnte. Schließlich erreichten sie keuchend die Treppe, die ins Flugzeug führte.
Der Flug dauerte die ganze Nacht. Die Sitze der Boeing waren zum Glück groß genug, um sich auszustrecken und einige Stunden zu schlafen. Raphaelas Anwesenheit war Huber nun nicht mehr zuwider. Im Gegenteil, er genoss es, sie neben sich sitzen zu haben, und wünschte sich, der Flug würde sehr lange dauern. Die junge Frau aber war bereits nach kurzer Zeit der Entspannung in einem tiefen Schlaf versunken, wobei zu Hubers Freude ihr Kopf zur linken Seite hinüberrutschte und auf seiner Schulter landete. Vielleicht war das sogar Absicht von ihr gewesen. Letztlich war es ihm egal, Hauptsache, er hatte wieder die Gelegenheit, ihren warmen Geruch in sich aufzunehmen, den er seit der Nacht im Hotel an ihr so mochte. Ich kann sie wirklich gut riechen , dachte er und schmunzelte mit geschlossenen Augen in Anbetracht dieses abgedroschenen Wortspiels. Dann schlief auch er bald ein und holte den Schlaf der letzten Nacht nach.
Mit verspannten Rückenmuskeln wachte er gegen sechs Uhr morgens auf. Raphaela war schon munter und schaute aus dem Fenster. Dann sah sie zu ihm herüber. »Guten Morgen. Hast du diesmal besser geschlafen als vergangene Nacht?«
Huber lächelte sie an und nickte. »Das war schon die zweite Nacht an deiner Seite. Ich könnte mich daran gewöhnen.«
»Hättest du dir träumen lassen, so schnell in die USA zu kommen? Soll ich dir was sagen: Es ist toll, mit dir durch die Welt zu jetten. Vielleicht bewerbe ich mich ja bei eurem Verein.«
Huber sah sie verliebt an und griff nach ihrer rechten Hand. »Wenn ich der Chef wäre,
Weitere Kostenlose Bücher