Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
könntest du gleich morgen anfangen.«
Raphaela beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Huber grinste über das ganze Gesicht.
Nachdem sie ausgecheckt hatten, wählte Huber augenblicklich die Nummer von Falkner.
»Gut, dass Sie anrufen«, begann Falkner gleich. »Man hat Schneider gefunden.«
Nun war Huber hellwach und sah zu Raphaela hinüber. Schnell hielt er das kleine Mikro am Handy zu und flüsterte ihr die Neuigkeit zu.
»Wo ist er?«
»Er ist tot. Man hat ihn auf der Flughafentoilette in Chicago gefunden, mit eingeschlagenem Schädel.«
»Augenblick, wir sind gerade im Flughafengebäude von Chicago.«
Huber drehte sich im Kreis um und sah Raphaela direkt an. »Schneider ist wirklich hier?«, hakte er bei Falkner zur Sicherheit noch einmal nach.
»Ich habe mich dafür eingesetzt, dass sie ihn so lange dabehalten, bis ihr eintrefft. War nicht ganz einfach, das zu regeln, das können Sie mir glauben.«
Huber nahm noch einige Anweisungen von seinem Chef entgegen, dann drehte er sich blitzschnell zu Raphaela um. Aus den Lautsprechern ertönten Ansagen über ankommende und abfliegende Maschinen, und Huber hatte Mühe, die Automatenstimme zu übertönen. »Schneider ist also tot«, brüllte er in ihr Ohr.»Er wird hier irgendwo aufbewahrt. Eine Putzfrau hat ihn in einer Toilettenkabine gefunden. Komm mit!«
Huber und Raphaela wandten sich an den nächstbesten Polizisten, den sie finden konnten. »Wir sind von der Mordkommission aus Wien. Ist es richtig, dass auf der Herrentoilette eine männliche Leiche gefunden wurde?«
Der Polizist verzog keine Miene. In Chicago war an der Tagesordnung, dass sich irgendwelche Leute über den Haufen schossen, zu Tode prügelten oder auf irgendeiner verdreckten Toilette den goldenen Schuss setzten. Er führte die beiden im Untergeschoss in einen Raum, der als medizinische Notfallstation diente. »Hier liegt er«, sagte er ungerührt. »Er sieht nicht mehr ganz frisch aus, junge Lady.«
Huber und Raphaela betraten den Raum und sahen eine Bahre, auf der ein Mensch lag, der mit einem weißen Leinentuch bedeckt war. Auf Höhe des Kopfes war das Tuch mit reichlich Blut getränkt. Der Polizist nahm mechanisch das Tuch ab, und Huber musste sich abwenden.
»Ihm wurde frontal der Schädel eingeschlagen. Der Typ, der das gemacht hat, muss ein Ringer gewesen sein.«
Alois nahm das Phantomfoto und das Foto von Schneider hervor, das im »Spiegel« abgedruckt gewesen war. »Haben sie Papiere bei ihm gefunden?«, fragte er den Polizisten. Der drehte sich um und zog aus einer Schublade einen Personalausweis hervor. Huber betrachtete den Ausweis, während Raphaela ihren Blick nicht von dem verunstalteten Gesicht der Leiche abwenden konnte. Falls dieser Mann tatsächlich der Mörder ihres Onkels gewesen war, so hatte er nun seine gerechte Strafe bekommen.
Dann sagte sie. »Dr. Richard Schneider. Ja, das ist er. Ich muss zugeben, er sieht ein wenig anders aus als auf dem Foto und im Museum, aber mit dem Gesicht …«
»Der Mörder hat ihm den Schädel mit einer solchen Wucht gegen die Fliesen geschlagen, dass beinahe kein Knochen heilgeblieben ist.« Der Polizist schien die Detailtreue seiner Beschreibungen zu genießen.
»Geben Sie mal her.« Der Amerikaner nahm die Fotos und verglich sie flüchtig mit dem zermatschten Gesicht des Toten.»Ja klar. Das ist er, Fall erledigt. Wir fackeln hier nicht so lange.«
Huber holte tief Luft und wollte nicht wahr haben, dass der Fall so schnell zu Ende sein sollte. »Warum war er wohl hier?« Er sah Raphaela an. »Angeblich hat eine Stewardess gehört, dass er sich mit seinem Sitznachbarn über so ein … Dings … äh … astrophysikalisches Institut unterhalten hat.«
»Das ist vor ein paar Stunden in die Luft geflogen«, erklärte der Polizist trocken. »Haben Sie noch keine Zeitung gelesen?«
Huber und Raphaela verneinten. »Wir sind gerade erst in Chicago gelandet. Was heißt denn ›in die Luft geflogen‹?«
»Na explodiert. Da ist in einem Umkreis von einem Kilometer kein Stein auf dem anderen geblieben. Schade um das Projekt. Es schien vielversprechend zu sein.«
»Verstehen Sie was von diesen Dingen?«, fragte Huber den Polizisten.
Der schüttelte den Kopf. »Petrov war der berühmteste Bürger von Chicago, ach was rede ich, des ganzen Staates Illinois. Er hielt Vorträge, schrieb unzählige Artikel und war felsenfest davon überzeugt, dass es irgendwann möglich sein würde, durch die
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