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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Zeit zu reisen. Schade eigentlich. Er war ein wenig irre, aber wir haben ihn geliebt. Unser berühmtester Bürger eben. Über zweihundertzwanzig Leute sind dabei draufgegangen.«
    Huber und Grassetti wandten sich langsam um. Nun verstanden sie auch, warum den Polizisten diese zusätzliche, ihm gänzlich unbekannte Leiche eines Ausländers nicht sonderlich interessierte.
    Der Kommissar wählte die Nummer seines Chefs. »Ja, er ist es. Genaueres wird die Obduktion ergeben, falls überhaupt eine stattfinden wird. Für die Polizei in den USA ist er nur ein Toter von vielen, weil hier gestern ein physikalisches Institut in die Luft geflogen ist. Die Menschen sind alle sehr betroffen … Ja, ich denke, der Fall ist erledigt, Chef.« Huber legte auf und war frustriert. Er hatte den Ehrgeiz gehabt, diesen Schneider zu schnappen. Und nun …
     
    Huber und Raphaela erhielten von Falkner die Erlaubnis, einige Tage in Chicago verbringen zu dürfen. Sie besichtigten die Unfallstelle und staunten über den riesigen Krater, der wie ein Loch nach einem Meteoriteneinschlag aussah.

XXVIII
    Zurück in Wien tauchte Raphaela bald wieder in den Alltag ein. Als sie mit Huber aus den USA zurückgekommen war, galt der Fall Schneider trotz einiger offener Fragen als gelöst. Beamte deutscher Behörden hatten sein Haus von den Dachpfannen bis zum Kellerboden abgesucht, dabei weder eine Lanze noch sonst irgendetwas Verdächtiges finden können. Wo immer Schneider die Lanze versteckt hatte, in seinem Haus war sie offensichtlich nicht.
    Auch Lennigan und zwei seiner Ordensbrüder warteten vergeblich auf die Rückkehr Schneiders. Sie hatten viele Stunden und Tage in einem schwarzen Benz vor dessen Haustür ausgeharrt, weil sie sich sicher gewesen waren, dass er die Lanze irgendwo im Haus oder im Garten versteckt hatte. Irgendwann gaben sie auf, denn so umfangreich ihr weltweit gesponnenes Netzwerk auch war, Dr. Richard Schneider schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Seine Spur führte nach Amerika und hatte sich auf dem Flughafen in Chicago in Luft aufgelöst. Dort hatte die Leiche eines übel zugerichteten Mannes gefunden, die einen Ausweis von Schneider bei sich führte und eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm aufwies.
     
    Raphaela lebte sich mit Mühe zu Hause ein. Zu viele Erlebnisse und Eindrücke waren in kürzester Zeit über sie hereingebrochen. Eines Tages fiel ein Brief durch den Schlitz, der ihre Aufmerksamkeit gefangen nahm. Ihr war, als ob er sie sanft anlächelte und vor allen anderen geöffnet werden wollte. Sie betrachtete den cremegelben Umschlag und bemerkte als Erstes die italienische Briefmarke. Dann drehte sie den Brief um und strahlte über beide Ohren. Der Brief stammte von Francesco Montesi aus der Toskana. Ihr Name und ihre Anschrift waren mit der zittrigen Hand eines alten Mannes geschrieben, der ihr Großvater hätte sein können und von dem sie wünschte, er wäre es. Augenblicklich schlug ihr Herz höher, und sie rätselte über den möglichen Grund für diesen Brief. Hatte sie etwas dort zurückgelassen? Ein Kleidungsstück oder Ähnliches? Wollte er ihr nur einen netten Gruß senden? Oder gab es neue Enthüllungen bezüglich des Raubes der Lanze?
     
    Ungelenk riss sie den Brief auf und entnahm dem Umschlag einen vergilbten Briefbogen, der schon Jahrzehnte darauf gewartet hatte, auf Reise gehen zu dürfen. Er war zweimal gefaltet und nur auf der einen Seite beschrieben. Schnell überflog sie das Schreiben und überprüfte anhand der Unterschrift, ob es tatsächlich von Montesi selbst stammte. Dann schaute sie auf die erste Zeile und begann zu lesen:
     
    Liebe Raphaela,
     
    ich schreibe Ihnen diese Zeilen, weil ich das Gefühl habe, nicht mehr lange unter den Lebenden verweilen zu dürfen. Meine Tage, an denen ich mich am von Ihnen ebenfalls so geschätzten Ausblick auf die sonnenverwöhnten sanften Hügel erfreuen darf, scheinen gezählt zu sein.
     
    Ihr Besuch hat mich auf sonderbare Weise berührt, und nach einer Zeit im Angesicht meines Herrn hat sich in mir der dringende Wunsch entwickelt, Ihnen nicht nur diese Zeilen zu schreiben, sondern Sie überdies für ein paar Tage in die Toskana einzuladen. Ihr brennendes Interesse an jener Lanze, mit der der Hauptmann Jesu Tod feststellte, ist mir nicht entgangen. Ein ungestilltes Verlangen nach Wahrheit treibt Sie, nach ihr zu suchen. Ich habe deshalb Informationen für Sie, die ich Ihnen jedoch nicht in einem Brief offen darlegen darf. Ich möchte Ihnen nahe

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