Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
Kontrolluntersuchung.«
Gatziani verließ das archäologische Institut der israelischen Altertumsbehörde und reihte sich mit seinem Wagen in den Stau Richtung Tel Aviv ein.
Lea und der Professor setzten sich an einen großen Tisch und breiteten die Auswertungen aller bisherigen Untersuchungen vor sich aus. Harvey Smith raufte sich das spärliche graue Haar. »Wir haben dort drüben einen sensationellen Fund liegen und somit Arbeit für mehrere Wochen. Wir könnten wirklich große Freude an unserer Arbeit haben und Material für mindestens zehn Artikel in diversen Fachzeitschriften sammeln. Warum nur fühle ich mich trotzdem so mies?« Smith blickte zu Lea hinüber. »Dieser Tote Nr. 3 bringt alles durcheinander!« Er stützte resigniert den Kopf auf dem linken Arm auf.»Was hat ein Toter mit Hightech-Implantaten in einem Grab mit zwei Gekreuzigten zu suchen?« Er schüttelte fortwährend den Kopf, stand auf, ging auf und ab und sah dann Lea direkt an. Mit fester Stimme fragte er: »Was geht hier eigentlich vor, Frau Weizmann? Ich glaube, irgendjemand spielt uns einfach einen Streich. Einen albernen, dummen Streich. Und ich sage Ihnen was: Ich bin zu alt für solche Mätzchen, und ich glaube nicht, dass ich mich bereit erkläre, diesen Unsinn mitzuspielen.«
Lea Weizmann verstand die Verärgerung des Professors, vermisste jedoch seine gewohnte Professionalität. Sie richtete ihren Blick auf den Röntgenbetrachter. »Es hat keinen Sinn, voreilige Schlüsse zu ziehen, Professor. Sie haben ja recht. Ich finde diese Ergebnisse auch völlig suspekt, aber bedenken Sie bitte: Es sind nur vorläufige Ergebnisse.«
Smith zwirbelte mit zwei Fingern das Ende seines Schnurrbartes. »Ich denke, ich muss mir schnellstens einen Eindruck von der Höhle verschaffen und denjenigen sprechen, der sie gefunden hat. Ich will mich persönlich davon überzeugen, dass das nicht einfach ein durchgeknallter Komiker ist, der uns reinlegen möchte.«
»Dafür habe ich bereits gesorgt. Wir sind heute Abend bei ihm zu Gast.«
Smith war wieder in seinen Gedanken versunken. »Bitte, wo sind wir zu Gast?«
»Na, bei Mosche Kofsman, dem Baggerführer. Er hat ein ausgesprochen feines Händchen für seine Maschinen und war schon bei einigen Ausgrabungen maßgeblich beteiligt.«
Smith hob eine Augenbraue. »Wir sind zu Gast bei einem Baggerfahrer? Bei allem Respekt, aber ich glaube kaum, dass wir unsere Forschungsergebnisse mit einem Baggerfahrer teilen sollten.«
Lea Weizmann hob abwehrend die Hände.»Mosche Kofsman ist nicht irgendein Baggerfahrer. Er ist weitaus mehr als das. Jedenfalls hat er uns schon bei vielen Grabfunden entscheidende Hinweise geliefert. Man kann sagen: Er ist ein wertvoller freier Mitarbeiter und ein guter persönlicher Freund von mir. Lassen Sie sich überraschen. Ich denke, er wird Ihnen gefallen. Außerdem ist er gläubiger Jude, so gläubig, dass man ihre Täuschungs-Theorie, was ihn angeht, auf jeden Fall vergessen kann.«
Smith nickte, doch er schien noch nicht vollends überzeugt. Schließlich sagte er: »Gläubiger Jude? Nun, dann kann ich ja davon ausgehen, dass das Essen koscher zubereitet wird.«
»Ich denke schon. Wieso? Ist das wichtig für Sie?«
»Oh ja. Leider. Ich habe gestern im Flugzeug meinen Magen schon genug strapaziert. Und ob sie es glauben oder nicht. Die koschere Küche ist für meinen empfindlichen Magen genau das Richtige.«
»Meinen Sie nicht, dass eine ganz normale Diät genau das Gleiche bewirken würde?«
»Schon möglich, aber wenn Gott den Menschen Speisegebote gibt, wird er schon gewusst haben, warum er das tat. Mein Magen jedenfalls bestätigt mir jedes Mal, wenn ich in Israel bin, dass es gut ist, auf ihn zu hören.«
»Wie bitte? Ich dachte, Sie sind Christ. Und trotzdem legen Sie Wert auf koscheres Essen? Wie passt das denn zusammen?«
Der Professor schmunzelte. »Das ist eigentlich ganz einfach. Juden und Christen glauben grundsätzlich an denselben Gott. Es ist nur so, dass wir Christen noch einen Schritt weitergehen, weil wir überzeugt sind, dass der im Alten Testament verheißene Messias in Jesus Christus schon da war. Die Juden dagegen glauben, dass er erst noch kommen wird.«
Lea warf Smith einen kritischen Blick zu und wandte sich ein wenig von ihm ab. Doch Smith fuhr unbeirrt fort.
»Wie gesagt, eigentlich ist alles ganz einfach. Jesus war Jude, und ohne die Juden gäbe es kein Christentum.« Lea schaute den alten Professor an und fragte sich, bis zu welchem Punkt
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