Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
endlich zum Punkt. Was wollen Sie von mir?«
»Wir möchten, dass Sie uns die Heilige Lanze besorgen!«
Schneider zuckte zusammen. Das Timing dieser Organisation war wirklich ungewöhnlich. Gerade jetzt, da er sich mit den Tagebüchern seines Vaters beschäftigte und über die Macht der Lanze gelesen hatte, kam dieser Typ und wollte, dass er ihnen genau diese Reliquie besorgt.
Richard schüttelte den Kopf und lächelte verächtlich. »Wie stellen Sie sich das denn vor? Und vor allem: wozu?«
»Die Lanze wird derzeit in Wien, in der Schatzkammer der Habsburger ausgestellt. Und sie wird nicht besonders gut bewacht. Das Ganze ist also eigentlich ein Kinderspiel. Wir wollen die Lanze unser Eigen nennen, bevor sie der Vatikan in die Finger bekommt.« Lennigans Gesichtszüge glätteten sich. »Der Vatikan hat sie einfach für sich in Anspruch genommen, und der neue Papst will sie um jeden Preis in seinen Besitz bringen.«
»Hören Sie. Ich verstehe von diesen religiösen Sachen nicht besonders viel. Ich habe mit der Kirche und dem ganzen Kram nicht viel am Hut.«
»Das wissen wir.« Der Hüne schaute auf die Uhr und erhob sich spontan.»Ich muss jetzt gehen. Meine Zeit ist um. Denken Sie darüber nach, was ich Ihnen gesagt habe und studieren Sie gut die Unterlagen Ihres Kollegen.«
Woher um alles in der Welt weiß der Kerl von meinem Auftrag an Blome, mir Material zu beschaffen. Blome muss es ihm gesagt haben.
Lennigan ging zur Tür.
»Wie heißt doch gleich dieser Orden, dem sie angehören?«
Schneider erntete einen Blick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. »›THE Lu‹. Schauen Sie im Internet nach. Dort werden sie fündig. Sie hören von mir.«
Damit verließ Lennigan das Haus und ließ Schneider konsterniert zurück. Nicht genug, dass er die letzten Tage uralte Tagebücher gelesen und seinen Vater in einem äußerst ernst zu nehmenden Zustand erlebt hatte, jetzt war auch noch dieser blonde Mutant aufgetaucht. Schneider ließ die Tür ins Schloss fallen und griff sich an den Kopf. Allmählich wurde ihm das alles zu viel.
Wenige Sekunden später schellte es erneut. Schneider dachte, der Hüne hätte etwas vergessen, etwas Wichtiges, was er ihm noch sagen müsste, doch zu seiner Überraschung stand Blome vor der Tür. Ohne ein Wort zu sagen, drückte sich Schneider an Blome vorbei und vor seine Tür. Er sah sich zu allen Seiten hin um. »Hast du diesen komischen Typen gesehen?«
Blome sah sich um. »Wen soll ich gesehen haben?«
»Na diesen blonden Riesen. Er muss direkt an dir vorbeigekommen sein. Er ist gerade erst aus dem Haus gegangen.«
»Ich glaube, du bist inzwischen völlig durchgeknallt.«
Schneider drehte sich wütend zu Blome um und packte ihn am Kragen. »Er war vor einer Sekunde noch hier. So schnell kann er nicht verschwunden sein.« Er ließ von Blome ab und rannte auf den Bürgersteig, um ganz sicher zu gehen. Dann kam er zurück: »Ich bin nicht verrückt, Mann.«
Blome sah Schneider fast besorgt an. »Hier sind die Unterlagen, die du haben wolltest. Übrigens, hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel gesehen? Du siehst immer noch furchtbar aus.«
Schneider winkte ab. »Das ist mir egal. Sind sie vollständig?«
»Ja sicher.« Blome hielt eine dicke Mappe mit Papieren hoch. »Du hattest recht. Es gab tatsächlich eine solche Lanze, mit der Jesus am Kreuz erstochen wurde. Er war aber schon tot, sodass man nicht von Erstechen im eigentlichen
Sinn reden kann. Eine Leiche ersticht man ja nicht.«
»Keine Ahnung wie man das dann nennt.«
»Ich habe für dich sogar in meiner uralten Konfirmandenbibel nachgelesen. Dass der Typ Longinus hieß, steht da zwar nicht, aber das ist ja auch nicht wichtig.«
Schneider kratzte sich am Kinn, das mit einem Dreitagebart bedeckt war. Ihm wurde bewusst, dass er mit Gerd Blome eigentlich sehr gut befreundet war; bis jetzt jedenfalls. Er gab ihm einen Klaps auf die Schulter und unterbrach ihn. »Okay. Komm erst mal rein. Du musst nicht im Flur stehen bleiben. Lass uns in die Küche gehen. Ich habe in den letzten Tagen nicht besonders viel gegessen.«
»Ich schätze, das ist nicht das Einzige, was dir fehlt«, bemerkte Blome grinsend.
Schneider schlug ein paar Eier in die Pfanne, schnitt einige Kartoffeln vom Vortag hinein und würzte das Ganze mit einigen Streifen Speck.
»Amerikanisches Frühstück, was?«, sagte Blome und verzog beim Anblick der fetten Masse das Gesicht.
»Das kann ich eben am Besten kochen.«
»Quatsch, das ist das
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