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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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bitte.«
    Der Taxifahrer nickte. »Geschäftsreise oder Urlaub?«
    Schneider ignorierte die Frage und war sogleich in Gedanken versunken. Wie muss es Hitler ergangen sein, als er Österreich annektiert und seine Heimat dem Deutschen Reich zugeführte hat? Ich werde, wie er, in wenigen Minuten vor der Vitrine stehen und mir die Lanze anschauen. Und ich werde sie - wie er - mitnehmen; und mit ihr die Macht, die in ihr steckt.
    Das Taxi hielt vor dem Hotel.
    »Warten Sie hier«, befahl Schneider dem Taxifahrer. Er betrat mit Bukowski das Fünf-Sterne-Hotel. Für Schneider waren derartige Unterkünfte normal, Bukowski fühlte sich unbehaglich und fehl am Platze. Zuviel messingblitzende Geländer und rote Samtteppiche. Zügig ließen sie sich ihre Schlüssel aushändigen und brachten das Gepäck auf ihre Zimmer. Dann eilten sie, ohne sich frisch gemacht zu haben, die edle Treppe hinunter und traten durch die wuchtige Drehtür ins Freie.
    »Bringen Sie uns zum Hofmuseum.« Der Taxifahrer nickte nicht, sondern fuhr ungerührt los. Als sie ankamen, bezahlte ihn Schneider. Der Taxifahrer rückte daraufhin seine Sportmütze zurecht und kochte innerlich. Zum einen, weil beide Gäste seine gastfreundliche Konversation abgelehnt hatten, und zum anderen, weil Schneider ihm nicht einen Cent Trinkgeld gegeben hatte.
    Richard stand auf dem Vorplatz des Museums und blickte die vielen Treppenstufen zum Eingang empor. Bedächtig schritt er sie empor und betrat das Museum. So muss es damals auch gewesen sein , dachte er. Außer ein paar kleinen Umbauten hat sich sicherlich nichts verändert.
    Am Eingang fand er eine kleine Loge, in der ein Pförtner saß. »Wir suchen die Reichsinsignien.« Mit gespielt höflichem Ton fuhr er fort.»Können Sie uns weiterhelfen?«
    Der Pförtner gab beiden Besuchern einen Plan vom Museum. »Wenn Sie die Reichskleinodien der Habsburger meinen, sind Sie hier falsch. Sie müssen ein paar Straßen weiter zur Schatzkammer der Hofburg.«
    Schneiders Antlitz verdunkelte sich. »Wie weit ist das von hier?«, fragte er und seine Stimme bekam die übliche Härte. »Circa fünf Minuten. Schauen Sie, ich zeig es Ihnen.« Der Pförtner trat aus seinem Häuschen heraus und nahm einen Plan zur Hand. »Wir sind jetzt hier.« Er deutete mit seinem Zeigefinger auf einen Punkt des Planes. Wir befinden uns am Eingang des Hauptgebäudes an der Babenbergerstraße. Sie gehen am besten durch die Halle hindurch. Dann kommen Sie auf der anderen Seite des Gebäudes zum Maria-Theresien Platz. Dort können Sie quer über den Heldenplatz laufen oder links an ihm vorbei, und dann ist es das zweite Gebäude neben der Hofburg. Hier: die Schatzkammer der Habsburger.«
    Schneider merkte sich die Erklärungen des Pförtners, zog Bukowski am Ärmel und verließ wortlos den Eingangsbereich des Hauptgebäudes. Er schritt zügigen Schrittes zwischen Volksgarten und Heldenplatz entlang, bog fast im Laufschritt nach rechts ab, gleich wieder links und stand in weniger als vier Minuten vor dem Eingang der Schatzkammer, die zum Wiener Hofmuseums gehörte. Die Eile nutzte ihm indes wenig, er musste auf Bukowski warten, der den Platz schnaufend zwei Minuten später erreichte.
    Schneiders Anzug befand sich noch in tadellosem Zustand, während Bukowskis Hemd aus der Hose hing und sich im Bereich der Brust deutliche Schwitzflecken abzeichneten. Schneider schüttelte den Kopf und drängte den großen Mann in den Eingang des Museums. Es war verglichen mit dem Hauptgebäude ein kleines Museum, doch sein Eingang imponierte durch einen hohen Rundbogen. Als sie das Portal durchschritten, war dort ein älterer, uniformierter Wachmann zur Stelle, der sich unvermittelt einem fordernden, gut gekleideten Geschäftsmann und einem abgehalfterten Catcher gegenübersah.
    »Wir möchten die Reichskleinodien besichtigen.« Schneider hatte Mühe, halbwegs höflich zu klingen. Die Ungeduld drängte ihn.
    Der Wachmann schaute auf seine Armbanduhr. »In weniger als zehn Minuten beginnt eine Führung. Wenn Sie möchten …« Schneider ließ ihn nicht ausreden. »Können wir uns die Ausstellung nicht ohne Führung ansehen?«
    »Doch, das können Sie, aber mit Führung ist es interessanter.«
    »Nein, danke. Wo befindet sich die Ausstellung genau?«
    »Die Treppe hinauf, den Gang entlang und dann auf der linken Seite in dem zweiten Raum. Sie werden es schon finden, auch ohne Führung«, sagte der Wachmann und seine schlechte Laune war ihm mühelos anzumerken.
    Schneider

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