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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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keine Lust, den Rest seines kümmerlichen Lebens im Knast zu verbringen.
    Schneider konnte sich währenddessen kaum von dem Anblick seiner Lanze, wie er sie nur noch nannte, losreißen. Niemals würde er sie an irgendeine ominöse Organisation abgeben. Er hatte diesen geheimnisvollen blonden Hünen bereits vergessen.

XI
    »Professor, Mosche, ich habe etwas gefunden«, rief Lea aufgeregt, obwohl alle das schrille Pfeifen des Metalldetektors hörten. Augenblicklich standen Smith und Mosche neben ihr und beobachteten, wie sich die Nadel auf der Skala im oberen Drittel bewegte und ihr Zucken mit diesem aufdringlichen Ton unterstrich. Lea bewegte die kreisrunde Fläche des Suchgerätes hin und her und grenzte den Bereich ein, in dem Metallisches nicht nur zu vermuten, sondern mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen war. Es hätte jedoch auch alles Mögliche sein können, angefangen von einem rostigen Nagel bis hin zu Ringen und ähnlichen Schmuckstücken.
    Lea stellte das Gerät beiseite und begann vorsichtig zu graben. Zunächst fegte sie nur die obere Staubschicht beiseite, dann nahm sie einen kleinen Spitzhammer zur Hilfe, der zum Grundrepertoire eines jeden Archäologen gehört. Mosche und Smith drückten sich so aufdringlich an ihre Seite, dass ihr kaum Platz zum Arbeiten blieb. Ein leises Klicken ließ erahnen, dass sie mit der feinen Spitze ihres Hammers auf Metall gestoßen war. Nun nahm sie einen Rosshaarpinsel zur Hand und beseitigte die aufgelockerte Erde über ihrem Fund.
    »Seht euch das an«, rief Lea staunend aus. »Mosche, du bist großartig.«
    Mosche lehnte sich über die Kante der Bank hinweg und blickte auf zunächst eine, dann mehrere, scheinbar gut erhaltene Münzen, die unter Leas Pinsel ans Tageslicht kamen.
    »Lassen Sie mich auch mal sehen, Mosche.« Der Professor zeigte einen jugendlichen Eifer, die Fundstücke zu begutachten. Zu seiner Enttäuschung konnte er nichts auf den sieben, alten Münzen erkennen, was ihm weitergeholfen hätte.
    Mosche betrachtete eine der Münzen mit stummer Miene und sagte bedächtig. »Das hier könnte ein Bild von einem Augurenstab sein.«
    »Einem was?«, fragte Lea und verzog die Mundwinkel.
    »Ein Augurenstab ist eine Art Hirtenstab, der von Priestern heidnischer Religionen verwendet wurde. Viele Kaiser haben sich so einen Stab auf die Münze prägen lassen.«
    Der Professor sah Mosche ein weiteres Mal mit Respekt an.
    »Numismatik. Ein Hobby von mir«, gab Mosche dem Professor zu verstehen.
    Lea sagte kein Wort.
    »Münzkunde ist eigentlich fantastisch«, ergänzte der Professor. »Ich studiere fast schon mein ganzes Leben, aber diese trockene Materie hat mich nie gereizt.«
    Mosche hielt andächtig eine der gefundenen Münzen in der Hand. »Numismatik ist überhaupt nicht trocken. Im Gegenteil, sie ist sogar sehr spannend. Münzen sind ganz besondere Zeitzeugen. Manchmal sind sie sogar die einzige Möglichkeit, geschichtliche Zusammenhänge darzustellen.«
    »Sie erstaunen mich aufs Neue, Mosche.«
    »Vor einigen Jahren fand ich bei einer Ausgrabung eine wertvolle Münze aus der Zeit des Kaisers Augustus. Es waren die ersten, wirklich gut erhaltenen Münzen dieser Zeit, und seitdem bin ich wie von einem Virus befallen. Geben Sie mir einen Tag, und ich sage Ihnen alles über diese Münze, was Sie wissen müssen.«
     
    Mosche ging mit der Münze aus der Höhle hinaus und betrachtete sie im hellen Licht der Sonne. Sie war annähernd kreisrund und für ihr vermutliches Alter gut erhalten. Er zog sein T-Shirt aus der Hose, als wolle er sich mit dem Stoff die Brille putzen, doch er begann die Münze zwischen der Baumwolle zu reiben und zu reinigen. »Auf der Rückseite sind drei Buchstaben zu sehen. Herr Professor, schauen Sie mal.«
    Smith bückte sich und kam unter dem Durchgang der Höhle hervor. »Tun Sie mir bitte einen Gefallen, Mosche.« Der schaute von der Münze auf. »Nennen Sie mich doch bitte Harvey. Das gilt auch für Sie, Frau Weizmann.«
    »Gern, Herr Professor, äh Harvey.« Mosche lachte, dann wandte er sich mit Ernst wieder der Münze zu. »Also: Das hier sieht aus wie ein ›L‹, daneben ein weiteres ›L ‹und ein ›S ‹oder ein ›Z‹.«
    »Und was bedeuten diese Zeichen, Mosche?«
    »Wenn es das ist, was ich hoffe, aber mir kaum vorstellen kann, dann könnte das eine Münze von …« Mosche rieb die Münze wieder mit dem nicht mehr ganz weißen T-Shirt. »Die Buchstaben entsprechen Jahreszahlen. Das System ist ganz einfach. Die ersten 10

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