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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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ihm zu erfahren. Als Parteigänger der Albizzi musste die Inhaftierung des Medici ein wahrer Triumph für ihn sein.
    »Was, in Gottes heiligem Namen, ist bloß in die Signoria gefahren, Ser Cosimo zu verhaften?«, raunte die Köchin bestürzt. »Das kann die Stadt in einen Bürgerkrieg stürzen, wenn jetzt die unbesonnenen Kräfte die Oberhand gewinnen! Lass uns bloß hoffen, dass die Sache einen unblutigen Ausgang nimmt und dein Sandro nicht auch noch in Gefahr gerät!«
    »Ja, das gebe Gott, Carmela!«, flüsterte Tessa beklommen. Sie wartete, bis Lionetto die Treppe heruntergekommen und mit dem Stallknecht hinaus auf den Hof getreten war, dann eilte sie mit dem Frühstück hinauf zu Fiametta.
    Diese interessierte sich jedoch nicht im Geringsten für Ser Cosimos Verhaftung und welche schwerwiegenden Folgen das für Florenz haben mochte. Sie ging überhaupt nicht darauf ein, sondern wollte nur wissen, ob Tessa auch genug Honig in ihrer heißen Milch aufgelöst hatte, warum die Schicht aus gebranntem Zucker auf ihrem Pudding an diesem Morgen so kümmerlich dünn aussah und ob sie Carmela auch ausgerichtet habe, bei der Zubereitung der berlingozzi gefälligst nicht mit Zucker zu sparen. Die aus Mehl, Eiern und Zucker zubereiteten Fladen gehörten zu ihren Lieblingsspeisen. Und dann machte sie sich über das reichhaltige Frühstück her, als hätte sie seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen.
    Seit der Fehlgeburt fand Fiametta im Essen Trost und sie brauchte viel süßen Trost, denn Lionetto Vasetti strafte sie von dem Tag an, als sie das zu früh geborene Mädchen tot auf die Welt gebracht hatte, mit eisiger Verachtung. Sein unversöhnliches Betragen ihr gegenüber hatte auch nach den längeren Geschäftsreisen, zu denen er sogar in der heißen Sommerzeit aufgebrochen war, keine Milde erfahren. Er schnitt sie, wann immer es ging. Einen gemeinsamen Besuch der Sonntagsmesse gab es nicht mehr. Und wenn es sich doch einmal nicht vermeiden ließ, mit ihr am Tisch zu sitzen oder sich bei besonderen Festen mit ihr sehen zu lassen, richtete er nicht ein Mal das Wort an sie und tat so, als wäre sie gar nicht da.
    Anfangs hatte Tessa großes Verständnis für Fiamettas Verzweiflung gehabt. Sie hatte nachfühlen können, warum sie sich in den Genuss von Süßspeisen flüchtete und aus dem Schneckenhaus ihrer Gemächer nicht mehr herauskam. Aber als sie nach Wochen tränenreichen Haderns mit dem Schicksal und jammervollen Selbstmitleids das übermäßige Essen nicht eingestellt, sondern mit zunehmender Gier in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt hatte, war es mit Tessas Nachsicht vorbei gewesen. Ihre besorgten Vorhaltungen und ihr gutes Zureden hatten nicht gefruchtet.
    Mittlerweile sah man Fiametta an, dass sich ihr ganzes Sinnen und Trachten von morgens bis abends fast nur noch um ihre Lieblingsspeisen drehte.
    »Du bist fett geworden wie eine Mastgans kurz vor dem Schlachttag!«, hatte Lionetto Vasetti seiner Frau voller Abscheu an den Kopf geworfen, als er von seiner letzten Reise zurückgekommen war.
    Dass Fiametta sich so maßlos vollstopfte, hatte für Tessa jedoch auch sein Gutes. Denn nach all den Speisen fühlte Fiametta sich gewöhnlich schwer und träge, sodass sie zurück in ihre Kissen sank und oft bis zum Mittag schlief, bevor sie sich dann endlich dazu aufraffte, aus dem Bett zu steigen, um sich waschen und ankleiden zu lassen.
    Für einige Stunden hatte sie Ruhe vor den Klagen und den misslichen Launen ihrer Herrin.
    Heute wartete Tessa umso ungeduldiger darauf, dass Fiametta die Augen zufielen, denn an diesem Tag ging es ihr nicht nur darum, ihre Ruhe zu haben.
    Sie musste unbedingt etwas über Sandro in Erfahrung bringen, sonst hätte sie keine ruhige Minute mehr.
    Sobald Fiametta in ihre Kissen zurücksank und ein lautes Schnarchen von sich gab, huschte Tessa mit dem Tablett aus dem Zimmer, brachte es hinunter in die Küche und verließ das Haus unter dem Vorwand, für Fiametta eine Besorgung machen zu müssen.
    In großer Sorge eilte sie die lange Via San Gallo hinunter. Dabei schnappte sie immer wieder Wortfetzen auf, die ihr Angst machten.
    »… geschieht dem feinen Bankherrn recht …«
    »… wird er dafür bezahlen, dass er den Krieg gegen Lucca mit seinem verfluchten Reichtum hintertrieben hat …«
    »… hängen soll er …«
    Schließlich erreichte sie die Via Larga. Diesmal zögerte sie nicht, das Bankhaus zu betreten und nach Sandro zu fragen. Als man ihr sagte, man wisse nichts über dessen

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