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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Hurensohn und Lügner Vieri in Wirklichkeit ist!«
    »Reg dich nicht so auf, Tommaso. Das ist Vieri doch gar nicht wert. Ich bin sicher, dass er für das, was er auf dem Gewissen hat, früher oder später zahlen muss«, sagte Sandro ahnungsvoll.
     
    Nur einen Tag nach Vieris überraschendem Aufbruch erschien ein Bote in der Bottega und teilte Sandro mit, Ser Cosimo wünsche ihn umgehend in seinem Palazzo in der Via Larga zu sprechen.
    Auf dem ganzen Weg durch die Stadt grübelte Sandro darüber nach, warum Cosimo nach ihm geschickt hatte. Hätte er doch besser Stillschweigen bewahren sollen über Vieris unsaubere Geschäfte?
    Wenig später betrat Sandro zum ersten Mal den herrschaftlichen Palazzo in der Via Larga, in dem die Zentrale der in vielen Ländern tätigen Medici-Bank ihren Sitz und ihre Geschäftsräume hatte.
    Der junge Bote führte ihn durch einen mit Steinplatten belegten Säulengang an den ebenerdigen Kontoren und Lagerräumen vorbei, wandte sich nach rechts und wies ihm dann den Weg hinauf ins erste Obergeschoss. Sandros Blick fiel auf kostbare Wandteppiche und herrliche Skulpturen aus Marmor, mit denen der Gang gegenüber den zum Innenhof weisenden Rundbögen geschmückt war.
    Schließlich klopfte der Bote an eine Tür, öffnete sie und meldete, dass er Sandro Fontana wie befohlen aus der Bottega in Santa Croce hergebracht habe.
    Er gab den Durchgang frei und Sandro trat an ihm vorbei in ein Zimmer, dessen Wände ganz mit Holz verkleidet waren. Ein feiner Geruch von Bienenwachs lag in der Luft.
    Cosimo saß nahe des Fensters an einem schlichten, gut mannslangen Faktoreitisch, dessen Fläche zu einem Großteil mit allerlei ledergebundenen Büchern, Pergamentrollen und Zetteln sowie mit Schreibutensilien bedeckt war. Zu beiden Seiten des Tisches standen schwere Truhen, die mit einem sich kreuzenden Muster aus Eisenblechstreifen beschlagen waren und jeweils zwei massive Schlösser aufwiesen.
    Wie schon die letzten Male war Sandro beeindruckt von der großen Ausstrahlung, die Cosimo de’ Medici hatte, und so bemerkte er erst einen Augenblick später, dass er nicht allein im Zimmer war, sondern sich in Gesellschaft eines um etliche Jahre älteren Mannes von stämmiger, etwas gedrungener Gestalt befand. Der Fremde besaß ein markantes Gesicht mit herben Zügen, das einem verwegenen und altgedienten Landsknecht alle Ehre gemacht hätte. Er trug die Haare länger, als es der Mode entsprach. Sein staubbedeckter Umhang war zwar aus bestem Stoff gearbeitet, jedoch wie seine Kappe mit ihrem auf die Schulter herabhängenden Ziertuch von einer geradezu aufdringlich scharlachroten Farbe. Seine Stiefel starrten vor Schmutz.
    Er hatte es sich neben der Truhe rechts von Cosimo in einem gepolsterten Stuhl mit breiten, geschnitzten Armlehnen und einer hohen Rückenlehne mehr als nur bequem gemacht. So wie er da herumlümmelte, gab er das Bild eines Mannes ab, der nichts auf gute Manieren gab und scheinbar wenig Respekt vor dem Hausherrn hatte.
    In seinen kräftigen Händen hielt er einen Weinpokal. »So, das ist also deine vielversprechende Entdeckung«, ergriff er das Wort und musterte Sandro kritisch.
    Cosimo sah von seinem Buch auf und legte es zur Seite. »Ja, das ist er.« Mit einer knappen Geste in Richtung des Fremden fügte er hinzu: »Sandro, das ist Averardo di Francesco de’ Medici, mein geschätzter Cousin und eine große Stütze unseres Hauses.«
    Dieser lachte rau und kehlig auf. »Ha! Da soll noch einmal jemand sagen, du verstündest dich nicht auf die Kunst der Schmeichelei! Ich werde dich bei Gelegenheit daran erinnern, wenn es an dir ist, mir einen Gefallen zu erweisen, Cosimo.«
    Sandro neigte ehrerbietig den Kopf und murmelte einen höflichen Gruß.
    Cosimo winkte ihn zu sich heran. »Sandro. Ich habe mir Gedanken über dich gemacht und dich rufen lassen, um dir meine Entscheidung mitzuteilen.«
    »Eine Entscheidung, die ein Lehrling in einer Wollbottega wahrlich nicht alle Tage hört«, warf Averardo ein.
    Sandro hatte keinen Schimmer, was es mit diesem Vorschlag auf sich haben mochte, und sah Cosimo nur fragend an.
    »Wie würde es dir gefallen, nicht länger in der Bottega zu arbeiten, sondern ein anderes Gewerbe zu erlernen, wo einem fähigen und loyalen Mann, für den ich dich halte, später ganz andere Möglichkeiten als in einer Tuchmanufaktur offenstehen?«, fragte Cosimo.
    Sandro blickte verwirrt drein. »Und welches Gewerbe meint Ihr, Ser Cosimo?«
    »Das Bankgewerbe natürlich. Ich kann

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