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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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der Bittsteller?«
    »Das sehe ich ganz anders«, widersprach Cosimo. »Gerade weil du nicht alt und erfahren bist, scheinst du mir genau der Richtige zu sein. Du bist noch fremd in der Stadt und hast keine Verwandten hier und so wird man dich für unparteiisch halten. Und dein jugendliches Alter ist erst recht kein Hinderungsgrund, zumindest nicht in unserer Familie. Nein, es bleibt dabei.« Cosimo klopfte Sandro aufmunternd auf die Schulter, doch dann wanderte sein Blick hinüber zum Eingang, wo ein Mann die Stufen heraufkam. Es war Averardo de’ Medici, der gerade den Palazzo betrat.
    Cosimo runzelte die Stirn. »Geh jetzt!«, sagte er und entließ Sandro mit einer Handbewegung. »Die Einzelheiten werden wir später besprechen.«

3
    E s war nur wenige Tage später, als Lorenzo de’ Medici aufgeregt in das Gemach seines Bruders gestürmt kam. Noch immer war er wütend auf Cosimo, der ihn von der Unterredung mit Averardo ausgeschlossen hatten. Nach dem Gesichtsausdruck des Cousins zu urteilen, hatten die beiden offenkundig etwas zu besprechen gehabt, das von hoher Wichtigkeit war. Und jetzt das! Cosimo würde sich noch wundern, mit welchem Verräter er da beratschlagt hatte!
    »Du wirst es nicht glauben, wer uns da plötzlich in den Rücken fällt und sich auf den Straßen und Plätzen der Stadt lauthals für einen Krieg mit Lucca starkmacht!«, rief er zornig. »Dieser verdammte wankelmütige Bursche!«
    Cosimo legte gelassen die Papiere aus der Hand, die er gerade studiert hatte, und wandte sich seinem Bruder zu. »Ich vermute, du sprichst von unserem werten Cousin Averardo.«
    Lorenzo sah ihn verblüfft an. »Du hast schon davon gehört?«, fragte er fassungslos. »Und dann bleibst du so ruhig?«
    Cosimo nickte. »Zwar ist es richtig, dass Averardo recht wankelmütig sein kann und manchmal zu merkwürdigen Eigenmächtigkeiten neigt, aber in diesem Fall ist ihm nichts vorzuwerfen.«
    Lorenzo krauste ungehalten die Stirn. »Sag nur, du hast das alles mit ihm abgesprochen – ohne mich davon zu unterrichten? Kam Averardo deshalb neulich so unvermutet in den Palazzo?«
    »So ist es«, sagte Cosimo ruhig. »Ich musste so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen. Unsere Position gegen den Krieg ist in der Stadt unhaltbar geworden.«
    Lorenzo machte eine mürrische Miene. »Dann sind wir also auch dafür, Lucca anzugreifen? Da können sich die Albizzi und ihre Anhänger ja die Hände reiben, dass wir nun doch noch eingeknickt sind.«
    »Wir sind nicht eingeknickt, wir haben nur eine notwendige politische Entscheidung getroffen, um Schaden vom Haus Medici abzuwenden«, erwiderte Cosimo kühl. »Wir dürfen nicht länger gegen den Strom der öffentlichen Meinung schwimmen. Und seit Fortebraccio eigenmächtig in das Herrschaftsgebiet von Lucca eingedrungen ist und einige kleinere Zitadellen eingenommen hat, ist die gesamte Bevölkerung hellauf begeistert von einem Krieg gegen die Luccheser. Diesen Umstand gilt es zu berücksichtigen. Er hat die Lage entscheidend geändert.«
    »Ich bin sicher, dass Fortebraccio nicht aus freien Stücken losgezogen ist«, sagte Lorenzo wütend. »Irgendjemand muss ihn mit Versprechungen und bestimmt auch mit einem Batzen Goldflorin dazu angestiftet haben! Und wer hinter diesem perfiden Plan steckt, liegt ja wohl auf der Hand.«
    Cosimo zuckte gleichmütig mit den Achseln. »Gewiss. Aber selbst wenn wir Beweise dafür hätten, was im Übrigen nicht der Fall ist, wer würde sie jetzt noch hören wollen? Und wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Außerdem ist es nun schon zu spät, um den Lauf der Dinge noch aufzuhalten. Uns bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Erinnere dich an die Worte unseres Vaters, die er uns auf dem Sterbebett ans Herz gelegt hat: Sagt niemals in der Öffentlichkeit etwas, das dem Willen des Volkes entgegensteht! Wir sind gut beraten, uns daran zu halten. Deshalb bin ich auch mit Averardo übereingekommen, dass wir unseren Widerstand gegen den Krieg aufgeben.«
    Lorenzo verzog das Gesicht, sagte jedoch nichts. Er ließ sich auf einen dick gepolsterten Stuhl fallen und starrte mit düsterer Miene vor sich hin. »Der arrogante Schnösel Rinaldo degli Albizzi ist jetzt deutlich im Vorteil«, sagte er schließlich. »Wenn es zur Wahl des Kriegsrates und des Kriegskommissars kommt, wird niemand es wagen, ihm das Oberkommando streitig zu machen. Ich gehe davon aus, dass du dir dessen bewusst bist, Bruder.«
    »Ich habe gar

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