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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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rumste gegen dieselben Möbelstücke und Bücherstapel. Schließlich blieb Amethyst in einer Ecke stehen und übergab sich. Etwas, das aussah wie eine halbe Maus, landete auf dem Teppich.
    „Oh, bitte, Amy, wenn dir schlecht wird von der Brille, gib sie doch einfach zurück“, schimpfte Emily und erhob sich, um die Überreste der Maus aufzusammeln. Energisch schnappte sie sich die Brille von Amys Nase und setzte sie der Ente auf. Danach wünschte sie Sophia eine gute Nacht und stieg die Wendeltreppe hoch.
    Die Grille saß still in einer Ecke, das Buch auf dem Rücken. Emily hob es hoch und setzte sich damit aufs Fensterbrett. An Schlaf war wieder einmal nicht zu denken. Die Gedanken kreisten in Emilys Kopf, und immer wieder dachte sie an die Orakelmechanik, die sie am nächsten Tag befragen wollte. Nebenbei blätterte sie durch die Seiten des Buches, doch keine Schrift erschien.
    Irgendwann tapste Amy – ohne Brille – die Wendeltreppe hoch und rollte sich schnurrend in ihrem Schoss zusammen. Abwesend strich Emily der Katze über das weiche Fell.
    Und dann setzte sie sich kerzengerade auf und spähte zum Gartentor. Ein Schatten schlüpfte dort in den Garten, huschte an den Beeten vorbei und blieb vor der Haustür stehen. Jemand versuchte einzubrechen, war Emilys erster Gedanke. Die Person zog einen Schlüssel aus der Tasche, steckte ihn ins Schloss… und die Tür öffnete sich. Mit eisigem Schrecken dachte Emily an den Schlüssel, den sie im Moor verloren hatte. Sie wollte nach ihrer Großtante rufen, doch dann stutzte sie. Die Person betrat das Haus nicht, sondern schloss die Tür wieder zu, steckte den Schlüssel ein und huschte durch den Garten zur Straße zurück. Als das Mondlicht auf ihr Gesicht fiel, hielt Emily den Atem an.
    Es war Manley.
     
    Die Wächterprüfung fand an einem Samstag statt. Als Emily aufwachte, tappte sie zum runden Fenster ihres Zimmers und schaute über die Stadt. Bereits jetzt war die fieberhafte Spannung des bevorstehenden Ereignisses zu fühlen. Es war noch früh, doch die Straßen waren voller Menschen. Auch Emily war unruhig. Wenn sie an ihren Plan dachte, begann ihr Herz schneller zu klopfen.
    Rasch zog sie sich an und ging in die Küche hinunter. Sophia schlief noch. Emily würgte etwas Toast und Kakao hinunter, dann strich sie Amethyst über den Kopf und verließ das Haus.
    Graue Wolken verschleierten den Himmel, es nieselte, und riesige Pfützen hatten sich gebildet. Emily zog die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht und stemmte sich gegen den Wind, der ihr Regentropfen ins Gesicht wirbelte. An diesem Morgen brauchte sie länger als gewöhnlich für den Weg zu Emma. Überall waren Menschen, und alle sprachen über die Prüfung. Emily drängte sich an zwei Hütern vorbei, die heftig diskutierten, und ging schneller. Sie war schon viel zu spät dran.
    Donna Rosàrio war glücklicherweise nicht zu sehen. Emily schlüpfte ins Haus und klopfte an Emmas Zimmertür. Miki öffnete ihr.
    „Ich weiß, ich bin zu spät“, sagte Emily, bevor er den Mund aufmachen konnte, und schob sich in den Raum.
    „Kein Problem, Finn ist auch noch nicht da“, erwiderte Miki schulterzuckend. Er warf einen nervösen Blick in den Korridor und schloss die Tür rasch wieder.
    Emily setzte sich zu Emma auf den Boden und fragte:
    „Gut geschlafen?“
    „Machst du Witze?“, brummte Emma. „ Hannah war so panisch wegen der Prüfung heute, dass sie die ganze Nacht gemurmelt und um sich geschlagen hat. Ich habe kein Auge zugetan. Um drei Uhr ist sie aufgestanden. Um drei!“
    Miki spähte kurz nach draußen und setzte sich ebenfalls zu den Mädchen auf den Boden.
    „Wir können nicht ewig auf Finn warten“, sagte er. „Ich habe keine Ahnung, wo er steckt. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war er schon weg.“
    Emma nickte und meinte:
    „Ich weiß auch nicht, wo er bleibt. In letzter Zeit ist er ständig beschäftigt und vergisst alles Wichtige. Fangen wir an!“
    „Also“, fasste Emily ihren Plan zusammen. „Zuerst verstecke ich mich hier im Keller.“
    „Hast du eigentlich Angst vor Spinnen?“, erkundigte Emma sich fürsorglich.
    „Äh… nur ein bisschen. Gibt es da viele?“, fragte Emily etwas unbehaglich.
    „Na ja, Hannah hat mir mal erzählt, dass eine wirklich unglaublich riesige…“
    „Egal. Erzähl’s mir einfach nicht weiter, in Ordnung?“, konnte Emily sie gerade noch unterbrechen. „Also, wie gesagt, ich verstecke mich. Um zwölf Uhr schleiche ich in die Katakomben

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