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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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munter vor sich hin. Mehr als einmal zog Emily die Hand hastig zurück, weil einer der Apparate scharfe metallene Zähne ausgefahren hatte.
    Dann fühlte sie einen kalten Hauch an ihrem Arm.
    „Jurek?“, fragte sie unbehaglich. An das unsichtbare Kind hatte sie gar nicht mehr gedacht. Sie fand den Gedanken unheimlich, mit diesem Wesen allein in der Werkstatt zu sein.
    „Du wirst nicht finden, wonach du suchst, es ist zu gut versteckt“, flüsterte eine Stimme direkt hinter Emily. Sie fuhr herum und starrte auf die Stelle, doch da war nichts zu sehen.
    „Hier.“ Jurek stellte sich so vor eine Vitrine, dass Emily ihn sehen konnte.
    „Woher weißt du, was ich suche?“, fragte sie.
    „Alle suchen nach dem selben“, sagte das unsichtbare Kind. „Alle wollen Fragen stellen und Antworten bekommen… sie denken nicht an die Gefahr.“
    „Kannst du sie mir zeigen? Die Orakelmechanik?“, fragte Emily vorsichtig.
    Das unsichtbare Kind schaute sie eine Weile stumm an. Dann schlug es einen der Wandteppiche zurück und verschwand in dem kleinen Raum dahinter. Nervös schaute Emily sich um. Konnte sie Jurek überhaupt trauen?
    Auf einmal schwebte eine seltsame Mechanik auf sie zu.
    „Streck die Hand aus“, sagte Jurek.
    Emily tat es, und das unsichtbare Kind legte die Orakelmechanik hinein. Emily fühlte keine Berührung, die Mechanik schwebte zwischen ihren gewölbten Fingern. Fasziniert betrachtete Emily sie. Um eine winzige goldene Kugel drehten sich kleinere silberne Kügelchen und etwas, das wie feiner, bunt schimmernder Staub aussah.
    „Was muss ich tun?“, fragte sie.
    „Fragen“, murmelte das unsichtbare Kind. „Einfach fragen.“
    „Also.“ Emily räusperte sich unsicher. „Weißt du etwas über die Gilde? Über den Geist, der sich im Moor herumtreibt?“
    Nichts geschah.
    „Bist du sicher, dass sie funktioniert?“, fragte Emily. Das unsichtbare Kind hustete.
    „Bestimmt. Du wirst schon sehen…“, murmelte es.
    Emily schaute wieder auf die Orakelmechanik in ihrer Hand. Im nächsten Augenblick veränderten sich die Farben des Staubes zu glühenden Rottönen, und die silbernen Kügelchen begannen sich immer schneller zu drehen. Emily hörte eine Stimme, eine Art lautloses Wispern direkt in ihrem Kopf.
    „Du fragst nach dem Geist? Ach, so viele suchen verzweifelt nach ihm, die einen, damit er ihnen hilft, die anderen, um ihn zu vernichten und die Gilde mit ihm... doch er ist es, der vernichten wird, die Macht der Gilde reicht weit…“
    So wie ich dich vernichten werde, kleines Mädchen, vielleicht, wenn du nicht aufpasst… flüsterte eine andere Stimme in ihrem Kopf.
    „Weißt du, wer er ist?“, fragte Emily.
    Der Staub begann heller zu glühen, und die Kügelchen drehten sich so rasend schnell, dass sie die Augen schließen musste.
    „Ich weiß alles, kleines Mädchen, alles… ein Junge ist entführt worden, wie das Mädchen damals, vom selben Geist…“
    Du gehörst mir! Du hast mich gerufen, und jetzt gehörst du mir…
    „Ja, er hat schon einmal jemanden entführt“, sagte Emily. Angestrengt versuchte sie, nicht auf die andere Stimme zu hören, die in ihrem Kopf flüsterte.
    „Ein Mädchen… vor bald dreißig Jahren… Nara… und dann war sie tot…“
    Komm, kleines Mädchen, wehr dich nicht länger, ich werde gut zu dir sein…
    „Tot?“ Emily schluckte mühsam. Ihre Kehle war trocken und rau, und sie fühlte sich schwindlig. Trotzdem ließ sie die Augen geschlossen.
    „Tot, ja. Und dann wurde er verbannt dafür, zwanzig Jahre lang…“
    Und dir große Macht schenken…
    „Wer?“
    „Du weißt es doch schon, kleines Mädchen, nicht wahr?“
    Emily schwankte. Sie konnte die Augen nicht mehr öffnen, und die flüsternde Stimme hypnotisierte sie, tröpfelte Worte wie Gift in ihren Verstand.
    „Mr. Shaddock“, murmelte Emily.
    „Mr. Shaddock, ja, er hat sie umgebracht…“
    Du gehörst mir! , flüsterte die Stimme.
    Emily klammerte sich an einer Truhe fest, sonst wäre sie gefallen. Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen das Flüstern.
    Nein , schrie sie in Gedanken, ich gehöre dir nicht!
    Der Staub glühte so heftig auf, dass Emily es durch ihre geschlossenen Lider sehen konnte.
    Du wagst es? Ich werde dich vernichten, kleines Mädchen, VERNICHTEN!
    Die Stimme hörte sich jetzt an wie das wütende Zischen einer Schlange, und Emily fühlte, wie sie müde wurde und die Kraft sie verließ.
    DU GEHÖRST MIR!, zischte die Stimme.
    Nein , wimmerte Emily, nein , und die Hitze in

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