Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)
hinunter und gehe zu Julies Werkstatt. Ich suche die Orakelmechanik, befrage sie und komme dann durch die Katakomben zurück.“
„Bombensicherer Plan“, strahlte Emma.
„Na ja… mir fallen schon einige Dinge ein, die schief gehen könnten“, widersprach Miki.
„Spielverderber“, murmelte Emma.
„Hast du einen Stadtplan gefunden, auf dem die Katakomben eingezeichnet sind?“, fragte Emily. Miki hatte angeboten, in der Bibliothek danach zu suchen. Emma wusste zwar, wo es einen Eingang in die Katakomben gab, doch es war lebensgefährlich, ohne Plan in dieses riesige Labyrinth vorzudringen. Man hätte sich schon nach fünf Minuten hoffnungslos verirrt. Es gab Geschichten über ganze Familien, die in den Katakomben verschwunden waren.
Miki zog ein Blatt Papier hervor und faltete es auf. Neugierig beugten Emily und Emma die Köpfe darüber. Auf das Blatt war ein Plan der Katakomben gezeichnet. Sie liefen unter der ganzen Stadt hindurch, nur in der Mitte gab es einen großen leeren Fleck. Es schien so, als endeten die Katakomben in einiger Entfernung der Bibliothek.
„Woher hast du den Plan?“, fragte Emma. Miki zuckte schuldbewusst die Schultern und murmelte fast unhörbar:
„Ähm… aus einem Buch. Herausgerissen.“
„Dass ich das mal von dir hören würde“, kicherte Emma. Miki hätte normalerweise jeden erwürgt, der auch nur daran dachte, ein Buch zu beschädigen.
„Es war ein Notfall“, verteidigte er sich. „Ich konnte schlecht das ganze Buch aus der Bibliothek schmuggeln. Und um die Karte abzuzeichnen, hätte ich ewig gebraucht. Ich kann’s ja wieder reparieren. Jedenfalls würde ich diesen Weg nehmen, wenn ich du wäre.“
Er zeigte auf einen Gang, der in einem leichten Bogen bis in einen kleinen Hinterhof führte, ganz in der Nähe von Julies Werkstatt.
„Da musst du nur vier Mal abbiegen, siehst du?“
„Und der Plan stimmt ganz sicher?“, fragte Emily nach, während sie sich den Weg genau einprägte.
„Hm, ziemlich sicher“, sagte Miki. „Ich hoffe nur, dass darauf wirklich alle Abzweigungen eingetragen sind.“
Leicht besorgt runzelte Emily die Stirn. Auch wenn sie es nicht zugegeben hätte: Die Vorstellung, sich in den Katakomben zu verirren, war schrecklich.
„Ich nehme den Plan zur Sicherheit mit, in Ordnung?“, meinte sie und steckte ihn ein.
„Eigentlich hättest du ja Finns Kompass bekommen sollen“, murrte Emma. „Dann hättest du dich auf keinen Fall verirrt. Aber der taucht ja nicht auf!“
„Ich werde mich schon nicht verirren, auch ohne Kompass“, machte Emily sich selbst Mut. Sie hatte Finn die Mechanik schon vor einer Weile zurückgegeben.
Sie verließen Emmas Zimmer und liefen eine schmale Treppe hinunter in den Keller. Muffelige Luft schlug ihnen entgegen, und es war so düster, dass Emily mit dem Kopf gegen einen Balken knallte.
„Autsch!“, jammerte sie.
„Moment…“ Emma entzündete eine kleine Fackel, die sie mitgebracht hatte, und führte Emily und Miki einen engen Korridor entlang. An den Wänden stapelten sich alle möglichen Dinge: Alte Stühle, Regale, zerbrochene Gaslampen, Körbe und Truhen.
„Woher weißt du übrigens von dem Eingang in die Katakomben?“, fragte Emily.
„Ach, ich habe mal Leo belauscht, als er es jemandem erzählte. Seiner Freundin , um genau zu sein.“ Emma kicherte. „Hier ist es.“
Der Korridor endete in einem kleinen Gewölbe. Bis auf einige Holzkisten und Regale mit leeren Weinflaschen, auf denen eine dicke Staubschicht lag, war es leer. Auf einer Wand war ein verblichener Nachthimmel mit Sternen und Planeten zu sehen.
„Wo genau?“ Suchend schaute Emily sich um. Von einem Eingang war weit und breit nichts zu sehen. Von Spinnen glücklicherweise auch nichts.
„Ein bisschen versteckt ist er schon. Du musst einfach den Ring des Saturns drei Mal nach links drehen und dann zwei Mal nach rechts.“
Neugierig betrachtete Emily den Saturn genauer. Wie die anderen Himmelskörper war er aus Silber, und der Ring ließ sich tatsächlich drehen.
„Du musst auf das Klicken achten“, sagte Emma. Emily drehte den Ring drei Mal nach links, bis es leise klickte, dann zwei Mal nach rechts. Gleich darauf schwang ein Stück der Wand nach innen auf. Emily starrte in ein finsteres Loch.
„Na dann“, sagte sie und drehte sich etwas unbehaglich zu ihren Freunden um.
„Willst du es immer noch machen?“, fragte Miki besorgt.
„Ja. Wir müssen herausfinden, wer der Geist ist“, sagte Emily entschlossen und
Weitere Kostenlose Bücher