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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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zu.
    „Gar nichts. Ich meine… ich habe mich verirrt.“
    „Verirrt? Vom Dach der Bibliothek?“, schnaubte Hannah ungläubig. „Na, egal, geht mich ja nichts an, was du so treibst. Aber Arcanastra ist momentan kein guter Ort, um sich zu verirren. Du kommst besser mit uns.“
    Eine andere Möglichkeit hatte Emily sowieso nicht. Nervös schaute sie sich immer wieder um, ob neue Gefahren lauerten. Wenigstens war sie nicht allein.
    Hannah und Finn waren beide ziemlich sichere Reiter. Im Galopp trieben sie ihre Pferde durch die engen Gassen der Stadt, immer schneller und schneller… irgendwann schloss Emily die Augen. Wenn die Pferde bloß nicht stürzten…
    Doch dann wurden sie langsamer.
    „Was ist?“, fragte Emily und öffnete die Augen.
    Sie befanden sich vor einem steinernen Torbogen. Auf den Hausdächern zu beiden Seiten stand je ein Wächter mit verschränkten Armen und schaute auf sie hinunter. Wenn sie durch das Tor ritten, würden sie angegriffen werden, das war offensichtlich.
    „Was schlägst du vor?“, murmelte Finn. Er ließ die Wächter nicht aus den Augen.
    „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, antwortete Hannah. „Wir müssen einen anderen Weg suchen.“
    Finn griff in seine Tasche und holte den Kompass hervor, den Emily bereits kannte.
    „Hier entlang!“, rief Finn. „Das ist der kürzeste Weg.“
    Und schon ritten sie in atemberaubendem Tempo los. Emily runzelte die Stirn. Jetzt wusste sie wenigstens, warum sie ohne Finns Kompass durch die Katakomben hatte gehen müssen.
    Der Schieferstachler brach aus einer Seitengasse hervor, als sie auf ihren Pferden gerade im Galopp an Mr. Peebles Panoptikum vorbeigedonnert waren. Er schien noch wütender zu sein als damals im Bestiarium, denn seine Stacheln standen senkrecht in die Höhe.
    „Passt auf!“, schrie Hannah. Sie riss das Pferd herum, und Emily konnte sich nicht mehr halten. Unsanft landete sie auf dem Boden. Eine Sekunde lang war sie benommen, dann rutschte sie zu einer Hausmauer und stand auf.
    Ihre Knie schlackerten wie Wackelpudding, als der Schieferstachler sich umdrehte und direkt vor ihr stand. Drohend fixierte er sie und schlug mit seiner riesigen Pfote nach ihr. Im letzten Moment konnte Emily sich ducken, und die Krallen wetzten über die Wand.
    Wütend schüttelte der Schieferstachler sich und ging erneut zum Angriff über. Verzweifelt versuchten die Kinder, ihm auszuweichen. Die beiden Pferde scheuten und stiegen immer wieder.
    Finn trieb sein Pferd in die enge Gasse zwischen zwei Häusern und rief in Hannahs Richtung:
    „Du arbeitest im Bestiarium doch mit diesen Monstern, fällt dir nichts ein, wie wir mit dem fertig werden? Du musst Dutzende von Büchern über Schieferstachler gelesen haben!“
    Hannah ritt zu einer Mauer, hinter der schon Emily in Deckung gegangen war, und rief zurück:
    „Moment, ich denke nach… was weiß ich über Schieferstachler… ach ja, sie sind außergewöhnlich stark und sehr reizbar… in ihren Krallen und Stacheln befindet sich ein Gift, und wenn sie dich damit verletzen, stirbst du unter fürchterlichen Qualen… sie mögen Höhlen und das Meer… und Feuerwerk…“
    „Das ist alles nicht sehr hilfreich“, schrie Finn zurück und riss sein Pferd zur Seite. Der lange, stachelige Schwanz des Schieferstachlers peitschte hin und her und war direkt über ihm gegen die Mauer geprallt. Steine wirbelten durch die Luft. Das Tier stieß ein grollendes Knurren aus.
    „Wir könnten ihn anbinden“, schlug Finn vor.
    „Womit denn?“ Hannah hatte Mühe, ihr Pferd unter Kontrolle zu halten, und wäre beinahe gestürzt.
    „Oder ihn ablenken“, war Finns nächster Vorschlag.
    „Womit denn?“, schrie Hannah wieder. Es sah tatsächlich nicht so aus, als würde der Schieferstachler sich so ohne weiteres fangen oder ablenken lassen. Immer wieder griff er an.
    Emily kauerte noch immer hinter der Mauer. Feuerwerk, dachte sie… und hatte auf einmal eine Idee.
    Sie suchte einige Kieselsteine zusammen. Dann zog sie die Kette mit der Mechanik daran hervor und drückte auf den kleinsten Knopf, und nach wenigen Augenblicken begannen die Kiesel zu leuchten. Emily machte einen Schritt hinter der Mauer hervor. Der Schieferstachler drehte sich in ihre Richtung. Wütend knurrte er und kam auf sie zu.
    „Was tust du?“, rief Finn. „Bleib in Deckung!“
    Emily holte aus und schleuderte die Steinchen in die Richtung des Tieres. Sie zogen leuchtende Spuren durch die Luft – fast wie ein Feuerwerk. Der

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