Hüter des Todes (German Edition)
des Umbilicus zu werfen. Er wusste, dass er es niemals schaffen würde, durch den zerstörten Umbilicus bis nach oben zu klettern – ein Blick auf das Chaos aus Holzbalken und Kabeln und Leibern und herabtriefendem schwarzem Brei hatte ihm zumindest so viel verraten. Doch wenn es ihm gelang, sich nach draußen zu zwängen, in den Sumpf, dann konnte er sich mit den Händen einen Weg an die Oberfläche bahnen.
Er hatte schwer gegen den eindringenden Schlick und Schlamm ankämpfen müssen, doch indem er den Leichnam des Technikers als Ankerpunkt benutzt hatte, war es ihm gelungen, das zerfetzte Gewebe des Umbilicus zu packen und sich zappelnd und strampelnd nach draußen in den Sumpf zu ziehen.
Und jetzt war er draußen. Draußen und frei. Frei vom Kreischen und den Schreien und dem Anblick der Sterbenden im Umbilicus. Doch er hatte nicht damit gerechnet, wie unglaublich schwarz und zäh die Tiefen des Sudd tatsächlich waren. Er hatte nicht innegehalten und darüber nachgedacht, wie sehr die grauenhafte Konsistenz – dick wie Teer und zugleich sandig wie feines Schleifpapier – ihm zusetzen würde. Wie sehr sie seine Haut zerkratzen und seine Augen verletzen würde. Hastig schloss er die Lider, doch der Sand war bereits hineingelangt, und es gab keine Möglichkeit, ihn auszuwaschen.
Er hatte keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Er musste nach oben, an die Oberfläche. Er orientierte sich kurz in der absoluten Finsternis, dann begann er sich nach oben zu kämpfen.
So schnell Logan konnte, kletterte er durch die zerstörten Balken und Träger, die bis unter die Decke des Grabeingangs reichten, nach oben. Das Holz war schwarz und glitschig vom Schlick, und er hatte das Gefühl, dass er für jeden Balken, den er erklomm, wenigstens zwei wieder zurückrutschte. Gelegentlich sah er nach unten, um sich zu überzeugen, dass Christina Romero ihm noch folgte.
Es gab ein weiteres unheilverkündendes Beben, und die gesamte ruinierte Röhre des Umbilicus schien sich mit einem protestierenden Stöhnen gequälten Metalls vom Übergang zum Grab wegzubiegen. Die Schreie, die Hilferufe, die Schmerzenslaute – all das hatte unterdessen aufgehört, und das erfüllte ihn mehr als alles andere mit Verzweiflung. Es gab nur noch das schmatzende, spritzende Geräusch des Sudd, der durch die Überreste der gelben Röhre herabfloss, das Grab füllte und rings um sie herum anstieg.
Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen zog er sich auf den obersten Balken. Sein Kopf war nur wenige Zentimeter unter dem Dach des Interface mit dem Grabeingang. Die Decke des Umbilicus – wo die tiefste Sektion des Schlauchs in die Luftschleuse überging – hing bedrohlich tief über ihm. Hier oben war der Wust aus Balken bestenfalls labil und gefährlich, doch der zähe Sumpf, der unablässig weiter stieg und bereits Logans Waden erreicht hatte, hielt das Holz an Ort und Stelle wie schwarzer Leim. Während sich Logan gegen die oberste Metallstrebe der Schleuse stemmte, griff er nach unten und half Christina Romero auf den Balken neben sich.
Im trüben Schein seiner Taschenlampe war sie kaum wiederzuerkennen. Ihr Gesicht, ihre Haare, ihre Kleidung, alles war dick besudelt mit Sumpf. Ihre Augen waren kleine weiße Punkte in einem ansonsten undurchbrochenen Panzer aus Schlamm.
«Was jetzt?», kreischte sie. «Warten, bis wir in diesem Dreck ertrinken?»
«Wir werden nicht ertrinken!», rief Logan zurück.
Während er redete, gab es ein drittes, noch heftigeres Beben, und die beiden klammerten sich aneinander, während die gesamte Konstruktion zitterte und wankte und dann zur Seite hinscherte.
Logan richtete seine Lampe nach oben, auf die Stelle, wo das Gewebe des Umbilicus mit der Schleuse verbunden war. «Das reißt jeden Moment!», sagte er. «Hören Sie mir zu. Hören Sie mir genau zu! Wenn es passiert – wenn es reißt, dürfen Sie nicht in Panik geraten. Der Sumpf wird von allen Seiten auf uns herunterstürzen. Was auch immer passiert, bleiben Sie bei mir, okay? Ich halte mich an diesem Pfeiler hier fest – er ist in Granit und Basalt verankert, und er wird sicher halten.»
Er riss sich das Hemd vom Leib, dann öffnete er den Gürtel und wand sich aus seiner Hose. Er streckte die Hand aus, packte Tinas Bluse und riss daran, dass die Knöpfe absprangen und ihr BH zum Vorschein kam.
«Hey! Was zur Hölle machen Sie da?», rief sie.
«Ziehen Sie die Hose aus!», antwortete er. «Beeilen Sie sich, schnell! Ihre Kleidung – sie
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