Hüter des Todes (German Edition)
Blubbern der Flüssigkeit aus dem Schlauch waren zu hören.
Rush blickte zunehmend nervös von dem Mann auf der Trage zu dem Wassersiegel und wieder zurück. «Er wird zyanotisch», stellte er fest. «Erhöhen Sie den Unterdruck auf fünfzig Zentimeter!»
«Aber so ein starker Unterdruck …»
Rush wirbelte zu dem Sanitäter herum. «Verdammt, machen Sie einfach, was ich Ihnen sage!» Dann umrundete er rasch die Trage, öffnete den Mund des inzwischen reglosen Tauchers und begann mit künstlicher Beatmung.
Fünfzehn Sekunden vergingen, dann dreißig.
Dann, ganz plötzlich, zuckten die Gliedmaßen des Verletzten; er hustete Blut und Wasser, und dann machte er einen tiefen, zitternden Atemzug.
Langsam richtete sich Rush auf. Er sah den Taucher an, dann warf er einen kontrollierenden Blick auf das Wassersiegel. «Unterdruck wieder auf zwanzig reduzieren», murmelte er.
Er sah in die versammelten Gesichter, dann zog er sich die Handschuhe aus. «Behalten Sie den Abscheider im Auge», sagte er zu der Krankenschwester. «Ich gehe und bereite die medizinische Abteilung für eine gründliche Untersuchung vor.»
Er wandte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
Gegen Mittag stellte Logan fest, dass seine Füße – er war in der Anlage umhergewandert in dem Versuch, sich den Grundriss einzuprägen – ihn, ohne dass er es gemerkt hatte, zur Krankenstation gebracht hatten. Wenn tatsächlich nur einhundertfünfzig Personen an diesem Projekt arbeiteten, dann war diese Abteilung ein gehöriges Stück größer als nötig. Doch dann wurde ihm bewusst, dass sie sich weitab von jeglicher Zivilisation und jeglicher Hilfe von außen befanden.
Die Station wirkte ruhig, beinahe verschlafen. Logan wanderte durch den zentralen Korridor, blickte in offen stehende Krankenzimmer auf die leeren Betten und die unbenutzte Ausrüstung. Eine Frau im Schwesternzimmer schrieb Notizen auf ein Klemmbrett. Logan passierte einen großen offenen Bereich, der mit BEOBACHTUNG markiert war. Hier lag der verletzte Taucher, angeschlossen an verschiedene diagnostische Apparate.
Logan setzte seinen Weg fort und blieb vor dem nächsten Zimmer stehen. Es war anscheinend Rushs Büro; der Doktor saß an seinem Schreibtisch, mit dem Rücken zur Tür, und sprach in einen digitalen Recorder.
«Ein Katheter wurde in die Thoraxhöhle eingeführt und der drückende Pneumothorax gelindert, bevor es zu einer mediastinalen Verschiebung oder einer Luftembolie kommen konnte», diktierte er. «Beides hätte zum Exitus führen können aufgrund der Tatsache, dass es unter den gegebenen Umständen nicht machbar gewesen wäre …»
Als er merkte, dass jemand hinter ihm stand, schaltete Rush den Recorder ab und wandte sich um. Logan war von seinem Anblick schockiert: Rushs Gesicht war aschfahl, die Augen verschwollen und rot. Er sah beinahe so aus, als hätte er geweint.
Der Doktor lächelte schmal. «Hallo Jeremy. Setz dich doch.»
«Das war gute Arbeit», sagte Logan.
Das Lächeln verblasste. «Eine interessante Art und Weise, dich in das Team einzuführen.»
Logan nickte. «Ja. Einen Unfall wie diesen zu beobachten.»
«Unfall», wiederholte Rush leise. «Schon wieder ein Unfall.» Für einen Moment schien er in Gedanken versunken. Dann wurde seine Stimme fester. «Es tut mir leid, dass du das … wie soll ich es sagen, dass du mich so sehen musstest.»
«Du hast ein Menschenleben gerettet.»
Rush winkte ab. «Seit dieser Erfahrung damals mit meiner Frau habe ich so etwas nicht mehr erlebt. Bei meinen Forschungen hatte ich ja nur mit Leuten zu tun, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind. Das hier war seit damals das erste Mal, dass ich mit einer Situation konfrontiert war, in der es um Leben und Tod ging. Das erste Mal seit sie im Krankenhaus von Providence in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Ich hatte keine Ahnung, dass es mir so unter die Haut gehen würde.»
Er stockte, dann sah er Logan an. «Du bist der Einzige, dem ich das sage, Jeremy, aber ich hoffe, Porter Stone hat keinen Fehler gemacht, als er mich als Expeditionsarzt angestellt hat.»
«Kein Fehler. Stone hat einen phantastischen Arzt ausgewählt. Warte nur ab: Das war die einzige medizinische Krise hier. Von jetzt an läuft alles wie geschmiert. Was hältst du von einem Bissen zu Mittag, bevor ich zu dieser Christina Romero muss?»
Ein neues, breiteres, aufrichtiges Lächeln huschte über Rushs Gesicht. «Gib mir fünf Minuten, damit ich diesen Bericht zu
Weitere Kostenlose Bücher